Wiedergeburt

Puh, erstmal durchschnaufen, was für ein Tag. Mein Wecker klingelt um 6, da ich weiß, dass ich heute viel schaffen muss. Gleich mal wieder vorweg: natürlich hat nicht alles so hingehauen, wie geplant, aber dafür konnte ich etwas einschieben. Alias: “Es gibt keine schlechten Nachrichten, nur Änderungen in der Planung.” Mit der Metro bin ich nach Puente Alto gefahren, wurde pünktlich wie verabredet von meinem Mechaniker/Lehrmeister abgeholt und habe eine Lehrstunde bekommen. Was wird wann kontrolliert, welche Flüssigkeit muss wann wo rein. Was, wenn da Flüssigkeit ist, aber dort nicht, wo befinden sich die Sicherungen im Auto und welcher Papierkram steht in Chile an. Wir kontrollieren all meine Papiere zusammen und uns fällt auf, dass alles beides fällig ist, sowohl quasi die “Kfz-Steuer”, hier “Permiso de circulación” genannt, als auch der “TÜV”, die “Revision Tecnica”. Mir wurde immer gesagt, dass diese beiden Papiere unwichtig sind, sie aber zum Fahrzeug dazu gehören, also habe ich sie behalten, ihnen aber keine Beachtung geschenkt. Der TÜV hat eigentlich noch einen Monat Zeit, da ich heute aber eh zu Sichtkontrolle muss, dass der neue Motor ordentlich eingebaut ist und dass es sich tatsächlich um diesen Motor handelt, kann man das ja direkt mitmachen. Ich lerne, wenn man 20.000 Pesos unter die Fußmatte legt, dass es deutlich schneller geht und man definitiv seinen TÜV bekommt und keinen Zettel, was man alles ändern muss. Leider bekomme ich nur meine Sichtung für die Eintragung des neuen Motors. Mir wird gesagt, dass ich jetzt damit zum Bürgerbüro gehen kann und den Motor in die Fahrzeugpapiere eintragen lassen kann. Also lasse ich das Auto stehen und laufe zum nächsten Bürgerbüro, wo ich nur schief angeschaut werde und zum nächsten geschickt werde, was gottseidank nicht all zu weit weg ist. Dort angekommen, wird mir gesagt, dass die Fahrzeugeintragungen in wieder einem anderen Büro sind, ich gehe also dort hin und denke, puh endlich geschafft. Nö! Heute darf ich keine Nummer mehr ziehen, was hier üblich ist: Nummer ziehen und warten, bis man dran ist. Was ich dazu sagen muss, ich war 3 Stunden vor Ladenschluss dort. Aber die Dame ließ leider absolut nicht mit sich reden. Also gibt es heute auch keinen TÜV. Aber immerhin habe ich dadurch einen Stadtrundgang durch das Viertel La Florida gemacht. Blöd dass meine 20.000 Pesos schon entfernt wurden. Als ich das Geld zurück haben möchte, finde ich heraus, dass ich zwar morgen zum Bürgerservice gehen kann, die Eintragung aber circa 30 Tage dauert. Und ich dann erst zum TÜV kann. Diese gesamte Diskussion hat mich fast zur Weißglut gebracht, da mein Spanisch mittlerweile besser ist, als das English der Person, die es mir erklären wollte, die aber auch darauf bestanden hat, mit mir englisch zu sprechen und ich noch viel weniger verstanden habe. Naja, ich musste es doch akzeptieren. Was ich aber nicht akzeptieren wollte, waren die 20.000 Pesos, die mir ohne vorhandenen TÜV entwendet wurden. Mein Mechaniker ließ wieder seine Kontakte spielen und plötzlich wollte ein Mann mit dem Hyundai Galloper sprechen, hat mich gebeten, das Auto aufzuschließen, hat trügerischerweise irgendwas erklärt ist eingestiegen, hat das Geld in der Mittelkonsole abgelegt und ist dann wieder ausgestiegen. Witzige Aktion. Der ganze Prozess der technischen Revision bzw. bei mir nur Sichtung lief zuvor so ab, dass man seinen Schlüssel abgibt, die Autos in mehreren Reihen warten, währenddessen geht man rein zur Kasse, bezahlt seine 4.000 Pesos (circa 4 USD/€) und wartet dann bis das Auto an der Reihe ist, man aufgerufen wird und gegen Vorlage der Rechnung seine Schlüssel zurück bekommt. Dann kann man wieder nach drinnen und muss warten bis aus dem Büro jemand mit einem Stapel Zettel herauskommt und muss hoffen, dass sein Name mit aufgerufen wird. Das nervenraubendste an all diesem ist, dass man erstmal klar machen muss, dass man absolut keine Ahnung von den Prozessen hat und auch nicht weiß, was man alles für Papiere braucht und wofür diese dann da sind. Als ich meine Schlüssel wieder hatte, musste ich also umplanen und bin erstmal meinen Minikühlschrank kaufen gefahren, den ich vor ein paar Tagen in einem Outdoorgeschäft gefunden habe, als ich auf der Suche nach einer Möglichkeit war, dauerhaft Strom im Auto zu haben, ohne auf die Starterbatterie zugreifen zu müssen. In dieser Zeit schrieb mir endlich auch jemand explizit zu diesem Problem zurück und 1 Telefonat später, wusste ich, was ich mit dem Rest des Tages machen würde. Nach bereits 7 Stunden unterwegs fuhr ich kurz in meine Unterkunft, um schnell etwas zu essen und zu trinken und plötzlich ging gar nichts mehr, das Auto war tot. Der Portier war gottseidank so lieb und rief meinen Mechaniker für mich an und wie kann es sein, dass auf dem kurzen Weg eine der Hauptsicherungen kaputt gehen kann? Keine Ahnung, aber es war so. Mit dem Schlüssel wurde sie provisorisch repariert und ich fuhr etwas außerhalb von Santiago, wo wir innerhalb 2 Stunden ein elektronisches System im Auto installierten. Jetzt nur noch zurück in die Stadt, UV ist schon ganz gespannt und hat auch schon was Warmes zum Abendessen gekocht, während ich mich durch den Stadtverkehr gequält habe. Wir räumen das Auto schon mal ein, damit wir morgen, nachdem ich im Bürgerbüro war, so früh wie möglich starten können. Nach einem Tag mit so viel zu tun, gab es dann auch entsprechend viel zu futtern, Kürbissuppe (wir haben Herbst), israelisches Linsencurry mit Couscous und zum Nachtisch 2 Stücken Kuchen, die von Mitbewohnern aus UVs Hostel gebacken wurden und sie so freundlich waren, uns ein Stück abzugeben. So schmeckt das Leben!

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