Irgendwo im Nirgendwo

Was tun in Iguazu, wenn man die Wasserfälle von allen Seiten und zu jeder Uhrzeit gesehen hat? Einfach den Rest der Gegend erkunden, der weniger touristisch ist. Das kann ich ja eh am besten. Mich irgendwo im Nirgendwo verlieren und die Zeit mit den Einheimischen, der Natur und dem authentischen Leben vor Ort genießen. Deshalb hab ich mich heute einfach wieder ins Ungewisse gewagt, auch wenn ich primär ins Grüne wollte, war allein der Weg dorthin meiner Meinung nach spektakulär. Ich laufe durch das Barrio hermoso (Schönes Stadtviertel). Die Häuser könnten aber unterschiedlicher nicht sein. Am Anfang der Straße stehen Villen und ich laufe noch auf Teer, am ende habe ich Mühe ordentlich geradeaus zu laufen, weil der Weg so hügelig und voller Steine und Müll liegt. Die Leute grüßen mich aber erst hier hinten. Umso ärmer, umso freundlicher. Ein Mann mit Moped kommt mir auf der Huckelpiste entgegen. Er fährt seinen Hund chaufieren. Es wird immer Grüner. Manche Häuser sind ziemlich herunter gekommen, manche werden gerade erst gebaut. Ich schieße mein heutiges Foto des Tages. Ich stolper über ein paar Avocados auf dem Weg, schaue nach oben und tatsächlich, ein riesiger Baum voller Avocados, leider viel zu hoch. Ein bisschen weiter und die ersten Schmetterlinge düsen an mir vorbei, Metallic blau, 15 cm groß, wunderschön. Als es komplett ins Grüne gehen soll, trennt mich ein kleiner Fluss von der anderen Seite. Da es eh viel zu warm ist, entscheide ich mich dafür meine Schuhe und Socken auszuziehen, ihn zu überqueren und nach 2 Minuten sind die Füße auch schon wieder trocken aufgrund der Hitze. Also Schuhe wieder an und weiter geht’s. Rechts steht ein Haus und Ziegen grasen davor, also gehe ich nach links. Die Wege sind wieder nur Trampelpfade, rote Linien im saftigen Grün und ich tapse direkt in ein indigenes Dorf hinein. Auf der Suche nach dem Weg heraus, dringe ich nur immer tiefer hinein. Und diesmal fühle ich mich wirklich wie ein Eindringling. Die Kinder freuen sich zwar alle wie Bolle, winken mir zu, aber die Erwachsenen sind sehr skeptisch. Die Frauen trauen sich nicht mit mir zu sprechen und meiden Blickkontakt. Es reicht sogar soweit, dass ich einer alten Dame entgegenkomme, sie, bevor sich unsere Wege kreuzen, auf einen anderen Trampelpfad ausweicht und nach dem ich sie passiert habe, wieder auf ihren ursprünglichen Weg zurückgeht. Ich fühle mich sehr unwohl. Ein Mann bittet mich zu gehen, was ich ja auch vorhabe, aber man kann nie einsehen, wo man hingeht, da überall Mais, Bananen und Maniok steht und die Sicht verbaut. Am Ende hilft mir ein Junge auf seinem Fahrrad, weißt mir den richtigen Weg und ich begegne nur noch einmal einer Familie, die sich und ihre Kleidung gerade im Fluss wäscht. Jetzt will ich nur noch zurück in die Zukunft. Ich schlender noch etwas durch das Stadtviertel bis mein Gesicht aufgrund der Mittagssonne zu einem Wasserfall wird. Im Hostel angekommen, gibt es nur noch eine Handlung: Bikini an und rein in den Pool. Ich habe noch nicht ganz realisiert, was mir eben widerfahren ist, aber vermutlich werde ich das auch nie begreifen können, da ich niemals irgendwo im Nirgendwo aufgewachsen bin und nichts als die umgebende Natur zum Leben hatte.

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