Wer suchet, der findet!

Nach einem recht späten Frühstück brachen Claudia aus Neuquen und ich heute auf zu unserer Wanderung zum Gipfel des Cerro del Medio. Wir wussten in welcher Richtung sich der Weg befindet, aber nicht genau, wo wir hin mussten, also schauten wir nach und das Telefon schlug uns einen komplett anderen Weg vor, also entschieden wir, diesen bergauf zu gehen und den anderen bekannteren abzusteigen. Es stellte sich aber heraus, dass der Weg nach oben gar nicht so einfach zu finden war. Nach oben ist erstmal nicht schwer, wenn man in einer Stadt ist. Wenn man sich aber, ich nenne es jetzt einfach mal beim Namen, in den Slums von Ushuaia befindet, weiß man manchmal nicht, ob das eine Straße ist oder nur ein Weg zu einer Hütte. Wir haben uns ein paar mal verlaufen, mussten öfter nach dem Weg fragen und fanden heraus, dass die Einheimischen hier oben oftmals keine Ahnung vom Namen ihres Hausberges hatten. Wir mussten uns an unheimlich vielen Hunden vorbeischlängeln und einige Treppen aus Paletten zwischen den Häusern erklimmen, bis wir vor dem Wald standen. Man hatte uns gesagt, hier sei irgendwo ein Zaun, wenn wir den gefunden haben, diesen immer bergauf gehen, der führt uns direkt auf den Weg. Am Ende war es auch so, aber erstmal mussten wir in einem ziemlich dicht bewachsenen Wald unseren Weg ebnen und in einem Wald etwas zu suchen, ist unheimlich schwer, wenn man nur 5 Meter Sichtweite hat und ich nicht verstanden habe, wonach wir überhaupt suchen. Wir müssen uns zudem an unheimlich vielen Wassertanks und Plastikrohrleitungen vorbeizwängen, die hier deponiert wurden. Eine halbe Stunde später haben wir es geschafft. Das war spaßig, aber mit einem Weg ist es deutlich einfacher und schneller. Wir machen nun schnell Höhenmeter. Wir sind ein gutes Wander-Duo. Sowie der Wald aufhört, gehen wir erst in einer moorigen Landschaft, dann wie gestern am Gletscherfluss und dann den riesigen Schutthaufen entlang. Es ist wirklich interessant, dass hier jeder Berg eigentlich nur ein riesiger Haufen Schutt ist. Was gestern alpines Wandern war, soll heute ein Weg sein. Was ich sagen will, wir haben zwar immer wieder Markierungen, aber es ist kein Weg vorhanden, dementsprechend anstrengend ist es, den losen Schotter geradewegs steil bergauf zu kraxeln. 3 Stunden später sind wir auf dem Gipfel. Schnell warm einpacken und in die Sonne brezeln. Die gibt heute ihr Bestes, ohne sie wäre es unglaublich kalt, aber so sind perfekte Wander- und Pausentemperaturen. Ein kurzes Schläfchen später geht es auf der anderen Seite geradewegs wieder nach unten, bis wir auf den Weg treffen. Es macht uns Spaß unseren eigenen Weg zu suchen. Die Markierung führen uns dann wieder in einen Wald, der diesmal aber ganz anders aussieht, sehr verwunschen, die Bäume sind sehr niedrig und krumm. Weiter unten stehen dann Häuser im Wald, bestimmt 100 Stück, alle weit verstreut. Als ich eine Frau mit einer Glasscheibe in der Hand aufsteigen sehe, frage ich sie, ob sie hier wohne und ja, das ganze Jahr über (wir haben gerade Sommer und es sind durchschnittlich 10°C), ohne Strom, sie bauen gerade ein neues Viertel auf, im Wald, ohne Zugang von Fahrzeugen. Alles muss also erstmal eine halbe Stunde bergauf zum Haus getragen werden. Wie unterschiedlich man ein Leben führen kann. Von Menschen, die nicht viel haben, zu Menschen, die nicht viel haben wollen, zu Menschen, die Zugang zu allem haben können. Nach meiner Wanderung bin ich froh, eine so tolle Freundin gefunden zu haben, die mich zu unserem letzten gemeinsamen Abendessen zu sich einlädt. Ich bekomme von Yuval Shakshuka serviert, ein israelisches Gericht, so lecker, dass ich den Teller danach ablecken muss. Danach die Verabschiedung, die mir erstaunlich leicht fällt, da ich weiß, dass wir uns wiedersehen werden. 

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