
Der ursprüngliche Plan entspricht natürlich mal wieder nicht dem schlussendlichen Ergebnis. Als ich heute aufgestanden bin, stand UV schon im Haus, denn wir wollten heute die Unterkunft teilen, aber ihr hat es nicht gefallen, also war sie genauso schnell wieder weg. Mir gefällt es gerade gut, das es hier so persönlich und klein ist. Danach stand etwas Computerarbeit an. Ein paar e-Mails versenden, mich für die nächste Saison in der Antarktis als Schiffärztin bewerben und wieder einmal einen Rückschlag in der Regelung meines Autoproblems einstecken. Ich war heute soweit die Papiere für den Import eines neuen Motors von Chile nach Argentinien online auszufüllen. Der Haken an der ganzen Sache, es werden keine Buchstaben in der Reisepassnummer akzeptiert und somit kann ich das Verfahren nicht abschließen oder erst eröffnen. Naja, dann muss ich doch noch einen anderen Weg finden. “Die Reise fängt erst an, sobald das Auto kaputt ist.” wurde mir heute gesagt und dem kann ich völlig zustimmen. Man erlebt viel mehr, ist näher an der Bevölkerung und wird automatisch verlangsamt. Nachdem ich nicht mehr wusste, was ich machen sollte, kam Daniel, mein Host/Gastgeber wieder nach Hause und versorgte mich überraschender Weise mit einer riesigen Wassermelone zum Mittag. Am Mittagstisch diskutierten wir, was wir noch anstellen könnten und entschieden uns zusammen mit Claudia, meiner Zimmernachbarin, zu einer Recht späten Wanderung aufzubrechen. Zunächst ging es wieder durch einen Recht schlammigen Wald der sich dann öffnete und plötzlich fanden wir uns auf extrem saftigem Boden wieder. Überall Gänseblümchen, ein paar Heimatgefühle kommen in mir hoch. Eigentlich möchte ich mich nur ins Gras legen und die Eindrücke der letzten Tage verarbeiten aber wir sind ja schon Recht spät dran, also halte ich unser Wandertrio lieber nicht auf. Es folgt ein Abschnitt mit, wie soll ich es sagen, schaut euch einfach das Foto des Tages an. Mit Blick auf den Berg “cinco hermanos” – “fünf Brüder” genießen wir die Ruhe die wir hier finden. Nach der ziemlich viel begangenen Wanderung gestern, ist das Balsam für meine Seele. Ein paar Vögel die man zwitschern hört und sonst nichts. Manchmal ein Hauch eines frischen Pferdeapfels, die hier ziemlich viel rumliegen, vielleicht ist der Boden deshalb so grün. Auf dem Rückweg sichten wir dann auch einige Wildpferde. Aber erstmal geht’s weiter. Der Weg wird mit jedem Meter steiler und irgendwann traue ich meinen Schuhen nicht mehr, sodass ich nur noch von Ast zu Ast hangle. Klingt absurd, ist aber aufgrund der Steilheit tatsächlich möglich, da wir geradewegs nach bergwärts gehen. Ich muss vorausgehen und den Weg checken. Zugegebenermaßen sieht es irgendwann nicht mehr nach einem offiziellen Wanderweg aus, aber ich finde auch keine andere Möglichkeit, also geht es immer schnurstracks nach oben. Ein paar mal wird der Fluss überquert, der sich schon die gesamte Wanderung stets neben uns befindet und plötzlich tut sich ein sehr feiner Schleier auf, der Wasserfall “Cascada de los hermanos”. Nach einer kurzen Snackpause und frischen Wasser direkt vom Wasserfall geht es wieder zurück, und ich habe wirklich keine Lust dieses Stück abzusteigen. Aber irgendwie schaffen wir es, klatschen ein, als wir unten sind und auf dem Rückweg Bilder die Ruhe zusammen mit der untergehenden Sonne eine noch viel bessere und besondere Stimmung. Ich glaube ich habe das gebraucht um wieder in der Realität anzukommen. Die Welt ist auch außerhalb der Antarktis noch wunderschön. UV lädt mich zum Abendessen ein, sowie ich zurück bin und wir gehen in eine Karaoke-Bar, worauf sie so lange gewartet hat.