
Mit ein bisschen Yoga am Morgen kommt man doch viel besser in Schwung. Gottseidank ist die See heute wieder ruhiger und so kann ich wieder an den Vorlesungen teilnehmen. Wir erfahren einiges über Frauen in der Antarktis. Es war sehr hart für Frauen an Expeditionen teilnehmen zu dürfen. Es ist noch keine 100 Jahre her, dass die erste Frau eine Reise in die Antarktis unternehmen durfte. Die Männer meinten, sie brauchen die Antarktis, um sich besonders männlich zu fühlen, wirklich unbedeutend für eine Frau, die in der Antarktis forschen möchte. Danach erzählt uns Thomas einiges über den Tourismus in der Antarktis. Er ist gottseidank strikt durch die IIATO reguliert und die Antarktis wird dadurch besser als jeder andere Ort be- und geschützt. Ein bisschen Knotenkunde und ein witziges Spiel, bei dem ich mit meinem Partner verknotet wurde und wir uns wieder auseinanderknoten müssen. Wir schaffen es nicht, es gibt irgendeinen simplen Trick, auf den wir nicht kommen. Zwischendurch ein paar Saunagänge und Whirlpooleinheiten. Im Allgemeinen sehen heute alle wieder etwas besser aus. Es ist unser letzter Tag auf hoher See, wir sind alle unglaublich stolz, froh, beeindruckt, aber gleichzeitig auch traurig und wehmütig, dass es schon vorbei ist und wir bald wieder unsere eigenen Wege gehen. Es werden Nummern ausgetauscht, gemeinsame Reisepläne geschmiedet, Besuche geplant und und und. Wir sind alles sehr glücklich, dass wir dieses Erlebnis, was vermutlich das größte unseres Lebens bleiben wird, miteinander teilen durften. Dass die Crew und auch die Gäste zu einem Team und zu einer Familie zusammengewachsen ist. Dass wir so unfassbares Glück mit dem Wetter hatten und 8 von 8 Expeditionen hatten. Dass Plan A funktioniert hat auch wenn wir ein paar mal kurz vor Plan B waren. Dass uns die Crew so sicher durch die Drake-Passage und das Eis navigiert hat. Dass wir alle so viel Spaß miteinander hatten. Wir waren ein einem Ort, der kälter, trockener und windiger als jeder andere Ort auf dieser Erde ist. Am Nachmittag gibt es Champagner. Eine Auktion findet statt, was für ein Spaß. Tatsächlich steht das auf meiner Bucket-List. Das wollte ich schon immer mal machen. Es gibt ein Kartenspiel mit den Entdeckern der Antarktis, ein selbstgemachter Schal mit Pinguinen, 2 Bilder, die von Passagieren während des Fahrt gemalt wurden, die Möglichkeit, das Boot zu steuern, eine topographische Karte der Halbinsel, auf der wir gelandet sind und die Antarktisflagge, die täglich über unserem Schiff wehte. Die Einnahmen gehen an den WWF. Intrepid leistet wirklich eine tolle Arbeit hiermit. Das Kartendeck lässt mich völlig kalt, es geht für 100 USD an den Mann. Danach der Schal, 120€. Als das Bild eines Buckelwals gezeigt wird, weiß ich sofort, dafür biete ich. Es ist super schön. Ich mache das erste Gebot, 50 USD…ich werde natürlich überboten, jeder findet das Bild schön, aber die Leute sind noch nicht richtig in Laune. Ich bin bereits völlig drin, ich habe richtig Spaß daran. Teilweise mache ich es nur der Erfahrung wegen, es macht wirklich Spaß und es ist eine Menge Aufregung und Spannung, die in mir aufsteigt. Mit jedem weiterem Gebot, das ich mache, wird mein Champagnerglas aufgefüllt. Der Preis steigt. Jetzt habe ich Spaß daran den Preis einfach nur hoch zu treiben. Falls mich keiner überbietet, habe ich immerhin für einen guten Zweck gespendet und mit Abstand das coolste Souvenir überhaupt. Zum 1., zum 2. und zum 3. Das Bild gehört mir, ich springe auf, ich kann es nicht fassen, meine Freunde jubeln für mich und ich bin 240 USD ärmer. Jetzt kommen die anderen langsam in Schwung, das nächste Bild, was ich persönlich nicht so schön fand, geht für 612 USD an UV, meine Freundin aus Israel. Die Schifffahrt geht für 2500 USD, die Karte für 3600 USD und die Flagge für 1250 USD an den Mann. Jeder, mit dem ich spreche, meint, ich hatte Glück, dass das Bild ganz am Anfang dran kam, da die Leute noch nicht richtig dabei waren und es sei mit Abstand, das schönste Teil. Klar, ich bin gleicher Meinung, deshalb habe ich mir ja auch mein Erinnerungsstück geholt, was mich mein Leben lang in all die unglaublichen Momente und an diesen unwirklichen Ort zurückbringen wird. Nach der Auktion ist ein wenig Weinen angesagt. Wir schauen uns eine Slideshow mit den besten Momenten unserer Reise an. Was für Bilder. Waren wir wirklich nur 4 Tage dort? Es fühlt sich eher an, wie ein halbes Jahr. Ich bin nicht die einzige, die eine Träne vergießt. Wenn wir ehrlich sind, will keiner so wirklich in Ushuaia ankommen. Wir haben uns alle so lieb gewonnen. Unsere Expeditionsleiterin meint, dass das wirklich einzigartig war, dass wir alle so gut harmonieren und so viel Spaß hatten. Ich bin so unfassbar dankbar dafür. Es kommt wohl auch vor, dass es aufgrund des Wetters nicht möglich ist, auch nur eine Expedition mit den Zodiacs oder Landbegehungen zu unternehmen. Unvorstellbar für uns, wir hatten wirklich eine perfekte Zeit miteinander. Großer Applaus an die gesamte Crew, die Hoteliers, die Ingenieure, die Köche, besonders an Frank, den Chefkoch, und Luh unsere Kellnerin aus Indonesien, die Kellner, die Guides, die Schiffsärztin und unsere unvergessliche Expeditionsleiterin Stephi! Does that make sense?