In einem Scout-Haus (Pfadfinder-Haus) zu wohnen, hat schon seine Reize. Ich habe mein eigenes Zimmer und habe eine sehr ruhige Nacht gehabt. Ich frühstücke noch zusammen mit Busti, aber dann ist das Haus ganz mir, da er auf Arbeit muss. Erstmal ein bisschen Wäsche waschen und der kuschelbedürftigen Katze ein paar Streicheleinheiten gönnen. Dann mache ich mich auf den Weg, um die Gegend zu erkunden, denn in diesem Stadtteil von Montevideo war ich noch nicht unterwegs. Im Internet habe ich vorher geschaut, ob die drei Museen geöffnet haben. Auf den Webseiten stand jeweils Dienstag-Sonntag 12-18 Uhr geöffnet. In Google stand jedoch ein Hinweis in rot unter den Öffnungszeiten: “Gegebenenfalls andere Öffnungszeiten an Karneval!” Also alles ungewiss. Ich mache mich auf den Weg, um das zu checken und natürlich sind alle Tore verschlossen. Naja, dann halt nicht, der Weg ist interessant genug. Ich komme an diesem Schild vorbei, ich werde nur durch die Stühle im Hintergrund erst wirklich aufmerksam darauf. Natürlich preist es eine Karnevalsveranstaltung an, die heute stattfinden soll, eine Tablado, also eine Bühne, auf der eine Murga stattfinden soll. Murgas sind traditionell musikalische Theater meist mit politischem Hintergrund und einigen eingebauten Witzen. Die Gruppen sind stets in prachtvollen Kostüm und aufwendig geschminkt. Mir wurde gesagt, dass die meisten Make-ups an die 12 Stunden dauern und so kommt es, dass an den Hauptkarnevalstagen hier Feiertag ist und deshalb sind heute auch alle Museen geschlossen. Die Murgas proben das ganze Jahr für ihre Auftritte und einige sind sogar kleine Berühmtheiten. Ganz typisch für Südamerika, es steht keine Zeit auf dem Schild, denn die wird ja eh nicht eingehalten. Ich überlege hin und her, aber ich bin zu weit vom Haus entfernt, dass ich immer mal vorbeischauen könnte, ob es nun schon begonnen hat oder nicht. Ich setze meinen Spaziergang weiter fort Richtung botanischen Garten. Und lege mich ins Gras und beobachte Menschen und Tiere und lasse ein wenig die Gedanken schweifen. Heute bin ich ziemlich faul und bleibe am Ende 3 Stunden im hier, es ist aber auch wirklich weitläufig und lädt zum Flanieren und Picknick machen ein. Was ich im Park begonnen habe, setze ich im Haus fort. Heute passiert nicht mehr viel.
