Als ich aufwachte, entschied ich mich, meine Reise von Punta Ballena nach Colonia del Sacramento fortzusetzen. Da es keinen direkten Bus dorthin gab, fuhr ich erstmal nach Montevideo, um dort umzusteigen. Unterkunft und Anschlussbus waren noch nicht gebucht. Nur dieser Fakt machte es mir möglich meine Pläne wieder einmal über den Haufen zu werfen, als mich ein Freund, den ich beim Reisen kennenlernte, fragte, wo ich sei und dass er heute nach Montevideo komme. Na perfekt, ich war gerade aus dem Bus gestiegen. Dann bleibe ich halt hier. Ein Mittagessen stärkt mich und da ich die letzten Tage zu viel übers Bouldern nachgedacht habe, und ich noch von meinem vorherigen Aufenthalt in Montevideo als ich krank war, wusste, dass sich die Boulderhalle ganz in der Nähe des Busbahnhofes befindet, ging ich erstmal die 1,5 km dorthin. Ich wurde super aufgenommen. Meine Hände sind allerdings gar nichts mehr gewöhnt und so hole ich mir einige Blasen. Insgesamt ist aber das Niveau deutlich höher als in Deutschland. Als ich das anspreche, werden mir ein paar Weltklasse-Kletterer vorgestellt, unter anderem der Weltmeister im Speedclimbing. Wir sitzen noch gemütlich beisammen, die Mate-Tasse macht wieder ihre Runde und wir tauschen Nummern aus. Ich mag die Kombination auf dem Foto des Tages sehr: Logo der Kletterhalle, eine der 2 Kätzchen, Fingertape, und dann natürlich Mate. Dieses Bild stammt definitiv aus Südamerika. Direkt vor der Tür soll heute eine Karnevalsveranstaltung stattfinden. Noch bevor sie anfängt, setzt ein heftiges Gewitter ein und ich verlängere meinen Aufenthalt in der Boulderhalle. Dann muss ich aber doch irgendwann in den Bus steigen und beobachte einige Stromleitungen, die aufblitzen und das Licht pflanzt sich die gesamte Leitung fort. Auch das habe ich in Deutschland noch nie gesehen. Der Bus wird zur Bühne. Erst kommt ein Mann herein, der den Leuten Zaubertricks zeigt und das “Publikum” mit einbezieht. Als er aussteigt, steigt auch schon der nächste mit seiner Gitarre ein, erklärt kurz, was er für ein Lied singen wird, fängt an und ich muss aussteigen. Heute darf ich bei Charly schlafen, einem Freund, den ich im letzten Hostel in Punta Ballena kennengelernt habe. Ganz spontan nimmt er mich auf und kocht sogar ein Abendessen für uns. Ein weiteres Mal bin ich sehr dankbar über die Gastfreundschaft, die ich hier erfahren darf!
