
Gestern sagten alle zu mir: “Morgen ist ein neuer Tag” und ich dachte mir nur, ja aber das wird nichts an meiner Situation ändern und heute bin ich tatsächlich mit einer komplett neuen Idee aufgewacht, ohne eine schlaflose Nacht gehabt zu haben oder viel zu grübeln. Die Idee lautet wie folgt: Ich lasse mich nach Buenos Aires abschleppen, versuche dort auf die nicht mehr stornierbare Fähre zu fahren, genieße die Überfahrt nach Montevideo (Uruguay) und rolle wieder von der Fähre runter und dann kann man immer noch sehen. Wir haben also halb 10 angefangen nach einem Abschleppdienst Ausschau zu halten. Kurz vor 11 haben wir endlich jemanden erreicht, der Zeit hat. Er bräuchte 40 Minuten oder etwas weniger bis zu uns. Das würde genau passen. 16 Uhr geht die Fähre, man soll 2 Stunden vorher da sein und wir müssen noch 2 Stunden nach Buenos Aires fahren. Um 12 fange ich an, nervös zu werden. Gehe ständig aus der Werkstatt raus, schaue die Straßen hinunter, aber kein Abschleppdienst. Ich bekomme ein Sandwich mit Asado ( gegrilltem Fleisch), Wasser und etwas Öl für den Weg, da ich ja welches verliere. Alles kümmert sich nur um mich. Es ist wirklich herzlich. Das Fährunternehmen wird kontaktiert, ob es möglich ist auch nur eine Stunde vorher zu kommen. Klar, kein Problem. 13 Uhr ist der Transport immer noch nicht da, jetzt werden auch die anderen nervös. 13:15 dann endlich, alles springt auf. Wir haben vorher geklärt, dass ich den Abschlepper per Western Union bezahlen werde. Während er mein Auto auf seinen Laster zieht, wird seine Identifikationsnummer und sein Name von der Oma aufgeschrieben. Paula legt die Ölflasche in mein Auto und denk daran noch ein abschließendes Selfie zu machen. Ich danke allen rechtherzlich für die Übernachtungsmöglichkeit, für das Essen & Trinken und für alle die Mühen mir meine Reise nur so angenehm wie möglich zu machen. Wir verabschieden uns schnell und sind auf dem Weg nach Buenos Aires. Voraussichtliche Ankunft 15:30. Das wird knapp, da wir vermutlich langsamer sind. Aber der Verkehr ist gut, die Mautgebühren werden immer mit Telepass bezahlt, also mit einem Chip, der in der Frontscheibe klebt und die Schranke automatisch öffnet und wir kommen 15:25 am Hafen an. Wir fragen den ersten Security-Mann, ob wir mit Abschlepper reinfahren können. Die Kommunikation läuft super, jeder neuen Mann, den wir sehen, weiß Bescheid und weist uns ein. Mein Auto wird direkt vor der Fähre abgeladen. Alle anderen warten schon in der Schlange, um auf die Fähre drauf zu kommen. Ich zeige meine Fahrzeugpapiere vor und soll noch nach drinnen. Dort ist alles wie in einem Flughafen aufgebaut. Erstmal Check-in. Danach nach obenGepäckkontrolle und zum Immigrationsbüro, also Ausreise aus Argentinien und Einreise nach Uruguay 1 Meter voneinander entfernt. Ich bin komplett allein hier, da ich vermutlich die Letzte bin. Alles läuft glatt, ich steige in mein Auto und die Fähre wird beladen. Nachdem alle anderen draufgefahren sind, startet mein Motor, ich fahre ein paar Meter auf die Fähre und schalte schnell alles wieder aus. Der erste Mann auf der Fähre gibt mir den Kontakt seines Mechanikers und ich ruhe mich auf der Überfahrt tatsächlich etwas aus. Angekommen in Montevideo, lasse ich wieder alle an mir vorbeifahren. Die Zollkontrolle läuft bei mir wie folgt ab: Der Mann schaut mich komisch an, weil er hört, dass etwas nicht in Ordnung ist. Ich sage, ja mein Motor ist kaputt, ich brauche einen Mechaniker. Ich soll nicht weiterfahren. Die Zollkontrolle findet also nicht statt. Wir gehen zum Chef des Immigrationsbüros, da mein Auto auch noch eine Art Pass für Uruguay bekommt. Danach kommt ein Mechaniker hinzu, schaut sich alles an und noch ein weiterer. Eigentlich haben alle Feierabend, aber wir diskutieren noch eine Stunde lang, was ich am besten machen sollte. Ich wollte eigentlich vor die nächste Werkstatt fahren, welche nur 700m entfernt ist und dort im Auto schlafen. Viel zu gefährlich meinen die 4. Schlussendlich bleibt mein Auto in Hafenbereich stehen. Nicht auf dem Parkplatz, der 12€ pro Tag kostet, sondern genau da, wo morgen früh die Fähre wieder beladen wird. Alles mit der Security abgesprochen, wenn ich es vor 9 Uhr wegfahre, alles kein Problem. Zusammen mit dem Chef des Immigrationsbüros schaue ich nach einem bezahlbaren Hostel und entscheide mich für den 6er Frauen Schlafsaal im Viajero Hostel. Gute Wahl, denn bereits nach 5 Minuten beschließen wir, zu dritt noch etwas essen & trinken zu gehen. Zusammen mit Lauren aus Israel und Sotiria aus Griechenland kann ich etwas die Qualen des Tages vergessen und die Zeit genießen. Am Ende sind es wieder die Menschen, die man ins Herz schließt und die einen über den Tag retten.