Mein “Postillon”

Heute im Tagesblatt: Anekdoten und Absurditäten einer Überlandfahrt von Bariloche nach El Chocon. Unnützes Wissen und doch irgendwie interessant zu wissen. Startpunkt ist unser Hostel Arrayan in Bariloche. Wir fahren nochmal kurz Richtung Zentrum, um mal schnell ein Foto zu machen. Ich glaube, auch der Leser weiß mittlerweile, dass “mal schnell” in Südamerika nicht wirklich möglich ist. Wir parken das Auto und kommen an den Ort, an dem das heutige Foto des Tages entsteht. Davor eine ziemlich lange Schlange. Wir wissen ja, dass die Chilenen es mögen, Schlangen zu bilden und sie sind dabei nicht allein. An Bushaltestellen entstehen meterlange Schlangen und so auch hier. Jeder nach dem anderen. Als ich an der Reihe bin, meine Fotos schieße, wird danach sogar noch höflich gefragt: “Fertig?”. Nicht, dass die Anderen mein Foto noch zerstören. Schon höflich aber auch irgendwie witzig. Wir fahren jetzt aber mal wirklich los, 5 h stehen uns bevor. An den Straßenkreuzungen warten Tagelöhner auf ihren Einsatz. Rotes Licht an der Ampel und es ist ihre Zeit. Sie gehen auf die Kreuzung, einer jongliert mit ein paar Kegeln, ein anderes Paar macht Akrobatik-Yoga und wieder ein Anderer bietet den Autofahrern an, die Frontscheibe zu säubern. Kurz Geld einsammeln und schon wird die Ampel grün und sie verschwinden auf die Bürgersteige und warten auf den nächsten Einsatz. Ein paar Kilometer weiter muss ich anfangen zu lachen. Es sieht einfach nur putzig aus. Eine Gruppe von Senioren gehen zusammen mit ihren Pflegern spazieren. Genau wie wir es aus dem Kindergarten kennen, Händchen haltend und schön hintereinander weg. Das habe ich zuvor nicht gesehen, aber sah wirklich süß aus. Was mich etwas auf die Palme bringt, ist das Verhalten als Linksabbieger hier. Ich verstehe es nicht, warum man sich das Leben so schwer macht. Wir wollen links abbiegen, machen den Warnblinker an und fahren auf den rechten Seitenstreifen, beobachten den Verkehr und warten natürlich ewig. Macht es jemand nach der europäischen Norm, wird sich Seitens der Argentinier aufgeregt. Alles etwas verzwickt. Wir müssen tanken. Es gibt hier eine spezielle Tankstelle “YPF”. Diese ist eine verstaatlichte Ölgesellschaft und deshalb neben den privaten, wie “Shell” und anderen, günstiger. Interessantes System, wie ich finde. Wir tanken CNG. CNG ist ein Biogas und hier an jeder Tankstelle zu bekommen, günstiger als Diesel oder Super und zudem CO2-neutral. Während des Tankprozesses müssen wir aus Sicherheitsgründen aussteigen. Voll betankt und wieder ab auf die Straße. Die Polizei überholt uns und wie immer fährt sie dauerhaft mit Blaulicht. Was in Deutschland verboten ist, ist in Argentinien aus Sicherheitsgründen Standard. Die Argentinier setzen auf Sicherheit und so gibt’s die letzte Absurdität heute direkt aus der Pampa. Die Straßen sind hier ja sehr gerade und damit meine ich wirklich schnurstracks geradeaus, stundenlang. Wir passieren ein Straßenschild, darauf abgebildet: für das Deutsche Hirn eine scharfe Kurve nach links. Jeder würde jetzt die Geschwindigkeit reduzieren, aber das machen wir nicht. Die scharfen Kurven, weitere folgen, stellen sich hier als kleiner Knick in der Straße heraus. Damit man also nicht weiter kerzengerade fährt, sondern alarmiert wird, das Lenkrad nun minimal zu bewegen, gibt es hier ein Schild. Sicherheit muss sein! Irgendwann kommen wir dann auch an. Ich verabschiede mich aus der Zentrale für Klatsch und Tratsch von den Straßen Argentiniens und immer schön die Augen offen halten!

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