
Was für ein Tag. Im Moment bewege ich mich nur noch wie eine Omi fort. Wie es dazu kam, erzähle ich euch gern. Wir parken das Auto am Straßenrand und gehen Richtung Bahia Lopez und direkt zum Mirador Brazo Tristeza. Bis dahin verlief alles gut. Da ich keine Lust auf Touristenmassen habe, habe ich uns einen schweren Wanderweg auf den Cerro Lopez ausgesucht. Die Frau in der Touristeninformation hat uns gestern mit riesigen Augen angeschaut, als ich ihr von unserem Vorhaben erzählt habe. Sie meinte, der Weg ist wirklich sehr sehr schwer und sie versicherte mir, dass dort kein Schnee mehr läge. Als der schwere Weg anzufangen scheint, steht direkt ein Schild dort: “Wanderweg gesperrt!” Wer mich kennt, weiß, dass das kein Hindernis für mich ist. Die ersten Personen kommen uns direkt nach ca. 200 m wieder entgegen. Es fällt uns am Anfang etwas schwer, den Weg auszumachen, es gibt quasi keinen Weg und tausende. Wir drehen ein paar Mal wieder um, bis wir herausfinden, dass die Steinmännchen, aufgestapelte Steine hier die einzige Wegmarkierung sind, aber da das Terrain so alpin ist, findet man sie fast alle 20m. Wir gehen also zu einem Steinmännchen, um von dort aus nach dem nächsten Ausschau zu halten, was gar nicht so einfach ist, da der Cerro Lopez einfach nur ein riesiger Steinhaufen ist. Der Untergrund bewegt sich dauerhaft. Entweder quälen wir uns auf Sand nach oben, 2 Fußlängen vorwärts und wieder eine zurück oder wir rutschen auf Schotter wieder etwas talwärts. Ich bevorzuge auf den riesigen Steinen nach oben zu klettern und diesmal ist klettern wirklich der richtige Ausdruck, denn wir müssen fast dauerhaft unsere Hände mitbenutzen, so steil ist es. Meine Wanderstöcke sind hier völlig nutzlos. Ab und zu Wackeln die riesigen Steine etwas und man muss hoffen, dass sie gut genug in einander verkeilt sind. Ich glaube, Gustavo hat mich ein paar Mal zwischendurch ein paar Mal verflucht für meine Auswahl, auch wenn er ganz ruhig geblieben ist und nur ab und zu eine kurze Minute Pause brauchte. Gut, dass der Wind so stark weht, sonst würden wir wegschmelzen in der Sonne. Nach 6h sind wir endlich oben am Gipfel. Ich muss zugeben, dass ich das erste Mal beim Wandern zwischendurch etwas Angst hatte. Wäre ich allein gewesen, wäre ich definitiv umgedreht. Wir wollen unseren Augen nicht ganz trauen. Auf dem Grat ist es unmöglich weiter zu gehen. Hier absteigen, wo wir aufgestiegen sind, noch viel unmöglicher. Dort, wo der eigentliche Weg verläuft, ist ein riesiges Schneefeld. So viel also dazu, es liegt kein Schnee mehr hier oben. Naja, da es unsere einzige Möglichkeit ist, teste ich erstmal, wie der Schnee beschaffen ist, ob er uns trägt und ob wir Tritte hinein stampfen können, denn der Hang ist ziemlich steil und wir wären schneller wieder im Tal als uns lieb ist. Die Angst bleibt also. Jeder Tritt wird ein paar Mal überprüft und so schleichen wir über den Schnee. Da wir die Schutzhütte, das Refugio Lopez schon vom Gipfel aus gesehen haben, wissen wir, wo wir ankommen sollten, denn ab hier müssen wir uns auf unsere Erfahrung verlassen und selbst einen Weg suchen. 3 Schluchten machen es uns etwas schwer, aber am Ende klappt es doch irgendwie. Wir haben uns beide mindestens einmal heute lang gelegt und sind am Ende doch mit allen 10 Fingern und 10 Zehen am Refugio angekommen. Leider gibt es kein Essen und Trinken dort, also essen wir schnell unsere letzten Snacks, füllen Wasser nach und sind schon wieder auf den Beinen. Ab hier ist der Weg recht leicht und eindeutig, aber er zieht sich und scheint nach 2 h endlos zu sein. Wir sind sehr zügig unterwegs aber auch unsere Körper werden nach 10 Stunden laufen ziemlich müde. Umso erfreulicher ist es, als uns ein Auto die letzten 2 km auf der Straße bis zum Auto fährt. Jetzt gab es nur noch einen Berg warmes Abendessen, was wir uns in der Hostelküche schnell zubereitet haben, eine heiße Dusche, die Schuhe durften wieder mit duschen, weil sie so dreckig waren und ein warmes kuscheliges Bett.