Barranco-Camp – Karanga-Camp – Barafu-Camp (10km, 770hm, 9h)

Die Nacht war kalt und so auch der Morgen. Als wir aufstehen, ist es noch dunkel. Bis Avi fertig ist, ist es hell, aber immer noch sehr kalt. Die ersten Hubschrauber fliegen und holen Wanderer ab, die sich nicht mehr gut fühlen. Ab nun geht das in Dauerschleife. 3500USD kostet es, sich mit dem Hubschrauber abholen zu lassen. Ich kämpfe weiter. Mit der gleiche Medikation wie gestern geht es wieder los. Wir gehen Richtung einer fast senkrecht empor steigenden Wand, der Barranco-Wall, während die Porter die letzten Zelte abbauen und ihr Gepäck auf den Kopf schwingen. Heute haben wir unsere Wanderstöcke bewusst weg gelassen, da wir mehr klettern als wandern müssen in den nächsten Stunden. Sowie die Sonne über den Berg kommt, wird es wärmer. Wir fangen sogar an, zu schwitzen. Die Porter leisten eine unglaubliche Arbeit unser Essen, die Zelte und alles mögliche hier hoch zu tragen. Während wir uns den Wanderweg hinaufquälen, finden die Porter doch immer wieder einen anderen Weg nebendran um uns zu überholen. Und dann passiert es… Ein Porter stürzt. Er fällt und fällt. Direkt springe ich in den Notarzt-Modus. Gottseidank tut ihm nur die Hand weh. Alles andere ist gut. Die Stimmung ist nun etwas gedrückt, aber es muss weiter gehen. Irgendwann kommen wir oben an. Das Wetter ist super aber trotzdem kalt. Wir sind nun auf einem kleinen Plateau und haben und eine kleine Snack- und Teepause verdient. Nachdem wir ganz viele Fotos im Springen, im Hand-Stand oder sonst welchen Posen gemacht haben, müssen wir unseren Sauerstoff-Haushalt wieder etwas herunterfahren. Wir setzen uns, hinter uns der Kilimanjaro. Wir genießen unseren Ingwertee, Samosas und Kekse. Weiter geht es nach unten, um dann wieder nach oben zu wandern. Der Blick ist weit, überall sehen wir abgebrannte Bäume. Der Boden wird immer trockener. Der Kilimanjaro ist dafür berüchtigt, dass er so staubig ist, dass man danach Husten, den berühmten Kili-Husten, bekommt. Am Karanga-Camp angekommen, steht wieder unser Zelt bereit. Viele bleiben hier im Camp über Nacht, nachdem wir unser Mittagessen zu uns genommen haben, schließen wir die 2. Tageswanderung an. Nun geht es wieder sanft Berg hoch. Da wir schon sehr lange auf den Beinen sind merke ich schon jetzt, wie sch mein körperlicher Zustand wieder verschlechtert und meine Temperatur steigt. Anstatt also bei jeder Pinkel-Pause von Avi zu stoppen, gehe ich ganz langsam aber sicher weiter. Avi schafft es auf 16 Mal Pinkeln an einem Tag durch die Tabletten gegen die Höhenkrankheit. In den Wolken steigen wir auf. Ich bin wie in Trance und Versuche den besten Weg zu finden, da die anderen ja hinter mir sind. Ich versuche mich an den Portern zu orientieren, die den Weg heute zum zweiten Mal gehen, da sie Wasser in 10-Liter-Eimern von einer nahegelegenen Quelle am Karanga-Camp zum Barafu-Camp hinauf schleppen, damit wir Tee, Wasser zum Trinken, Kochen und Waschen haben. Dee Weg wird immer länger und ich kämpfe mit meinen Reserven. Ich ziehe den Hut vor den Portern, den waren Helden des Kilimanjaro. Mit Ankunft im Camp lasse ich die Wanderstöcke sacken, gehe schnell aufs Klo und schaffe es nicht mal mehr für ein Foto vor dem Barafu-Camp zu posieren. “Lasst mich alle in Ruhe!” Ich schaffe es heute nicht einmal mehr heraus, um zu essen oder die Sauerstoffsättigung im Blut zu messen. Alles kommt zu mir ins Zelt und da meine beiden Guides auch besorgt sind, kommen sie mit einem Medikament ins Zelt, dass gegen meinen Husten sein soll, der mir das Leben wirklich schwer macht. Atemnot, sobald ich mich flach hinlege, sodass ich nachts aufwache. So kann es nicht weiter gehen. Ich bin am Kilimanjaro, was eigentlich schon genug Herausforderung ist. Sie überreichen mir ein Medikament, ich schaue kurz hinten drauf und lese ein Antibiotikum. Perfekt, das ist genau, was ich brauche. Ich nehme es wohlwollend an und lege mich wieder hin.