Im Waisenhaus: Tag 2

Da ich in der Nacht nicht viel schlafen konnte, blieb ich noch etwas länger im Bett liegen, während ein paar Mädchen haufenweise gewaschene Wäsche sortieren und zusammen legen. Es ist wirklich erstaunlich, wie eine Hand hier die andere wäscht. Ist jemand von den ganz kleinen hungrig, weiß jeder was zu tun ist. Sind die Windeln voll, greifen die ältesten Mädchen zu, kochen tun die älteren Jungs. So viel Harmonie. Jeder ist froh, dass es Clare gibt, denn ohne sie, würde keiner von den 150 Kindern ein zu Hause haben. Und selbst um mich wird sich nun gekümmert. Da mein Ausschlag noch nicht besser geworden ist, verschreibt mir ein befreundeter Doktor härteres Zeug und ich muss nicht mal das Haus verlassen, um es am Ende in Empfang zu nehmen. Clare hat alles organisiert. Da das Geld nur in das notwendigste gesteckt wird, gibt es nur eine halbe Kloschüssel und auch die Dusche ist kaputt. Es wird sich also, wie ich es schon aus Peru oder Bolivien aus einigen Orten kenne, mit einer Schüssel Wasser “geduscht”. Ein wenig kochendes Wasser vom Herd dazu und schon wird alles angenehmer. Ich habe die Anweisung bekommen, 2 mal pro Tag zu duschen und danach muss ich mich mit 2 verschiedenen Salben eincremen. Mama, wie Clare hier verständlicherweise alle nennen, wird nun auch meine Mama, obwohl wir das gleiche Alter haben. Wie eines von ihren Kindern cremt sie meinen Rücken ein. Den Rest schaffe ich allein. Ich fühle mich hier so wohl. So viele Menschen, jeder ist glücklich. Nie gibt es auch nur einen Streit.

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