
Wie immer klingelt um 6 Uhr der Wecker. 6:30 Uhr treffen wir uns fertig gepackt zum Frühstück. Was machen wir heute eigentlich? Heute steht Chimpanzen-Trekking auf dem Plan berichtet mir Pérez. Zur Sicherheit schauen wir nochmal in den schriftlich festgehaltenen Plan für meine Reise. Heute morgen ist sogar nochmal ein Game-Drive also eine Safari geplant. Pérez meint, das schaffen wir nicht. Wir rechnen kurz durch und ich kann die Safari doch noch heraushandeln. Wir sitzen also nicht mehr lange herum, sondern machen uns direkt auf den Weg. Meine Wanderkleidung, die beim Gorilla-Trekking völlig im Schlamm stand, wurde über Nacht für mich gewaschen. Noch nass breiten wir also alles im Auto aus, in der Hoffnung, dass es bis heute Nachmittag getrocknet ist. Diesmal im nördlichen Teil des 1900km² großen Nationalparkes unterwegs, besichtigen wir den Teil, den auch Queen Elizabeth irgendwann mal besuchte und ihm seinen Namen verlieh. Die Natur sieht hier ganz anders aus. Viele “Kaktusbäume” und es ist alles flach. Direkt zu Anfang sehen wir ein Bischbock-Pärchen und ich denke, ich habe das Foto des Tages in der Tasche. Es war auch der erste männliche Buschbock mit Horn, den ich auf meiner Reise zu Gesicht bekommen haben. Ich bin jetzt schon mit meinem Tag zufrieden, aber er hält noch so viele Fotos des Tages bereit. Das Dach vom Van ist auf und ich stehe auf den Sitzen und kann so alles beobachten, während Perez fährt, stoppt oder mir Dinge erklärt. Diesmal soll ich nicht nur nach Tieren, sondern auch nach Autos Ausschau halten. Aber weit und breit nichts in Sicht. Sind wir allein in diesem Park? Und dann sehe ich in der Ferne viele Autos in eine Richtung düsen. Wir drehen also um und fahren in die gleiche Richtung. Auf dem Weg entdeckt Perez noch einen Leoparden in einem der Kakteen. Da er aber relativ weit weg ist und Perez Löwen sehen möchte, sagen wir nur ein paar Leuten Bescheid. Die Nachricht scheint sich wie ein Lauffeuer zu verbreiten, da uns nun extrem viele Autos aus Richtung Löwen entgegen kommen. Jeders Auto mehr, dass uns entgegenkommt, bedeutet ein Auto weniger, das uns die Sicht versperren kann. Die Fahrt ist relativ lang. Alle Sichtungen auf dem Weg wie Pumba, Kob und Büffel werden nur abgehakt und wir düsen weiter. Angekommen, liegen die Löwen etwa 25 m weit entfernt von der Straße. Ich klettere auf das Dach des Safari-Vans und schaue durchs Fernglas. Die 2 Löwinnen sind mit Halsband getrackt. Sie liegen faul im Gras. Nicht einmal den Kopf können sie oben halten. Jedes Mal, wenn sie sich nur ein wenig bewegen, steigt die Spannung. Der Kopf geht hoch und ich denke das zweite Mal ich schieße das heutige Foto des Tages. Während ich die Löwen beobachte steigt Perez aus dem Auto und macht Fotos von mir. Es ist bereits zu heiß, als dass sie sich aufbequemen könnten. Selbst viele Kobs sind nicht weiter als 200 m von den Löwen entfernt. Da die Zeit rennt, machen wir uns bald wieder auf den Rückweg, wollen nochmal beim Leoparden vorbei, aber er ist nicht mehr da. Also geht es nun auf kürzestem Weg heraus aus dem Park und rauf auf die Teerstraße.
Unser Ziel ist nun Kibale. 14 Uhr müssen wir da sein, wir haben 120 km zu fahren. Wir überqueren abermals den Äquator, machen wieder unsere Erinnerungsbilder und weiter geht’s. In Kasese angekommen, machen wir eine kurze Mittagspause. Ich habe mir lokales typisches Essen gewünscht und deshalb gibt es heute kein Lunchpaket mit Sandwich oder Wrap aus der Unterkunft. Stattdessen gibt es Katogo Beef. Eine Art Gulasch mit sämtlichen Teilen vom Rind inklusive Magen mit Kochbananen (Matooke). Gestärkt geht es weiter. Pérez tritt ordentlich das Gaspedal durch und ich nicke Weg. Kurz vorm Ziel wache ich auf. Wir werden definitiv nicht pünktlich im Kibale Nationalpark ankommen. Ich klettere im Auto umher, packe schon mal meine Sachen und wechsle in meine Wanderkleidung. Mit uns kommen am Parkeingang 2 weitere Autos an, wir sind also nicht die einzigen, die 3 Minuten zu spät da sind. Wie immer muss ich alle Daten wie Reisepassnummer, Handynummer und Herkunftsland angeben und dann geht’s auch schon ans Briefing, also die Unterweisung. Es kommt noch eine Truppe später an, aber dann sind wir vollzählig. Wir werden in kleine Gruppen aufgeteilt. Ich bin mit 2 Mädels aus Holland in einer Gruppe, wir sind die kleinste und werden begleitet von 4 Leuten, 2 bewaffnete Ranger, 1 nicht bewaffnete Rangerin, die unsere Tour heute leitet und einer Trägerin, für das Gepäck der Frauen aus Holland und als Hilfestellung, falls es Schwierigkeiten entlang des Weges gibt. Wir stiefeln los. Wir sind ja eh schon mitten im Wald. Kibale die Primaten Hauptstadt der Welt, mit 13 verschiedenen Affen-Arten, die alle in einem Ökosystem leben. Das gibt es nur hier. Normalerweise leben sie alle allein. Anders als Gorillas, die in Familien leben, leben Schimpansen in Gemeinschaften zusammen, die dann noch kleinere Gruppen bilden können. Im Kibale Nationalpark gibt es 13 dieser Gemeinschaften, wovon 5 an den Menschen gewöhnt wurden. 3 davon sind für die Forschung, 2 für den Tourismus und 1 davon werden wir heute hoffentlich bei unserer Wanderung finden. Wir wandern los und es ist direkt anders als in Bwindi. Keine Berge, alles flach trotz dessen, dass wir auf 1600 m sind. Der Boden ist sehr feucht. An Stellen die zu nass sind, helfen Holzstege. Ich sehe ein Loch im Boden und realisiere, dass das eine Elefanten-Spur ist. Da ich jetzt meine Aufmerksamkeit darauf gelenkt habe, bemerke ich, wie viele Abdrücke es hier gibt. Egal wo man hinsieht. Nun wird auch wieder klar, wieso 2 bewaffnete Ranger dabei sind. Nicht lange und wir sehen den ersten Affen, doch es ist kein Schimpanse, sondern ein Feind von ihnen. Wo sie sind, würde ein Schimpanse nie sein, höchstens, um ihn auf seine Speisekarte zu setzen. Weiter geht es also. Irgendwann treffen wir auf unsere Sucher. Ich habe die Schimpansen noch nich gesehen, aber nun weiß ich, dass sie hier sein müssen. Ein kurzer Blick zur Seite und sie sind da. Zur Einweisung hieß es, wir müssen einen Sicherheitsabstand von 8-10m halten. Nun positioniert mich unsere Führerin 2 m weg von 3 Schimpansen. Sie Lausen sich. Normalerweise verbringen sie nicht viel Zeit auf dem Boden. Diese Kerlchen haben aber die Ruhe weg. Machen “Yoga”, Lausen sich und manchmal denke ich mir, dass sie uns beobachten und nicht wir sie. Diese komische. Affen, die sich selbst Menschen nennen. So tollpatschig und witzig. Die Schimpansen haben wirklich viel Fürsorge füreinander, was ich sehr beneide. Und dann geht es plötzlich weiter, wir versuchen Schritt zu halten, was gar nicht so einfach ist. Gottseidank gibt es hier genügend Trampelpfade. Völlig aus dem Nichts geht ein Brüllkonzert los, mein Adrenalinspiegel steigt, ohne dass ich Angst oder ähnliches verspüre, aber wenn der gesamte Wald extrem laut kreischt, schreit und brüllt, schlägt das Herz schon mal höher. Aus allen Richtungen kommen die Affen, von oben fallen Stöcker hinunter, da die meisten natürlich in den Bäumen sind, auf einmal rennt mich fast einer um aber er findet einen Weg, den ich gar nicht für möglich gehalten hätte. Und dann springt einer auf den Weg und zerrt einen riesigen Ast Rennens hinter sich her, einfach nur so. Ich muss laut anfangen zu lachen. Das war ein Bild für die Götter. Leider sind diese Momente immer die, in denen man das Handy nicht griffbereit hat. Auf dem Weg kommen wir auch an Früchten vorbei, die sie genüsslich verspeisen. Nun ist es Zeit, das Alpha-Männchen zu beobachten. Er posiert regelrecht vor mir. Anders als bei den Gorillas, darf ich ihm nahe kommen. Wir müssen ihm nur Respekt zeigen und wir sind in seiner Gemeinschaft mit über 100 Tieren willkommen. Rukara, so wurde er getauft, was soviel bedeutet wie, jemand, der sehr schwarz ist, ist als Baby schon schwarz zur Welt gekommen und hebt sich damit von den anderen ab, die normalerweise mit rosa haut geboren werden. Rukara ist der Boss, Rukara hat Vorrang vor allen und Rukara entscheidet. Er entscheidet auch, wann es weiter geht, was nach 10 Minuten der Fall ist. Weiter geht es also. Diesmal suchen wir uns ein Weibchen mit einem etwa 2-jährigen Jungen zum beobachten aus, was relativ selten ist, da die Mütter normalerweise darauf achten, dass die Jungen nicht so viel Kontakt mit anderen haben, sie also beschützen. Während das Jungtier, was bis zum 3. Lebensjahr gestillt wird, im Baum herumrollte und seine Kletterfertigkeiten trainierte, entspannte sich Mama auf einem Ast und stellt sicher, dass das Jungtier nicht antreibt und hat immer die Hand oder den Fuß an dem Ast, an dem der Kleine gerade klettert. Alles mit totaler Gelassenheit. Auch wenn unsere eine Stunde Beobachtungszeit schon lange vorüber ist, müssen wir doch irgendwann mal zurück. Es ist unglaublich, wie sich unsere Ranger in diesem Wald auskennen. Wir finden den schnellsten Weg zurück, gehen über ein offenes Marschfeld, müssen aber erst kurz Ausschau halten, ob sich dort ein Elefant aufhält. Die Luft ist rein und so können wir darüber gehen, müssen nur aufpassen, dass wir nicht in die tiefen mit Wasser gefüllten Fußabdrücke der Elefanten tappen. Nun verfolgen uns die Schimpansen fast zurück bis zum Besucherzentrum des Nationalparkes. Nach einer abschließenden Fragerunde gibt es noch Zertifikate und wir machen Erinnerungsfotos mit unserem netten Team. Ich war erst skeptisch, dass ich die Schimpansen nach den Gorillas nicht sehen müsste aber das Erlebnis war ein komplett anderes. Total befriedigt bin ich überglücklich. Auch wenn die Schimpansen weniger mit uns verwandt sind, als die Gorillas, kam mir ihr Verhalten deutlich menschlicher vor und auch heute müssten wir wieder eine Gesichtsmaske tragen, um die Übertragung von Krankheiten aufeinander zu vermeiden. Voller Eindrücke vom gesamten Tag geht es nun in die Unterkunft Chimpanzees Forest Lodge, ein extrem schönes Grundstück mit atemberaubender Aussicht aus den umliegenden Wald. Abendessen bei Sonnenuntergang und Kerzenschein. Was will man mehr?
Heutige Wildtiersichtungen:
- 2 Elefanten
- 100 Kobs
- 8 Büffel
- 10wasserbüffel
- 2 Elefanten
- 6 Büffel
- 1 Wasserbock
- 2 Buschböcke
- Black headed heron
- 1 Leopard
- 50 Büffel + Cato eaglets
- 4 Pumbas
- 50 Kobs
- 2 Löwinnen
- 1 Wasserbock
- 4 Pumbas
- 1 Hamerkop
- 6 Wasserböcke
- 2 Pumba
- 1 Pumba
- 1 Pumba