Safari durch Uganda: Tag 5

Es ist Regensaison in Uganda. Bisher habe ich davon noch nicht viel mitbekommen. Meine Mutter würde sagen: “Wenn Engel reisen…”. Als ich heute morgen aufwachte, kam der gesamte Groll des Himmels hinunter. Ein Gewitter von feinsten. Nur blöd, dass heute eine Wanderung ansteht. Also wird alles regenfest eingepackt und nach dem Frühstück geht es los. Wir fahren zum Nationalparkzentrum des Ruhija Sektors des Bwindi Impenetrable Nationalparkes. Hier sind auch schon andere Touristen versammelt. Wir treffen uns alle zu einem Briefing, das heißt uns wird erzählt, worauf zu achten ist, was wir alles einpacken sollen und dass wir bedenken sollen, dass wir eventuell eine Person “mieten” können, die uns auf dem Weg hilft. Es wird einmal quer durch den Dschungel des, wie es der Name schon sagt, undurchdringlichen Nationalparkes gehen. Zur Begrüßung der verschiedenen Team gibt es einige Tänze der Frauen, die hier in der Gegend wohnen. Zusammen mit dem Gesang zaubert es mir direkt ein riesiges Grinsen ins Gesicht. Zum Abschluss dürfen wir noch mittanzen, was ich natürlich auch mache. Die Teams sind die “Sucher”, die unser Ziel für uns heute aufspüren werden, für uns den kürzesten Weg suchen werden und den Weg mit Macheten für uns ebnen werden. Das zweite Team sind dann wir, die auf diesen “Wegen” wandern werden, um zum heiß begehrten Ziel zu gelangen, das dritte Team sind die Frauen, die als Helfer arbeiten und das vierte Team sind die Guides und Ranger, die auch allen bürokratischen Kram erledigen. Nachdem also alles geklärt wurde, werden wiril in unsere Gruppen eingeteilt. Maximal gibt es 6 Gruppen, da es hier 6 Familien gibt, die an Menschen gewöhnt sind, mit maximal 8 Personen. Ich werde der Mukiza-Familie zugeteilt, womit ich großes Glück habe, da es als die beste Familie gilt, da sie die meisten Familienmit hat und den größten Silberrücken. Wir lernen uns alle in unsere Gruppe kennen. Sie besteht aus 1 Guide, 2 bewaffneten Ranger, wobei Uganda Wert darauf legt, dass 50% weiblich sind, 1 deutschen Familie, die in Leinefelde geboren sind und nun aber im Allgäu leben, einem US-Amerikaner und mir. Wir müssen noch auf die Rückmeldung der Sucher warten, ob wir mit dem Auto oder direkt zu Fuß starten. Alle anderen Gruppen sind schon mit den Autos davon gedüst, als unsere Nachricht kommt, für uns geht es direkt zu Fuß los. Das finde ich eh viel besser. Nun geht es also wirklich los. Zum Jahre lang ersehnten Gorilla-Trekking. Die Sucher sind seit 6:30 unterwegs und haben die Mukiza-Familie für uns ausfindig gemacht. Nun haben sie uns den Weg beschrieben, den wir nun gehen werden. Es geht ein ganz kurzes Stück die Straße entlang und dann biegen wir direkt nach rechts in den Wald. Zunächst haben wir einen sehr Matschofen, rutschigen Pfad. Ich entdecke direkt Elefantenkot und weiß nun auch, wieso wir 2 bewaffnete Ranger dabei haben, einen vorn und einen hinten. Mit Waldelefanten ist nicht zu scherzen. Die weitere Spurensuche verrät Duiker. Der Wald ist extrem schön und die Sonne gibt alles, um die Pflanzen zu trocknen. Wir müssen irgendwann vom schönen Trampelpfad abbiegen, die Sucher haben hier eine besondere Pflanze auf den Weg gelegt, um den Einstieg ins Wilde für uns zu markieren. Nun geht das richtige Abenteuer los. Über sämtlich Pflanzen, die für uns platt gemacht wurden, versuchen wir unser Gleichgewicht zu halten. Dass wir alle einen Stock in die Hand gedrückt bekommen haben, hilft extrem. Ich hatte mich erst dagegen geweigert, aber Perez weiß vermutlich schon wie er mit mir umzugehen hat und hat ihn mir in der letzten Sekunde noch untergejubelt. Oh e stock wären wir heute alle deutlich mehr als nur einmal ausgerutscht. Mindestens einmal hat es heute trotzdem ein jeder hinbekommen. Wir mussten durch ein sumpfigen Gebiet laufen und spätestens hier wurden die Schuhe einmal mit Schlamm geflutet. Nach 2 Bergen rauf und runter, mussten wir noch ein letztes Mal rauf. Mit rufen verständigten wir uns mit den Suchern, um herauszufinden, wie weit wir noch entfernt sind. Ich komme mir wirklich wie in einem extrem coolen Expeditionsfilm vor. Auf dem Weg finden wir Melonen und allerhand giftige Pflanzen, deshalb würde empfohlen mit Handschuhen zu wandern. Mückenspray dürfen wir nicht verwenden, da es Bienen und Wespen anlockt, also wird in langer Kleidung gewandert. Auch die Hosen mussten wir in die Socken stecken, damit die giftigen Ameisen nirgends hinein krabbeln können. Die Rückrufe der Sucher werden immer lauter und irgendwann stehen wir vor ihnen. Ein kurzer Blick nach rechts und ich sehe doch völlig unvorbereitet den ersten Gorilla. Hier bekommen wir nochmal eine Unterweisung. Da wir zu 98,4% den Gorillas gleichen und so Krankheiten übertragbar sind, müssen wir eine Gesichtsmaske tragen. Kein Schreien, kein Fotografieren mit Blitz und ab hier keine Stöcker mehr. Wie sehr sie uns geholfen haben, merken wir erst jetzt. Wir stolpern über die Äste und rutschigen Pflanzen am viel zu steilen Hang und gehen in Position. Wir dürfen die Mukiza-Familie nun 1 Stunde lang beobachten. Wir haben Glück, da sie gerade einfach nur am Entspannen sind. Gegessen haben sie scheinbar schon. Die kleinen kampeln, die Jugendlichen üben sich darin auf der Brust herum zu trommeln, die Weibchen liegen mit ihren frischgeborenen 1 Wochen alten Babys im Schatten und säugen von Zeit zu Zeit. Papa Silberrücken tut keine Regung. In den Bäumen ringsherum wackelt es immer mal und verrät, dass hier noch viel mehr Kasperjöpfe unterwegs sind. Je nach Alter sind sie tollpatschiger oder bewegen sich weiser. Die gesamte Zeit fliegen tausende Gorillafliegen um uns herum. Sie stecken nicht und stören auch sonst nicht, aber es sind extrem viele. Nach einer halben Stunde beobachten, beschließt der 28 jährige Silberrücken den Ort zu wechseln. Von einem Busch geht es nun unter einen mit Lianen zugegangen Baum. Wir hinterher und ab und zu kreuzt ein Gorilla unseren Weg. Alles kein Problem, solange es nicht der Big Boss ist. Dem dürfen wir nicht näher als 2 m kommen und müssen ihm immer aus dem Weg gehen, falls er irgendwo lang gehen möchte, alles aus Sicherheit. Auch wenn sie über 2 Jahre an Menschen gewöhnt wurden, sind sie trotzdem immer noch wilde Tiere. Wir hocken jetzt im steilen Hang und schauen einer Zwischenmahlzeit zu. Gorillas fressen nicht selektiv, sie essen alles pflanzliche, was ihnen vor die Nase kommt. Vom toten vertrockneten Baumstumpf zur Rinder von Ästen, zu den Blättern und Stängeln anderer Pflanzen, bis hin zur Erde eines Termitenhügels, da diese besondere Mineralien liefert. Als die Ansage kommt, dass in einigen Minuten die Stunde um ist, kann ich gar nicht fassen, wie lang eine Stunde doch sein kann. Ich hatte Angst, mir wäre eine Stunde zu kurz, aber wir haben wirklich alles gesehen und ich musste viel schmunzeln. Vom in der Nase popeln, zum Kleinen Bruder eine auf den Deckel hauen bis zum extrem langen Pups. Heute war alles dabei. 21 von 465 Gorillas in diesem Nationalpark, haben uns heute eine super Show geboten. Und das beste, das Wetter hat mitgespielt. Nach der Ansage, es ginge gleich wieder los, löste ich den Blick wieder von unserer Touristenführerin und wollte wieder in den Baum schauen, als der Silberrücken auf einmal direkt vor mir saß. 1 m von mir entfernt starrte er mich an. Mir viel kurz mal das Herz in die Hose. Er beschloss aber, dass ich keine Gefahr sei und schnorpste ein wenig an seinem Zweig herum als er nach 3 Minuten wieder entschied, dass die Gruppe weiter ziehen sollte. Was für ein letzter Auftritt. Danke! Jetzt verschwinden sie wirklich schnell und wir können unsere Masken wieder abnehmen. Auch für uns geht es jetzt wieder auf Reise. Den gleichen Weg zurück, wie wir hergekommen sind. Wir sind eine wirklich schnelle Truppe im Wandern. Das Ganze wird noch beschleunigt, als starker Wind aufzieht und sich Regen ankündigte. Schnell die Regenjacken und Ponchos an und weiter geht’s. Der Regen lässt nicht lange auf sich warten. Der Weg wird nun noch schwieriger, noch Schlamminger und noch rutschiger. Aber wir schaffen es alle heile wieder zurück. Zum Abschluss bekommt jeder noch sein Zertifikat. Dass wir heute hier sein durften, ist wirklich ein Privileg. Die Berggorillas sind eine gefährdete Art und nur hier und im Virunga Vulkane Nationalpark, den Uganda mit Ruanda und Kongo teilt, zu finden sind. Zum Abschied werde ich noch von Maik, Andra und Magnus eingeladen, sobald ich wieder zu Hause bin, sie im Allgäu zu besuchen. Kein Problem, das mache ich doch gern! Nun reisen wir alle wieder in unterschiedliche Richtungen weiter und für mich geht es durch die mit Tee- und Kaffeeplantagen bewirtschafteten grünen Berge Ugandas. Die Kinder winken mir wieder alle fröhlich zu, in der Hoffnung eine Spende abzufangen. Irgendwann geht es nicht mehr weiter, ein Hangrutsch versperrt die Straße, aber ein paar Männer arbeiten schon eifrig daran, die Straße wieder passierbar zu machen. Wir müssen also etwas warten und nun können mir die Kinder auch was abschwatzen. Sie bekommen Bananen und Eier, was anderes haben wir nicht dabei. Irgendwann geht’s dann doch rutschig weiter. Der Tee wird verladen, so auch die frisch gebackenen Backsteine. Ich bin ganz begeistert von der Szenerie heute. Die Straße ist die gesamte Zeit extrem schlecht und wir setzen einige Male mit dem Auto auf auch wenn wir unser bestes geben. In einem kleinen Dorf lassen wir die geschundene Karosserie einmal wieder zusammenschweißen und schon geht’s in den nächsten Nationalpark. Im Queen Elizabeth Nationalpark müssen wir uns etwas randhalten, da es bereits dunkel wird. Wir sehen trotzdem noch auf dem Weg zur Unterkunft Elefanten, Wasserböcke und 1 Mungo. Die Unterkunft liegt mitten im Park, also ist die Geräuschkulisse während des Abendessens entsprechend ereignisreich.

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