
Ich habe ja immer abgewehrt, eine Schale von den Handwerksständen zu kaufen, weil ich nicht damit herumreisen möchte. Gut, dass ich heute lernen durfte, wie man diese herstellt und ich natürlich keine kleine Schüssel machen wollte. Übung macht den Meister oder so, deshalb saßen wir am Ende insgesamt 10 Stunden bis wir fertig waren mit meinem Prachtstück. Wieder ein Teil in meiner Wohnung, was eine tolle Geschichte erzählen wird. Finess, meine Lehrerin, kam 8:30 zu mir in die Unterkunft. Sie hat ihre Basis hier, ein kleines Lädchen bzw ist der Eingangsbereich des Hostels mit ihrem Handwerkszeug geschmückt. Finess brachte noch ein paar Materialien von zu Hause mit, getrocknete Palmblätter, die sie selbst von hohen Palmen erklettert und geerntet hat und getrocknetes Gras, das man hier an jeder Straßenecke kaufen kann. Ich bekam einen Chitenge um, die tücher, die hier verschiedenen Einsatz finden und mich heute morgen noch wärmen sollte, als wir uns auf den kalten Boden setzten und mich dann sauber halten sollte, als es etwas wilder zuging. In aller Seelenruhe brachte sie mir das Flechten bei und ich hatte erst überlegt, es anders herum für Linkshänder zu machen, kam aber zum Schluss meine rechte Hand zu trainieren, ertappte mich aber immer wieder mit meiner linken Hand. Finess war erstaunt, wie schnell ich begriff wie es ging und war begeistert, wie ordentlich und schön ich die Arbeit verrichtete. Das tollste Kompliment war, als sie mich fragt, ob ich nicht 10 Tage bei ihr lernen wöllte. Dann würde ich ein Zertifikat bekommen und eine der wenigen sein, die dieses Handwerk noch beherrschen. Dann könnte ich Duschmatten, Wäschekörbe und Co. flechten. Auch die Hostelangestellten, die über den Tag immer wieder vorbeischauten, waren begeistert, von meinem ersten Teil. Mir machte es wirklich viel Spaß. Viel zu lange schon, habe ich nichts mehr selbst erschaffen. Es macht einen einfach zufrieden. Ich denke Finess hatte nicht erwartet, dass ich eine so große Schüssel möchte, da sie meinte, dass wir höchsten 3-4 Stunden brauchen. Das wir nur 10 gebraucht haben, habe ich allein ihr zu verdanken, da sie die letzten 3 Runden meiner Schüssel im Schnelldurchlauf flechtete. Ich war viel zu müde, nicht mal meine Augen kamen am Ende hinter ihren Bewegungen hinterher. Meine Daumen taten weh. Man hat keine Ahnung, was man für Kraft aufwenden muss. Auch die Knie, Hüften und der Rücken waren nach 10 Stunden auf den Boden sitzend durch. Das einzig gute waren Tee und Ingwerplätzchen, womit sie bei mir direkt ins Grüne traf. Das war nun wirklich wie zu Hause. Warmer Tee den ganzen Tag über. Es gibt nichts besseres. Als nach 10 Stunden das Meisterstück endlich fertig war, sprang ich wie ein kleines Kind freudig durchs Hostel und präsentierte jedem meine neue Schale. Meine Schale mit der ich von nun an durch Afrika reisen darf. Zum Abendessen ging es nun nur noch an den Zambesi, mal wieder mit den Rafting-Jungs und danach wieder in Hostel, um müde ins Bett zu fallen. Heute Nacht träume ich vermutlich davon, Grashalme zu stecken und das Ganze mit Palmenblättern zu umwickeln.