
Auch heute wollte ich wieder die Vorzüge nutzen, bereits im Hostel, in dem ich gar nicht übernachte, als Gast bekannt zu sein. Heute gibt es ein gratis Stadtführung durch Livingstone. Ich nehme also wieder das Sammeltaxi bis zum Hostel und warte bis es losgeht. Camila ist auch mit dabei. Wir sind die einzigen beiden, was erstaunlich ist, für ein so großes Hostel. Benannt nach dem Schotten David Livingstone, der als erster Europäer das Gebiet entdeckte und kurz darauf eine Siedlung nördlich des Dorfes Mukuni entstehen ließ. Das Mukuni Dorf spielt noch heute eine große Rolle für Livingstone, da es viele traditionelle Einflüsse nach Livingstone bringt. Das erste ist der Forest of Faces – der Gesichterwald. Hier stehen aus dem Mukuni Dorf handgeschnitzte bis 4 Meter hohe Statuen. Auf der einen sind die “Big Five”: Löwe, Leopard, Elefant, Nashorn und Büffel hineingeschnitzt, in eine andere die Gesichter der letzten 5 Chiefs/Oberhäupter des Dorfes, eine Giraffe, ein Gepard oder der Stammbaum einer Familie. Weiter gehen wir durch die Straßen, heute höre ich das erste Mal die Leute ein Wort sagen, dass ich noch aus Tansania erinnere: “Mzungu”, was soviel wie “Weißer” bedeutet. Ich muss schmunzeln und als die Leute, mitbekommen, dass ich sie etwas verstehe, auch wenn sie in der traditionellen Sprache, Tonga, sprechen, müssen sie beschämt anfangen zu lachen und winken mir zu. Das sind Momente, die ich sehr schätze. Wir schlendern über den Markt. Hier wird alles verkauft. Obst und Gemüse, getrockneter Fisch, der mir in die Nase steigt, Kleidung, Handyhüllen und anderer Kleinkram. Die dritte Etage des einfachen Betonbaus ist ausschließlich für Decken reserviert. Ich habe noch nie so viele Decken auf einem Haufen gesehen. Am Rand befinden sich ein paar Schneider, die Reperaturen an Kleidung vornehmen. Das absurdesten was ich heute hier auf dem Markt entdeckt habe, sind Lehmbrocken, die “sauber” in Körben liegen und mit Obst und Gemüse verkauft werden. Sie werden an Schwangere verkauft, die laut unseres Guides den Lehm zu sich nehmen, um dem Bauch etwas Gutes zu tun. In welcher Hinsicht auch immer. Wir sehen ein paar noch originale Häuser der Briten, die erste Apotheke der Stadt und das erste Hotel, aber alle Gebäude sind wirklich sehr einfache Quadergebäude. Nicht schön anzusehen aber funktional. Unsere Tour geht weiter über den Mukuni-Markt, wo sie all ihr Handwerkszeug verkaufen. Holzstatuen und -schüssel , geflochtene Körbe und Schüsseln, Gemälde, Schmuck. Viel zu viel schöner Kram, an dem ich mich liebend gern vergreifen würde aber ich möchte nichts mit mir herumschleppen. Und außerdem weiß ich, dass noch so viel auf mich wartet. Heute muss ich zu jedem Verkäufer “nein, danke” sagen. Zum Abschluss wird uns noch ein lokales Restaurant gezeigt, wo ich auch direkt hingehe. Ich muss mich allerdings erstmal durchfragen, wie das ganze funktioniert, da ich etwa 20 Warmhaltebehälter in einer Reihe sehe. Die Damen sind alle sehr nett zu mir, nachdem ich die “Aufnahmeprüfung” bestanden habe, auch wenn ich es erst nicht verstanden habe. Nachdem die Frau es nochmal wiederholte, ratterte es bei mir und es schien, dass ich exakt das gleiche sagen sollte zu Begrüßung. Mein erstes Tonga habe ich heute also gelernt, aber auch direkt wieder vergessen. Hiernach öffnete sie mir jeden Chafing und erklärte mir, was drin ist und wie viel es kostete. Fisch, Hühnchen, Rind, Schwein und beim Gemüse würde es interessant. Spinat und chinesischer Salat verstand ich noch und auch die Bohnen erkannte ich noch, Okra kannte ich noch aus Sri Lanka, aber dann war Schicht im Schacht. Kann es sein, dass sie hier so viel verschiedenes Gemüse haben? Das meiste war irgendein Kohl. Als die nette Dame verstand, dass ich absolut keine Ahnung habe, aber gern alles probieren wolle, wich sie von ihren Vorgaben ab. Ich bekam am Ende von allen etwas und am Ende gab es noch eine riesen Portion Pap oben drauf. Im Hostel verköstigte ich klassisch mit meinen Händen alles. Ein Gemüse brachte ich gar nicht herunter, es war einfach zu bitter. Ansonsten schmeckte alles gut und am besten schmeckte mir die Okra, die Fäden wie Rotznase zog. Die Konsistenz war gewöhnungsbedürftig aber der Geschmack super. Den Rest des Tages verbrachte ich im Hostel mit Max und Camila. Abends holte mich Omen ab. Wir hatten eine Einladung von Lisa bekommen. Ursprünglich wollte ich mit Lisa couchsurfen. Wir waren auch schon lange in Kontakt. Nur dadurch dass ich immer keinen Plan habe, wann ich wo bin, hatte sie einem anderen Gast schon zugesagt. Heute war die Zusammenführung also geplant, was nicht allzu wild war, da Lisa und Omen sogar sehr gute Freunde waren. Es ist doch witzig, dass ich bei den 200.000 Einwohnern von Livingstone, mit etwa 20 Couchsurfer ausgerechnet 2 Heraussuche, die auch noch gute Freunde sind. Umso besser. Wir fuhren mit dem Taxi zur Makai-Bar, wo heute Karaoke stattfand. Auch Lisa ihre 2 Brüder waren mit dabei und eine weitere Freundin. Sowie wir uns etwas ausgetauscht hatten, nahm Lisa das Mikro in die Hand und performte ein Lied nach dem anderen von Rihanna, Adele. Was für ein Talent. Keiner traute sich. Aber mit der Zeit trauten wir dann doch alle ein wenig auf. Mir wurde das Mikro in die Hand gedrückt. Wir sangen ein Duett und alle kamen auf die Tanzfläche. Danach noch Perfekt von Ed Sheeran und keiner ging mehr auf seinen Sitzplatz. Diese Truppe ist so talentiert. Alle können singen und tanzen. Was für ein Spaß. Zum Abschluss gab es noch einen Jam. Wir sollten alle ein Wort sagen und Lulu der Bruder, begann daraus ein Lied zu kreieren. Der coolste Moment überhaupt. Ich bin sehr froh, dass ich heute hier sein durfte und so herzlich aufgenommen wurde.