Waschen muss sein

Wie in Trance werde ich immer mal wieder wach und schaue aus dem Fenster. Ich sehe nicht viel, nur einen Sichelmond, viele Sterne, blinkende Augen am Wegrand und ein Wasserloch. Als es Tag geworden ist, fahren wir noch immer. Das Bild hat sich in nur einer Nacht gewendet. In Sichtweite keine Häuser mehr, sondern Lehmhütten. Am Straßenrand wird Feuerholz verkauft. In Katima Mulilo wechseln wir von einem normalen Bus in einen kleineren und haben wirklich Schwierigkeiten allen einen Sitzplatz zuzuteilen, aber am Ende klappt es doch. Ein kleiner Einkaufsbummel und der Mann neben mir schenkt sich einen Rum nach dem anderen um 9 Uhr morgens ein. Und dann sind wir auch schon bald an der ersten Grenze. Wir fahren über den Chobe-River und müssen unsere Schuhsohlen desinfizieren beziehungsweise einmal durch etwas hindurch laufen. Auch das Auto musste durch eine Wassermulde fahren, um eine Unterbodenwäsche zu bekommen. Namibia nach Botswana ist schnell erledigt. Jetzt fahren wir durch den nördlichsten Teil, der schon zum Chobe-Nationalpark gehört und deshalb wird die Busfahrt zur kleinen Safari. Zwei riesige Herden Zebras wechseln direkt vor uns die Straßenseite. Dann eine Junggiraffe, eine starke Elefantenherde auf der anderen Seite, Wasserböcke und zum Abschluss eine halbaufgefressene Giraffe. Willkommen im wahren Afrika! Bald kommen wir zum zweiten Grenzübergang, Botswana – Zambia, der mit der Überfahrt über den Zambesi-River gekennzeichnet wird. Nachdem wir uns etwas im Anstehen geübt haben, müssen wir zunächst erstmal zur medizinischen Inspektion. Das heißt, Hände waschen, wo ich das Foto des Tages schieße, Hände desinfizieren, Schuhe desinfizieren und dann, weil ich weiß bin oder warum auch immer, wird nur ein Foto von mir gemacht und ich bekomme meinen Schnipsel Papier mit Stempel darauf, den die Immigrationsbehörde sehen will. Auch hier bekomme ich wieder ganz einfach meinen Stempel. Heute brauchte ich weder in Botswana noch in Zambia ein Visum. Alles ging super einfach von der Hand bis wir auf einmal alle auf den Busfahrer warten. Nach 20 Minuten war keiner da. Nach 1 Stunde auch nicht. Das war die Zeit in denen sich neue Bekanntschaften und Freundschaften schlossen. Ich stehe mit einer Namibianerin draußen und wir reißen einen Witz nach dem anderen,die Grenzbeamten haben zwei Fahrräder hier stehen. 2 Mädels schnappen sie sich und fahren zwischen den Grenzen hin und her. Ich fahre 10 m und steige lieber wieder ab. Damit fahre ich nicht weiter und vor allem nicht schneller als Schrittgeschwindigkeit. Langsam taut sogar die Nonne auf und fängt an mit uns zu scherzen, wo der Busfahrer sein könnte, der nach 1,5 Stunden immer noch nicht wieder aufgetaucht ist. Ich meine ja er hält ein Mittagsschläfchen, die anderen meinen er sei Verwandte im Ort besuchen, er ist was essen oder einfach nur Papierkram erledigen. Nach 2 Stunden bekommt er einen Applaus und selbst die Zollbeamten haben Mitleid mit uns und durchsuchen unser Gepäck nicht, da sie uns die gesamte Zeit beobachten konnten. Es konnte also endlich zum Endspurt gehen und jetzt konnte ich meine Augen nicht mehr offen halten. Nach einem viel zu kurzem Mittagsschlaf kamen wir mit 2 Stunden Verspätung in Livingstone an. Wir tauschten alle noch Nummern aus und ruckzuck waren wir nur noch zu zweit. Max aus Australien und ich warteten auf Omen, meinen Couchsurfer, der mich abholen wollte. Daher aber nicht wie erwartet mit dem Auto kam, begleiteten wir Max noch zu ihrem Hostel. Danach ging es direkt noch ins Zentrum ein paar Dinge einkaufen. Ich merkte gleich, dass hier mehr Trubel ist. Auf der Straße ist viel mehr los. Es gibt Straßenverkäufer wie in Südamerika und ich werde von allen Seiten mit großen Augen angeschaut. Und dabei ist Livingstone eine sehr touristische Stadt. Ich komme mir trotzdem wie ein schwarzes Schaf vor. Was die Situation etwas auflockern ist, dass Omen alle 20 m jemanden grüßt und ich einfach immer mit einstimmen. Das Taxi fährt uns zum Stadtrand, wo er mit seinem Bruder eine Haushälfte mietet und ich heute übernachten darf. Zum Abendessen bringe ich ihm bei, wie man Spagetti und Tomatensoße kocht, da der arme Junge niemals lernen durfte, wie man kocht. Willkommen in Afrika. Geschlechterrollen werden hier noch groß geschrieben. Blöd nur, wenn einige im 21. Jahrhundert angekommen sind und mit 30 Jahren noch Junggesellen sind.

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