
Es fühlt sich wirklich nicht wie ein Tag an. Eher habe ich das Gefühl gestern in Upington angekommen zu sein, dabei war es heute um 6 Uhr noch vor Sonnenaufgang. Es ging also in den Warteraum der Busfirma und ich wartete darauf, dass die Sonne hinterm Horizont hervor kroch und mir etwas Sicherheit in die Straßen bringt und vielleicht auch etwas Wärme. Um 8 Uhr war es hell und ich hatte mir ein Café herausgesucht zum Frühstücken, das direkt um die Ecke lag. Das Café war Teil eines Luxushotels und ich durfte am Buffet Teil haben für etwa 10€. Da ich noch den Rest meines Bargeldes verschleudern musste, gönnte ich mir das Buffet und es stellte sich als bestes Frühstücksbuffet meines Lebens heraus. Nach etwas Zeit wurde es dann auch zum langwierigsten aller Zeiten. Um 11 beendete ich mein Frühstück und war gut gewärmt und vollgefressen und durfte den Rest des Tages dort auf der Couch chillen. Irgendwann wollte ich dann doch mal heraus. Der Rucksack wurde dort gelassen und ich bekam die hässlichste Stadt zu sehen. Nach Upington muss man nun wirklich nicht reisen. Dreckig, überall riecht es nach Urin, der eine Besoffene flirtet mich an und der nächste hat irgendeine Psychose und kreischt durch die Straßen. Im Slalom wechsle ich die Straßenseiten, weil keiner hier vertrauenswürdig aussieht und ich lieber allen weit aus dem Weg gehe. Lieber Vorsicht als Nachsicht denke ich mir. Mit dem Rest meines Bargeldes kaufe ich mir noch Wegverpflegung im Food-Lovers-Market und entdecke vermutlich den einzig schönen Ort hier und schieße das Foto des Tages. Danach geht es geradewegs zurück ins Hotel, wo es warm und sicher ist und gut riecht. Hier verbringe ich insgesamt 14 Stunden bis ich mich wieder zum nächsten Bus mache. Bei der Ticketkontrolle, wird bereits mein Pass kontrolliert und ich bekomme ein Formular in die Hand gedrückt, dass ich an der Grenze ausgefüllt abgeben muss. Ich buche mir noch einen Fake-Flug und alles ist in Butter denke ich. Schön 1,5 Stunden später kommen wir der Grenze an und der Busseevicemann sammelt in einer Plastikmülltüte alle Reisepässe ein. Ich kann nicht glauben, wie gutmütig jeder seinen Pass ohne zu überlegen dort hinein wirft. Als er zu mir kommt, bin ich die erste und einzige, die erstmal hinterfragt, wozu das nötig ist. Das ist meine Identität, die kann ich nicht einfach so hergeben. Aber er freut sich über den Einwand, erklärt alles in Ruhe und ich lasse meinen Pass aus meinen Fingern gleiten. Die Polizei kontrolliert alle Pässe. Danach werden wir beim Namen aufgerufen und als “ZIRKLER” erklingt, bekomme ich meinen Pass zurück und gehe weiter zur Migration. Als der nette Busseevicemann, nennen wir ihn einfacher halber einfach mal Frank, meinen Pass sah, bekam er große Augen und Furcht. Mit diesem Pass kannst du hier nicht über die Grenze, wenn du noch kein Visum hast. Das Internet hat mir heute morgen aber etwas anderes gesagt, verunsichert werde ich trotzdem. Ein eVisa dauert 3-4 Tage laut Internet, also habe ich damit erst gar nicht angefangen. Visa on arrival ist für meinen Grenzübergang möglich, also habe ich mich zurück gelehnt. Ich schaue trotzdem nochmal nach. Ich finde eine Option, während ich schon in der Schlange für den Ausreisestempel stehe,wo man ein eVisum einleiten kann und fange einfach mal an. Nach 10 Minuten bin ich fertig. Jetzt schon bezahlen? Vielleicht hilft auch das später. Aber ich kann nicht das heutige Datum als Startdatum eingeben. Es ist 22:30. Bis zum nächsten Tag sind noch 1,5 Stunden. Ich bibber und bete. Eine andere Familie hat Probleme bei der Ausreise, was die Zeit vergehen lässt und schon habe ich ein eVisum, allerdings für morgen. Die Zeit verstreicht weiter und Ehe ich an der Reihe bin ist es um 1 Uhr nachts. Natürlich habe ich das Visum nicht wie gewünscht ausgedrückt, wie auch. Frank führt mich an der Grenze in irgendwelche abgelegenen Gebäude. Hier sind es 30 Grad, hier bleibe ich. Ich soll das Dokument der Frau senden, habe aber keinen Empfang. Ich Frage nach WLAN, sie weiß das Passwort nicht. Ich schlage vor, sie könne ihre Daten mit mir teilen und einen Hotspot eröffnen und dann kommt von ihr der einfache und geniale Einfall: Bluetooth! Wie lange habe ich nichts mehr über Bluetooth verschickt. Ich muss herrlich anfangen zu lachen. Bluetooth als Versandoption hatte ich völlig aus meinem Gedächtnis gestrichen. Direkt sehe ich vor mir meine alten Handys, sehe mich im Klassenzimmer mit Freunden irgendwelche Daten austauschen. Was für Erinnerungen. Ich habe aber keine Ahnung, wie das Versenden von Daten via Bluetooth mit diesem Handy funktioniert, aber habe es schnell gefunden. So einfach, ich muss immer noch schmunzeln. Mir wird das Dokument ausgedruckt und Frank bezahlt für mich ein Trinkgeld, da ich kein Bargeld in Namibianischen Dollar dabei habe. Mit dem Papiergeht nun alles ratzfatz und ich habe schnell eine gesamte Seite im Reisepass mit 4 Stempeln gefüllt. Da wird mein Reise-Herzchen schwach. Der Bus ist schon mal vor gefahren zum nächsten Checkpunkt. Gepäckkontrolle. Die Zollbeamtin scherzt mit mir rum und endlich geht es wieder in den Bus. 2:15 Uhr verlassen wir den Grenzübergang Andersvlei und starten unsere Fahrt durch die Kalahari-Wüste nun richtig. Auf uns wartet die Hauptstadt Namibias, Windhoek.