
Die Knochen sind noch müde von der gestrigen Passüberquerung, aber die Natur ruft uns. Bereits beim Frühstück können wir eine spektakuläre Aussicht auf das Meer und die Berge im Westen von unserer Unterkunft aus genießen. Da unsere Unterkunft selbst Recht weit oben in den Hügeln der Stadt gelegen ist, müssen wir uns erstmal unseren Weg von hier oben zum Wanderweg suchen. Um nicht 10 km entlang der Straße laufen zu müssen, haben wir einen Tipp für eine Abkürzung bekommen. Eine gute halbe Stunde laufen wir recht entspannt auf verschiedenen Schotterstraße auf und ab, bis der Weg scheinbar endet, wir allerdings um die riesen Wasserzisterne der Stadt gehen sollen und da unseren steil abfallenden Trampelpfad finden. Ordentlich zugewachsen, natürlich gibt es auch wieder jede Menge dornige Pflanzen und zum steilen Abhang folgt noch, dass es feucht ist. Beste Voraussetzungen also. Ich gehe voran und ich weiß schon jetzt, dass wir uns hier mindestens einmal lang machen werden. Ed mit seinem Talent sich stets und ständig zu verletzen und hinzufallen bzw. auszurutschen, alle Male. Zu meiner Überraschung komme ich sehr gut voran. Nach ein paar Metern schaue ich nach oben und habe schon Distanz zwischen uns beide gebracht. Da ich aber während ich warte, von Mücken aufgefressen werde, beschließe ich, weiterzugehen, mich nur ab und zu mal kurz um zu drehen, um zu schauen, ob sich Ed noch bewegt und dann unten eben 5 Minuten auf ihn zu warten. Unten angekommen, sind wir auch eigentlich schon direkt vorm Nationalpark Garden Route und dem Startpunkt des Half-Coloured Kingfisher Trails. Mit unserer Wildcard kommen wir wie immer gratis hinein diesmal haben wir aber den Tipp bekommen, uns ein Kanu auszuleihen. Wir betreten also den Nationalpark und direkt nach dem Eingang läuft uns der erste Buschbock oder auch Schirrantilope genannt über den Weg. Ich komme bis auf 2 Meter heran, der jungen neugierigen Antilope scheint es aber nicht nahe genug zu sein, läuft weiter auf mich zu und dreht dann gottseidank vorher ab. Ein paar Meter weiter und ich sehe einen Vogel in den Blumen posieren. Ich gehe langsam heran. Wie immer erwarte ich, dass er weg fliegt, aber irgendwas scheint mit den Tieren hier zu sein. Aus 20 cm Entfernung schieße ich das heutige Foto des Tages. Er bleibt brav sitzen und nach 100 gemachten Fotos weiß ich, ich habe das Foto des Tages in der Tasche. Jetzt wird aber wirklich das Kanu ausgeliehen. Wir entscheiden uns für 3 Stunden, wissen aber schon, dass das knapp werden könnte. Los geht’s aber wohin eigentlich? Ich meine rechts, Ed links. Ed dreht sich nochmal um, schreit zurück: links oder? und die Antwort lautet rechts. Flussaufwärts geht es ohne spürbare Strömung vorbei an Kormoranen und ägyptischen Gänsen, die sie entweder badeten, zur Landung ansetzten oder aber jenes Geschäft verrichteten, das jeder mal verrichten muss. Nach und nach spielten wir uns immer mehr ein in unserem Zweier-Kanu, bis wir ein Seil an einem Baum fanden und ich Ed überreden könnte, es zu benutzen. Da ich etwas erkältet bin, muss er für mich herhalten, was er aber auch gern mach. Nach ein paar gescheiterten Versuchen ging es nass wieder ins Kanu und wir machten uns weiter. Der Fluss immer noch sehr ruhig, das Wasser wie immer sehr schwarz, fuhren wir in eine Art Schlucht hinein. Irgendwann hörte der weite Flussläufe schlagartig auf, was uns zum Anlegen zwang. Das Kanu wurde an Land geholt. Von nun an ging es zu Fuß weiter und wieder merkte ich, wie gut die Entscheidung war, das Kanu zu mieten. Die Beine waren extrem müde von gestern. Auf Holzstegen, war die heutige Wanderung allerdings ein recht entspannter länger Spaziergang bis die vielen Treppen rauf und runter kamen. Ed ging voran und ich entdeckte gerade wieder einen Buschbock, der genau auf seiner Höhe war, als er erschrocken zur Seite sprang. Erst dann sah ich, dass nicht weit weg ein Jungtier die Situation beobachtete. Die Mutter machte sich vom Acker, das Kleine war noch etwas unbeeindruckt machte sich dann aber auch hinterher. Was für ein Glück wir der Zeit mit den Tieren haben. Der Holzsteg führte uns weiter am ursprünglichen Flusslauf vorbei, der nun ein wunderschönes Feuchtgebiet war, auf das wir von oben drauf schauen könnten. Irgendwann begann ein lautes Rauschen, das ankündigte, dass wir wohl am Ende angekommen sind. Dem Wasserfall. Der nach ein bisschen Kletterarbeit einen zweiten Wasserfall offenbarte mit einem wunderschönen schwarzen Pool davor. Wieder war es an Ed, den Pool auszutesten. Ich brezelte derzeit in der Sonne. Wir vertrödelten viel zu viel Zeit, als und viel zu spät auffiel, dass wir uns längst hätten auf den Rückweg machen müssen. Wir nahmen also etwas die Beine in die Hand und waren schleunigst zurück beim Kanu. Wir kamen an ein paar asiatischen Touristen vorbei, die ziemlich nass aussahen und ihr Kanu ausschaufelten. Sie waren gekentert. Während wir den extrem ruhigen Fluss genossen und ein berspiegeltes Bild nach dem anderen schossen, hatten sie es tatsächlich geschafft zu kentern. Die Verhältnisse waren einfach perfekt. Wir waren bereits im Schatten und mit dem schwarzen Fluss spiegelten sich selbst einzelne Blätter und Farbnuancen. Aber eigentlich müssen wir schnell zurück paddeln. Es wechselt also zwischen Kommando-Paddeln und Fotosession. Wir kommen aber eh viel zu spät, also kann man auch eigentlich entspannt machen. Als wir ankamen, war nicht mal mehr jemand vor Ort. Umso besser. Wir ließen das Kanu liegen und sahen noch 2 weitere einzelne Buschböcke von weiter weg und waren rundum zufrieden. Den Weg zurück in die Stadt ging es per Anhalter. Wir kauften uns ein paar Snacks und gingen an den Strand. Ed sein 3. Sprung ins viel zu kalte Wasser und die Kälte, die die untergehende Sonne mit sich brachte, zwang uns wieder ins Dorf. Jetzt wartete nur noch der lange Aufstieg zu unserer Unterkunft auf uns. Wir sagten einer Dassie Familie gute nach und kamen mit der Dunkelheit an. Noch ein Lagerfeuer und eine Pizza aus dem Lehmofen und ich könnte nicht zufriedener sein.