Wo sich indischer und atlantischer Ozean gute Nacht sagen

Um frisch in den Tag zu starten, haben wir gestern noch beschlossen, heute direkt nach dem Aufstehen unsere Badesachen anzuziehen und die 300m zum Strand zu laufen. Genau so geschah es dann heute auch. Danach müssten wir uns nur noch überwinden ins Wasser zu gehen. Stück für Stück und die letzte Welle regelte dann alle Scheu und badete uns so oder so. Nach 2 Minuten taten die Muskeln weh und ich hielt es nicht mehr aus. Das Bad hatte aber seine Wirkung getan und wir fühlen uns in unseren Körpern wie neu geboren. Danach noch ein Frühstück und dann konnte es auch schon losgehen. Auf dem heutigen Plan stand die Erkundung des südlichsten Punktes Afrikas, das Kap Agulhas. Vom Hafen auf ging es an den Strand. Dank Niedrigwasser konnten wir unseren kompletten Weg von Struisbaai bis zum Kap am Strand zurücklegen. Die ersten paar Schritte und ich sah schwarz. Mit jedem Schritt sanken wir tief ein. Das würde ein ordentliches Training werden, wenn wir es bis zu Kap durchhalten. 9-10 km lagen vor uns, aber es gab viel zu entdecken, neben den dauerhaft schönen Aussichten auf das Meer, bot das Strandgut einige reichhaltige Unterrichtsstunden. Vom Ei eines Rochens über tote Korallen, Schwämme, Muscheln und Schnecken bis hin zum Skelett eine Tintenfisches. Hier wurde wirklich alles abgespült und es gab viel zu entdecken. Ich nahm Ed mit auf meine Entdeckungsreise, denn er ging an allem vorbei.  Ab und zu trafen wir auf Angler oder Familien, die ihren Samstag genossen. Ab und zu wechselte der Untergrund und wir konnten auf etwas soliderem Boden laufen. Über Felsen, über Geröll und dann doch wieder auf den Sand. Irgendwann kamen wir zu einem Punkt, wo wir nahe an einem beschäftigten Haus vorbeikamen. Scherzhaft, wie fast immer, sagte ich, die können uns gern zu ihrer Feier einladen. Wir wussten allerdings noch gar nicht, ob es ein Eigenheim, ein Restaurant, eine Feier oder was auch immer war. Waren es unsere fragwürdigen Blicke oder lag es an der Tatsache, dass wir beide ohne T-Shirt unterwegs waren, aber wir wurden angesprochen und prompt auf den 80. Geburtstag von Oupa (Opa) Wynand eingeladen. Erst bekamen wir ein Getränk in die Hand gedrückt und nach und nach gesellten sich die Leute interessiert zu uns. Es wurde direkt die Gelegenheit beim Schopfe gepackt, ich bekam eine Kamera in die Hand gedrückt, Ed das Handy und wir sollen das Familienfoto schießen. Danach würde getauscht, wir kamen mit aufs Bild und das heutige Foto des Tages wurde geschossen. Danach wurden wir noch auf die Vorspeise eingeladen. Nicht zum ersten Mal, aber immer noch unglaublich für mich: es gab Schnecken. Periwinkle-Schnecken, heute morgen selbst gesucht, im Fleischwolf zerkleinert, mit Knoblauch und Zwiebeln angebraten, mit Zitrone, Sahne, Salz und Pfeffer verfeinert und mit Reis gegessen. Es war unglaublich lecker. Es wurde langsam kühler also versammelte sich alles um den Grill. Zur Hauptspeise mussten wir die Party verlassen, bekamen aber zum Abschied jeder noch eine Flasche Wein von der Familien-Winzerei “Van Loveren” geschenkt. Danach gingen wir weiter entlang der Küste, den Leuchtturm immer vor den Augen. Ein Wenig angeschwippst, ging es jetzt richtig zügig voran. Zum Leuchtturm hatten wir leider keinen Zugang, da gerade Bauarbeiten stattfinden aber der geographische südlichste Punkt Afrikas war uns eh wichtiger. Einmal dort angekommen, schossen wir unser Erinnerungsfoto. Während ich melancholisch auf den Felsen saß und über den Ozean hinweg zu schauen versuchte, bekam ich Gänsehaut bei dem Gedanken, dass der nächste Stein, der sich über dem Meer befinden würde, die Antarktis sein würde. Ich winkte meiner Antarktis und Ed schwamm von Atlantik bis zum indischen Ozean, was 10 m in diesem Fall waren, da sich die Weltmeere an diesem Punkt ja begegnen. Da die Sonne schon am untergehen war, machten wir uns auch direkt wieder auf dwn Rückweg wo wir wieder auf die Geburtstagsfeier hereingerufen wurden. Da uns die Dunkelheit aber im Nacken saß, verabschiedeten wir uns bald wieder und gingen zur Hauptstraße, um dort den Daumen heraus zu halten. Das erste Auto hielt an. Das Auto war mit 4 erwachsenen dunkelhäutigen Männern besetzt. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Wir quetschten uns also noch mit hinein und bekamen eine direkt entspannte Fahrt zurück ins Hostel, wo auch noch die Geburtstagsparty des Sohnes der Eigentümerin im Gange war. Wir wurden noch eingeladen, die Reste vom Braai (BBQ) zu essen und als alle weg waren, halfen wir Any, mit der wir den gestrigen Abend verbracht hatten, noch beim beseitigen des Chaos. Nach diesem Tag fiel es mir dann überraschend schwer selbst am frühen Abend noch die Augen während des Schreibens offen zu halten.

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