Freedom Day

Ich schlafe mal wieder in einem 12er Zimmer im Hostel. Manchmal nehmen die Leute in solchen großen Räumen sehr viel Rücksicht und manch einen interessiert es einfach überhaupt nicht. Ich wurde also ab um 5 Uhr alle 10 Minuten mit einem Wecker beschallt, der dann endlich 6:30 abgestellt wurde. Ans Schlafen konnte ich dann auch nicht mehr denken. Nicht schlimm, da es um 8 eh zum gratis Yoga ging. Ein Hostel hat also auch Vorzüge. Fürs Yoga waren wir zu viert. Sowohl die Teilnehmer als auch die Lehrerin waren deutsch, also gab es die Yogastunde einfach in deutsch. Aber erstmal spazierten wir zum Greenpoint Park, um genau dort unsere Matten aufzurollen. Das Gras ist noch nass, denn die Sonne ist gerade erst aufgegangen, aber Kraft hat sie trotzdem, also suchen wir uns ein Plätzchen im Schatten. Die Yogasession beginnt. Da die Augen zu sind, nehme ich alles Geräusche verstärkt war. Ein wenig Stadtlärm, gottseidank ist heute Sonn- und Feiertag, da ist nicht so viel los, spielende Kinder, jede Menge Vögel und da nebenan einige Teiche sind, sogar viel Gequake von Fröschen, die mir zusammen ein Guten-Morgen-Lied singen. Was für ein energetischer Start in den Tag, nachdem mir so viel Schlaf geraubt wurde. Nachdem ich Energie tanken konnte, wird meine Yoga-Matte mit zurück zum Hostel genommen und ich bleibe direkt hier und gehe weiter. Richtung Küste komme ich am klassisch rotweißen Leuchtturm vorbei. Mit Blick aufs Meer spaziere ich die Küste entlang. Da ich genieße und die meisten eh joggend unterwegs sind, lausche ich dem ein oder anderen Gespräch, wenn die Leute an mir vorbeigehen. Man möge denken, es ist voller Touristen, aber Südafrika ist einfach voller weißer Menschen. Sie bilden definitiv die Mehrheit. Entweder wird Englisch oder Deutsch gesprochen. Beim Oranjezicht City Farm Market angekommen, gehe ich natürlich hinein. Diesmal war es nicht nur Zufall, hier vorbeigekommen zu sein. Ich hatte die Empfehlung hier mein Sonntagsfrühstück zu mir zu nehmen. Was mich erwartete, wusste ich allerdings nicht. Aber genau das konnte ich ja jetzt herausfinden. Ich trat in ein helles riesiges Zelt, alles war mit hellen Holzspan ausgelegt. Ein riesiges Gewusel. Ich schaue mich erstmal in Ruhe um, möchte abchecken, was es so alles gibt aber beim Chai bleibe ich dann doch hängen. Ich bekomme eine kleine Verkostung und entscheide mich am Ende für den Chai mit Cacao. Die Variante mit Kurkuma muss ich mir allerdings auch merken und später zu Hause nachmachen. Zielgerichtet gehe ich nun zum Bäckerstand zurück, wo es gutes deutsches Brot gab. Auch Brezeln habe ich erspäht also gönne ich mir natürlich eine. Jetzt brauche ich nur noch etwas dazu und das Frühstück ist vollständig. Ich komme an einem Stand mit verschiedenen Dips vorbei. Auch hier darf ich mich wieder komplett durchprobieren. Da mir die Entscheidung schwer fällt, ich hier aber definitiv was kaufen möchte, da alles unglaublich lecker ist, komme ich mit dem Verkäufer ins Gespräch. Er ist aus Malawi. Wir tauschen uns aus. Am Ende vergesse ich ihm nach seiner Telefonnummer zu fragen, da er bald nach Hause zurückkehrt. Da Malawi Teil meiner Reiseroute ist, werde ich definitiv nochmal zurückkehren und den Kontakt klar machen. Zum Frühstück gibt es heute also einen Chai, eine Brezel und 2 Dips: Baba Ganoush und Rote-Bete-Humus. Nach so langer Zeit in Südamerika ist es einfach eine Gaumenfreude mal wieder was anderes außer Fleisch und Reis zu essen. Ich nehme zwischen den Massen Platz, die ihr Sonntagsfrühstück gemeinsam mit mir auf eine der vielen Holzbänke zu mir nehmen. Danach schlender ich noch etwas weiter. Eine Familie hat einen gesamten Tisch eingenommen. Darauf ist ein Spiel ausgebreitet und die Kinder sitzen auf dem Tisch und spielen, während die Erwachsenen daneben ihre frischen Smoothies schlürfen und sich ausgelassen unterhalten. Was für ein traumhaftes Bild. Der Markt ist noch größer und hat noch eine Abteilung mit warmen Mahlzeiten, selbst Flammkuchen gibt es. Als ich probieren darf, fragt mich die Verkäuferin, ob ich weiß, was Flammkuchen ist, ich nicke nur und lächle bis hinter die Ohren. Dann fragt sie mich auf deutsch: Bist du deutsche? Dann brauche ich es dir ja nicht erklären… Nachdem ich schon auf dem Weg hier her so viele habe deutsch sprechen hören, war ich nicht mehr so überrascht, aber trotzdem noch verblüfft. Als ich dann in den Flammkuchen biss, bekam ich große Augen. Er schmeckte einfach eins zu eins wie meiner vom heißen Stein. Da ich allerdings schon satt war, gab es noch einen zweiten Grund, nächste Woche nochmal hierher zu kommen. Ich kam in das Abteil mit gestrickten Klamotten, selbstgemachten Seifen und handgefertigten Lederschuhen. Alles viel zu schön anzusehen, nur viel zu platzraubend für meinen kleinen Rucksack. Ich verlasse den Markt wieder und mein Weg führt mich weiter am Wasser. Von der Beach-Front komme ich zur Water-Front, also zum Hafenbereich, der riesig ist. Ich laufe von hier nach da, alles einmal ab. Alles ist sehr hübsch und gar nicht wie in anderen Häfen stinkend oder gar dreckig. Es gibt eine riesige Fußgängerzone, eine Brücke in Form eines Schiffes und hier und dort Skulpturen in Form von Pinguinen, Warzenschweinen oder Nashörnern. Ein Touri-Bus in Form eines Schiffes fährt an mir vorbei. Ich denke mir, man kann es aber auch übertreiben und mache ein Foto. 10 Minuten später fällt es mir wie Schuppen von den Augen, als der Bus unter mir im Wasser vorbeituckert. Ein paar Meter weiter und ich komme wieder an einer Markthalle vorbei. Diesmal scheint es ein Kunstmarkt zu sein. Selbstgenähte Kleider in afrikanischen Mustern, selbstgefertigte Taschen aus recyceltem Material, Holzschnitzereien, Skulpturen aus Perlen in Form eines Zebra- oder Wasserbüffelschädels. Genau in dieser Halle hier schieße ich das heutige Foto des Tages. Sie ist eine Künstlerin und ich fand sie war mit Abstand das schönste in dieser Halle, also habe ich sie angesprochen, ihr gesagt, dass sie sehr hübsch ist und sie nach einem Foto gefragt. Langsam wurde ich müde und trat den Heimweg an. Der Rest des Tages wurde also im Hostel verbracht. Kickern, kochen oder einfach nur die Zeit mit meinen neuen südafrikanischen Freunden genießen. Mit den anderen Touristen aus Europa und USA habe ich nicht so viel gemeinsam. Das ist ein großer Unterschied zu Südamerika, wo eigentlich fast jeder Reisende ein Gleichgesinnter war.

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