
Entgegen aller Erwartungen heute voller Vorfreude auf Afrika aufzuwachen, wachte ich auf und war traurig, ohne nur einen Gedanken gefasst zu haben. Was war da los? Ich versuchte den Grund herauszufinden, horchte in mich hinein. Mir fiel es deutlich schwer zu glauben, heute nicht überglücklich zu sein. Meine Laune wog schwer. Ich machte mir Vorwürfe, lieb gewonnene Menschen auf ewig zu verlassen, denn heute werde ich nach 1,5 Jahren Südamerika verlassen. Auf nach Afrika! Die Vorfreude ließ aber auf sich warten. Traurig packte ich also meine Sachen zusammen. Gislaine hatte zum Abschied 2 Kuchen gekauft, die wir genüsslich verspeisten, bevor wir uns verabschiedeten. Als ich auf Anna traf, fand ich dann die Vorfreude, allerdings war sie in ihr. Anna erklärte es folgendermaßen: Es ist einfacher sich über Dinge zu freuen, die man schon kennt oder eben traurig zu sein, dass man gewisse Erinnerungen hinter sich lassen muss. Dinge die in der Zukunft sind, die einen erwarten, kennt man nicht. Es ist schwerer sich über abstraktes zu freuen. Somit ist es klar, wieso ich traurig bin, aber Anna freudig gestimmt ist. Ich vermisse bereits alles, was ich hier in Südamerika erleben durfte, aber Anna weiß, was mich erwartet. Sie war bereits in Afrika. Deshalb freut sie sich für mich. Sie will mich zum Flughafen begleiten, wozu ich natürlich nicht nein sagen kann. Wir fahren mit der Metro, müssen insgesamt 5 verschiedene Linien und den Flughafen-Shuttlebus nehmen, um nach 2 Stunden endlich anzukommen. Sao Paulo ist einfach riesig. Wir schießen das heutige Foto des Tages kurz bevor wir uns verabschieden. Mit Sicht auf den Flughafen bekam ich wie einen Schlag ins Gesicht und mir wurde klar, ich fliege nach Afrika. Etwas sehr überdreht musste mich Anna noch die letzten Minuten aushalten und dann wurde es nochmal ganz kurz emotional. Danke für die Zeit, die du an meiner Seite warst. Danke für die Glücksmomente! Aber von nun gehen wir wieder getrennte Wege. Nur eben umgekehrt. Diesmal ich in Afrika und Anna in Südamerika. Die Kontrollen waren schnell durchlaufen und das Boarding begann bald. Bevor ich das Flugzeug betreten durfte wurde nicht wie sonst der Reisepass und der Boarding-Pass kontrolliert, sondern auch, ob ich meine Gelbfieber-Impfung habe. Gut, dass ich den Impfausweis direkt neben meinem Reisepass im selbstgenähten Mäppchen aus Stoffresten aus Tansania habe. So geschieht alles schnell und reibungslos und ich sitze schon bald auf meinem zugewiesenen Platz. Die beiden Sitzplätze neben mir bleiben wie fast immer leer, also wartet auf mich eine gute Nacht. Ich schaue aus dem Fenster, es regnet. Jetzt fliegen die Erinnerungen in meinem Kopf nur so vorbei. Als wir abheben breche ich plötzlich in Tränen aus. Gute als auch schlechte Erinnerungen kommen zum Vorschein. Alles fällt ab. Ich fühle mich leicht und bin froh für alles, was ich erleben durfte. Aber jetzt beginnt ein neuer Abschnitt…