Das berühmte Kribbeln in den Fingern

Nach und nach kullerten wir heute alle aus den Betten. Bis wir dann gefrühstückt hatten und alles ausgefertigt war, war es schon wieder 12 Uhr. Wir machten wieder unser beliebtes Abschiedsfoto zur Erinnerung und waren wieder als “Mochileras”-“Backpacker”-“Rucksacktouristen” unterwegs. Wir gingen erstmal zurück zur Hauptstraße und stellten uns bereits jetzt die große Frage, in welche Richtung wir besser fahren sollten. Hinein in die Stadt und somit in Richtung Ziel? Oder erstmal in die andere Richtung, aber damit zur Umgehungsstraße. An der Pferderennbahn angekommen, wo gerade ein Springreitturnier stattfand, löste sich prompt unser Problem, da wir an jemanden vorbeigingen, der gerade in sein Auto einstieg und ich ihn fragte, wo er hinfahren würde. Sein Ziel war nur 5 km vor unserem und wir hatten mal wieder den Jackpot gezogen, bevor wir überhaupt die Hauptstraße erreicht hatten. Hermann, in unserem Alter brachte uns also kurz vor unser Ziel und dann ging es mit einer weiteren Mitfahrgelegenheit weiter. Wir stiegen aus, bedankten uns wie immer nett und schulterten beide unsere 2 Rucksäcke. Damit ging es dann zum Motocross. Natürlich wurden wir damit erstmal blöd angeschaut. Anders als erwartet, war aber noch gar nichts im Gange. Heute sollte von 8-17 Training sein. Morgen dann die Rennen dazu. Als wir aber 14Uhr ankamen, fuhr kein einziges Fahrzeug auf der Strecke, sondern sie wurde noch präpariert, bewässert und abgegrenzt. Wir setzten uns also erstmal mit unter einen Pavillon wurden aber zu unserer Überraschung nicht so wirklich von den Leuten aufgenommen oder akzeptiert. Unsere Rucksäcke ließen wir liegen und spazierten erstmal etwas auf dem Gelände herum. In mir kommt direkt “Emmenrausch” oder “Bike&Music”-Stimmung auf, da Kinder, die kaum geradeaus laufen können, mit ihren Quads und Motorrädern herumheizen. Erinnerungen werden wach. Auch wie jedes Trüppchen unter seinem Pavillon sitzt, erinnert doch sehr an die Festivals in Deutschland. Hier und da wir ein Motorrad angeschlossen, man repariert noch ein paar Dinge und 15 Uhr wird die Strecke dann gottseidank eröffnet. Einmal Vollgas und nicht nur bei den Fahrern steigt der Adrenalin Spiegel, sondern auch bei mir. Gedanklich fahre ich mit. Leider kann nicht heute nicht fahren. Eigentlich wollten wir uns mit Jorge, der uns vor 2 Tage. Mit seinem LKW mitgenommen hatte, und seiner Tochter heute hier treffen, aber sie hatten leider einen Zwischenfall und können erst morgen hier sein. Deshalb bleibt es heute also nur bei gedanklichem Fahren. In den Fingern kribbelt es mich trotzdem. Ich würde auch so gern fahren. Selbst gewähltes Leid, was muss ich auch durch die Welt reisen. Naja, irgendwann bin ich so eingestaubt und zufrieden, da ich exakt neben der Strecke stand, was später abgesperrter Bereich war, dass ich zu Anna, die ganz geduldig auf mich im Schatten gewartet hat, zurückgehe und wir die Veranstaltung wieder verlassen, denn wir wollen noch bis nach San Ignacio. Also gehen wir wieder an die Hauptstraße, kurz vorher steht wieder jemand, der angequatscht wir und ein junger Mann mit dem Nachnamen Neubauer nimmt uns mit. Der Einfluss der deutschen hier im Norden Argentiniens ist echt unfassbar. Lieder kann er uns nicht weit mitnehmen. Der nächste Anhalter lässt lange auf sich warten. Irgendwie kommt mir der Mann komisch vor, aber nach 1 Stunde warten, nimmt man die Gelegenheit dann trotzdem war. Eine Mutter mit Kind wird auch noch mitgenommen, da sie gesehen hat, wie er für uns gehalten hat und dazu gestürmt ist. Das Gefühl ist immer noch da. Gut dass wir hinten zu viert komplett eingequetscht sitzen, die Fremde sich mit mir unterhält und es jede Sekunde exakt ein Grad wärmer und 1 Prozent feuchter wird. Nach Annas Aussage saßen wir kurzerhand im Tropenhaus, ich kam mir eher wie in einer Sauna nach einem Aufguss vor. Und dabei sitzen wir in einem neuen Auto mit Klimaanlage, die aber wieso auch immer aus bleibt. Als ich nach seinem Job frage, wird klar, warum ich ihn komisch fand. Er ist Pastor. Er meint, er müsse viele Kompromisse eingehen, dass er uns mitnehmen könne. Am Ende fragt er noch, ob Anna und ich ein Paar seien und wirkte ziemlich erleichtert, als ich verneinte. Zur Verabschiedung steigt er noch mit aus, hält uns eine kleine Predigt und wir lächeln nur nett und nicken. Das war komisch. Kommt er jetzt in die Hölle, weil er zwei Frauen mit dem Auto mitgenommen hat? Naja, wir waren dann in San Ignacio und mussten uns erstmal eine Unterkunft suchen, da es hier leider keine Couchsurfer gibt, also würden die ersten Einheimischen angequatscht, uns wurde etwas empfohlen und wir machten und durch die kleinen rot gefärbten Straßen. Mit jedem Meter flussaufwärts entlang des Rio Paraná merkt man, dass es immer grün wird. Es wachsen wieder Bananen wie Unkraut und das Wetter wird immer tropischer. Am Campingplatz angekommen, verhandeln wir den Preis und bekommen einen süßen kleinen Bungalow. Wir machen noch einen Spaziergang durch das Dorf und nachdem wir zurück sind, wird natürlich noch der Billiard Tisch bespielt wenn schon mal einer da ist,bis wir beide nur noch mit halboffenen Augen die Kugeln einlochen und hoffen, das das Spiel bald vorbei ist.

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