Alles hat seinen Grund

Zum Abschied sagt uns Mario ein Sprichwort seiner Oma. schön dass ihr gekommen seid, aber auch schön, dass ihr wieder geht. Wir verabschieden uns also mir einem Lacher und machen uns auf den Weg. Wir platzieren uns hinter der Brücke, wo der Eingang zum Nationalpark ist. Legen uns ins Gras und warten erstmal ab. Da wir wieder per Anhalter fahren wollen, aber weit und breit kein Auto in Sicht ist, können wir erstmal etwas entspannen. Die ersten geführten Touristen-Touren starten und als sie beendet wird, sind wir immer noch da. Das Auto biegt in unsere Richtung ab und sammelt uns gottseidank ein. Wir dürfen hinten auf die Ladefläche des Pick-Ups. Im Auto 2 Guides und 2 Australier mit riesigen Kameraobjektiven. Die 40 km, die sie uns mitnehmen, werden also zur gratis Tour, da sie jedes Mal halten, wenn wir irgendwelche Tiere sichten. Beim ersten Mal haben wir es noch nicht gewusst. Das Auto hält und wir denken, sie haben was gesehen. Wir müssen irgendwas spektakuläres suchen. Unsere Augen weit offen, um endlich den erhofften Jaguar zu sehen, zeigt uns die Frau von vorn durchs Hinterfenster was sie fotografiert hat. Etwas enttäuscht, müssen wir beide anfangen zu lachen. Im Schilf sitzt ein Vogel. Aber immerhin ist es ein Halsband-Yetapa. Ein endemischen Vogel, der das Emblem der Nationalparks schmückt. Wir halten noch bei vielen Vögeln, sehen aber auch einen jungen Sumpfhirsch.  Als wir bei ihrer Lodge mitten im Nirgendwo ankommen, werden wir abgeladen und legen uns zu den vielen Capibaras an den Straßenrand. Das Gute ist, wenn man irgendwo im Nirgendwo stillschweigend wartet, bekommt man eine Gratis Tiershow geliefert. Als ich mich ruhig neben einen Baum platzierte, um Papageien zu fotografieren, lief fast ein Junghirsch in mich herein. Interessant beäugte er mich und zog weiter. Direkt nebendran, wie immer liegt ein Capibara. Die Zeit vergeht und kein einziges Auto kreuzt unseren Weg. Die Capibaras beschließen, uns zu helfen und bilden eine Straßensperre. Wir albern herum und stellen uns vor, wie sie uns beruhigend mit sächsisch-argentinischem Dialekt zureden: “Keine Sorge, shesterday (also gestern) kam auch noch ein Auto vorbei.” Einmal warm gelaufen, ging das ganze Spiel mit einem Grashüpfer weiter, der einen Satz auf Annas Unterlippe machte und sie kurz alles im Umkreis von 1 km aufscheuchte. Der Grashüpfer saß wie angewurzelt beleidigt vor ihr und sie schimpfte mit ihm und meinte er soll sich schämen gehen. Völlig unerwartet ging er los zum nächsten Grasbüschel und steckte seinen Kopf darunter. Ich konnte mich nicht mehr halten und lachte tränen. Ein Grashüpfer könnte sich nicht besser schämen. Ein Bild für die Götter. Jeder der mich kennt, kann sich vorstellen, dass ich sehr lange gebraucht habe, um mich wieder zu beruhigen. Naja da war dann immer noch das Thema mit dem Trampen. Weit und breit kein Auto in unserer Richtung in Sicht, nur in die andere und selbst die Capibaras, die sich auf der Straße breit machten und wirklich keinen Zentimeter wichen, als die Autos an ihnen vorbeiführen, konnten sie nicht aufhalten. Als wir das Tierprogramm mit einem Fuchs abgerundet hatten, beschlossen wir, die nächsten 4 km bis zur nächsten Kreuzung zu laufen, um die eventuellen Autos von dort mit abzugreifen. Zunächst schreckten wir allerdings erstmal 2 Wildschweine auf, die in der hinteren Hälfte getigert aussahen. Und dann kamen 2 Autos, die nicht anhielten. Auch Anna konnte dabei nicht an sich halten. Unverständlich, wie man mitten im nirgendwo, nicht wenigstens einmal anhalten kann. Aber so sind die Menschen nun einmal. Als wir nach 1 Stunde mit all unserem Gepäck bei der Kreuzung ankamen, mussten wir leider feststellen, dass da auch noch 3 andere Leute warteten. Unsere Chancen schwindeten also dahin. Nach einem kurzen Austausch, war aber geklärt, dass bald aus jeder Richtung ein Auto kommen würde und nach Mercedes fährt, es wäre also Platz für alle. Aus dem bald wurde schon bald wieder 2 Stunden ohne Autoverkehr. Und dann endlich kam es, ein Pick-Up. Die Familie kannte die Leute, quatschte kurz mit ihnen und wir durften alle 5 mitfahren. Mercedes und Aileen konnten vorn im Auto Platz finden, während Anna und ich mit all unserem Gepäck, Chacho und dem Hunde der Autobesitzer auf die Ladefläche kamen. Wir wurden noch mit einem paar extra Jacken versorgt und die Fahrt über die restlichen 80 km Schotterpiste konnte losgehen. Der Hund genoss auf meinem Rucksack sitzend die Aussicht oder legte sich direkt vor meinen Füßen hin, um seine Streicheleinheiten abzuholen. Der gesamte Weg, war für mich ziemlich anstrengend, deshalb schlief ich ein paar Mal ein. Der Hund weckte mich aber direkt immer, damit ich ihn ja weiter streichelte. Eine kurze Pause, um sich zu versichern, dass es uns gut geht, machte der Fahrer ein Bild von uns auf der Ladefläche und es konnte weiter gehen. Als die Hintern platt gesessen waren, kamen wir in Mercedes nach 9 Stunden an. Chacho bat uns an, im Haus seiner Familie zu ünernachten, was wir dankend annahmen. Wir würden genau davor abgesetzt und ich musste mich erstmal mit ausreichend Mate aufwärmen. Versorgt mit ausreichend Snacks, saßen wir zusammen und tauschten uns aus. Es kam heraus, dass ich starke Ohrenschmerzen habe und im Handumdrehen, war eine Freundin mit Othoskop im Haus, um mir ins Ohr zu schauen, wo es scheinbar nichts zu sehen gab. Mir wurde ein Trichter gebaut, der angezündet wurde. Ich lasse ja prinzipiell alles mit mir machen, mal schauen, ob es hilft. Überschüssige Luft soll damit abgebrannt werden und den Druck im Ohr verringern. Ob das mein Problem war, werde ich morgen sehen. Während Anna duschen geht, koche ich mit Mercedes mal wieder eine Art Gulasch, den wir dann genüsslich verspeisten. Am Ende fallen wir alle geschafft in unsere Betten. Ich bin ein weiteres Mal beeindruckt, wie am Ende doch alles zusammen findet und geschieht, wie es geschehen sollte.

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