
Morgenstund hat Gold im Mund. Und genau deshalb ging es heute zum Sonnenaufgang nach draußen. Ich fühle mich, als würde ich auf Jagd gehen. Die Sonne erwacht langsam und so auch die Tierwelt. Während sich der Himmel allmählich feuerrot färbt und die ersten Sonnenstrahlen vom Iberá See reflektiert werden, zwitschern uns die ersten Vögel um die Ohren. Die Kaimane liegen noch im seichten Wasser und scheinen die Show, genauso wie wir zu genießen. Unsere Mission heute ist aber auch noch eine andere. In dem zu bezahlenden Abschnitt gibt es 2 Wege, wovon wir den einen bereits gelaufen sind. Heute war der Plan auch den 2. Weg zu gehen, natürlich gratis. Vor Öffnungszeiten da sein, heißt meistens freier Eintritt. Wir konnten heute morgen also 4 Fliegen mit einer Klappe schlagen: den Sonnenaufgang genießen, mehr Wildaktivität erhaschen, freien Eintritt bekommen und bei angenehmen Temperaturen unterwegs zu sein, denn ab um 10 Uhr hielt man es nirgends anders aus als vorm Ventilator. Nicht mal die gesunde Anna hat heute tagsüber etwas gemacht. Wir schlichen uns also auf den kurzen Wanderweg in den Wald hinein und nach nur ein paar Schritten hörte man schon das erste Tier schrecken und davon traben. Es hörte sich an, wie ein Sumpfhirsch, aber gesehen haben wir ihn nicht. Weiter ging es Schritt für Schritt, diesmal ganz sachte und leise, was sich bei dem präparierten Weg mit Steinen als schwer erwieß. Das Wild am Boden mögen wir verscheucht haben, aber die Affen fühlen sich auch mit zwei tapsigen Touristen am Boden pudelwohl und gehen ihrer gewohnten Morgenroutine nach. Nach und nach wacht alles auf. Einer der Papas scheint eine Sonderstellung zu haben und darf am längsten schlafen, während die kleinen schon herumtollen, von Ast zu Ast springen, auch mal herunterfallen, sich aber direkt wieder an irgendeinen Ast krallen können und nicht komplett nach unten durch sausen. Die etwas Größeren, etwa 1 Jahr alten, futtern schon fleißig die Früchte von den Palmen (Palmera Pindo), wie man auf dem heutigen Foto des Tages sehen kann. Auch die Mütter Frühstücken erst, bevor die ganz frisch geborenen an die Brust kommen und dabei süße Baby-Geräusche von sich geben. Wir sind halt doch näher verwandt, als man manchmal zugeben möchte. Was haben wir wieder für ein Glück. Wir stehen unten in erster Reihe und schauen gespannt zu und wissen gar nicht so richtig, wo wir zuerst hinschauen sollen. Als sich die schwarzen Männchen erheben ist klar, wo der Blick hin wandert. Die Größe ist dann doch sehr beeindruckend und autoritär. Langsam wird es ruhiger und dann verlagert sich das ganze nur etwas, doch alles weiterhin entlang unseres angelegten Weges, dem wir folgen müssen. Wir stehen im Blätterregen und der Nacken tut so allmählich weh vom nach oben schauen, ich bin dankbar, wenn sie mal etwas weiter weg sind und ich gerade aus gucken kann. Nach dem Essen folgt noch die Flüssigkeitsaufnahme. Wie uns Mario später berichtet, sieht man das nicht sehr häufig. Wir haben gesehen, dass sie die einzelnen Blätter der Bromelien ausgezutschelt haben. Das ist der aller letzte Weg, um Flüssigkeit in einer Trockenperiode zu bekommen, bevor sie von den Bäumen herunter zum See müssen. Ansonsten bleiben sie ihr gesamtes Leben oben in den Baumkronen. Als die Sonne vollkommen da war und alle Mäuler gestopft, kehrte doch völlige Ruhe ein und jeder suchte sich einen gemütlichen Ast für ein Schläfchen. Jetzt hätte man keine Ahnung mehr, wo alle plötzlich waren. Die Show war zu Ende, also gingen wir weiter. Die Zeit verging und so kamen wir in die Öffnungszeit des Parkes herein. Sowie wir Nähe der Straße waren und einen Trampelpfad erspähten, schlichen wir uns wieder heraus und taten so, als wäre nichts gewesen. Von der Brücke aus, beobachteten wir jetzt die vielen Kaimane, die sich an den Strand gebrezelt hatten. Wir zählten 9 Stück am Strand und noch viel mehr im Wasser. Auch 2 Capibaras nahmen ein Morgenbad, während ein Vogel sich vom Capibara herum chauffieren ließ, bis das Capibara gänzlich ins Wasser eintauchte und die Insel versank. Der See gleichte einem Wimmelbild, zwischen tausenden Seerosen galt es die Kaimane zu sichten. Gar nicht so einfach, aber wir scheinen beide ein Auge dafür zu haben. Es wurde heißer und heißer und Punkt 10 lag ich wieder im Bett und verschlief den gesamten Tag, um wieder gänzlich gesund zu werden. Am Abend nach Sonnenuntergang ging es dann doch noch mal heraus. Es war zwar immer noch heiß, aber heute war eine Art Dorffest. Auf dem Rasenplatz vorm Rathaus unter Palmen hatte sich schon das gesamte Dorf versammelt. Was genau der Anlass war, habe ich nicht herausgefunden, aber wen interessiert das schon, wenn man in eine Kultur vollkommen hineintauchen kann. Chamamé, die traditionelle Musik aus dem Nordosten wird heute gespielt. Mehrere Künstler aus der Region treten auf. Alles ist sehr heimatverbunden. Nach den gescheiterten letzten Malen, können wir nun endlich Chamamé hören und sehen. Es erinnert so sehr an deutsche Volksmusik mit Gitarre, Akkordeon und Mundharmonika. Nur die Sprache haut nicht ganz so hin. Es wird über ihr geliebtes Dorf Pellegrini gesunden. Man wiegt automatisch mit aber die meisten schauen es sich aus ihren Campingstühlen in Ruhe an. Pellegrini ist ein wirkliches Juwel. Hier zu wohnen ist ein Privileg. Jeder der hier wohnt, liebt es und das merkt man.
Weitere Vogelsichtungen heute:
- Amazon Kingfisher female
- Southern Screamer