
Heute ist mal wieder Reisetag. Nachdem alles zusammen gepackt ist, wird noch schnell ein letztes Mal gemeinsam mit Horacio gefrühstückt und dann bringt er uns an die Ruta 12 und kommt wegen uns viel zu spät zur arbeit.wir konnten es ihm aber auch nicht ausreden, uns nicht wenigstens aus der Stadt zu bringen. Schon hier zeigte sich, dass Trampen in Corrientes gar nicht so einfach ist. Ein Haufen Autos fuhren in die Richtung, in die wir wollten, aber keines hielt an, also machten wir uns etwas Musik an, um die Stimmung oben zu halten. Anna war mit meinem Tequila-Song nicht all zufrieden also schmiss sie eine gesamte Capibara-Playlist an. Das Lied haben wir bereits die letzten Tage rauf und runter gesungen, um uns auf die hoffentlich vielen Capibaras, die uns im Nationalpark erwarten, einzustimmen. Und dann hält Fabian endlich an in seinem Pick-up. Die Rucksäcke kommen auf die Ladefläche, wir setzen uns rein und beginnen unseren Flug. Mit Maximalgeschwindigkeiten von 166km/h fegen wir über die Straßen. Wir überholen alles und jeden. Fabien bringt uns gottseidank genau Nacht Mercedes und bereits um 11 Uhr sind wir dort. Wir Hitchhiken noch auf der Ladefläche eines Pickups in die Stadt, schießen das heutige Foto des Tages und suchen uns dann etwas zu Essen. Geduldig sein, wie ein Capibara mit Mate. Besser könnte man es nicht treffen. Nach unserer kleinen Pause ging es noch in den Supermarkt ein paar Snacks holen. Der Daumen wird wieder gehoben. Viele Autos fahren an uns vorüber. Als ich Toni sein Auto sehe, sage ich sehr selbstbewusst: “Der wird uns mitnehmen!”. Und warum? Weil es einfach das mit Abstand kaputteste Auto ist, das hier rumfährt. Irgendwie scheint es eine umgekehrt proportionale Regel zu geben, von wegen: wer das schlechteste Auto hat, nimmt einen am ehesten mit oder wer das Wenigste besitzt, gibt das Meiste. Warum ist das so? Ist doch eigentlich total unlogisch. Leider oder gottseidank fährt uns Toni nur aus der Stadt heraus an die Straße, die direkt zum Iberá-Nationalpark führt. Wir hatten etwas Angst, dass das Auto unter uns auseinander fällt. Und das ist nicht übertrieben. Anna will aussteigen aber es gibt keinen Griff zum Öffnen. Toni steigt aus und das Auto rollt weg, da es keine Handbremse hat. Ist aber auch gerade deshalb leicht wieder aufzuhalten, weil es eben nichts wiegt. Wir kommen aus dem Lachen nicht mehr heraus. Toni ist einfach nur ein toller Mensch, schade, dass wir nicht mehr Zeit mit ihm verbringen konnten. Er ist jetzt auf dem Weg nach Brasilien. Ich hoffe, er hat es geschafft. Für uns beginnt jetzt das lange Warten. Wir haben noch 120 km vor uns. Am Ende werden wir 8 Stunden für die Strecke brauchen. Der erste Pick-up bringt uns relativ schnell zum Polizeikontrollpunkt. Mittlerweile ist es schon wieder extrem heiß und Schatten sind rar. Hier scheint eine Libellenplage zu herrschen und in der Entfernung sehen wir leider einige Buschfeuer. Der Polizist unterhält sich ein wenig mit uns, lässt uns aber im großen und ganzen unser Wechselspiel von “da kommt ein Auto, wer geht diesmal aus dem Schatten, um den Daumen herauszuhalten” selbst spielen. Nach 2,5 Stunden nehmen uns 2 Ranger auf ihrer Ladefläche mit. Diesmal heißt es Augen zusammen kneifen, und alles abdecken, was geht. durch den Fahrtwind spüren wir die Sonne nicht aber sie knallt. Sie setzen uns irgendwo im nirgendwo ab, wo gottseidank exakt ein Baum Schatten spendet. Ich weiß nicht wie lange wir hier warten, aber definitiv länger als vorher. Es kommt kaum ein Auto und wenn eines kommt, biegt es ab und fährt nicht geradeaus, wo wir hin wollen. 2 machen es, nehmen uns aber nicht mit, was schon fast an Körperverletzung grenzt bei diesen Temperaturen. Irgendwann, nachdem ich viel zu viel in der Sonne herumgetanzt bin und es Anna schon einmal ziemlich schlecht ging von der Sonne, hält ein Auto. Wir dürfen mit und ich realisiere sofort, dass es Jäger sind, die gerade auf dem Weg zum Ansitz sind. Ein großer Vorteil von einheimischen Jägern ist, dass sie wissen, wo welches wild seinen Einstand, also Lieblingsplatz, hat und so sehen wir erst ein paar Nandus und dann endlich unsere ersten Capibaras. Als sie in ihr Revier einbiegen werden wir wieder herausgelassen und 2 Minuten später, gottseidank kommt ein Bus. Da wir erst die Hälfte der 120 km geschafft habe, entscheiden wir uns diesmal den Bus anzuhalten. Wir fallen in die Sitze und dösen vor uns hin. Klappernd holpern wir über die rote Schotterpiste. Uns beiden fällt auf, dass es mehr und mehr wie in Ostafrika aussieht. Wir dösen wieder weg. Als es bereits dunkel ist, kommen wir beide völlig erschöpft in Colonia Carlos Pellegrini an. Einen Block um die Ecke wartet schon Mario auf uns, bei dem wir die nächsten Tage couchsurfen dürfen. Er überredet uns noch, eine kleine Runde zu spazieren. Aus einer kleinen Runde wird eine geführte Nachtwanderung mit Sternen- und Tierkunde mit Sichtung Kaimanen. Mario ist selbst Touristenführer und gibt uns eine kleine Privattour. Ich bin schon ganz gespannt morgen alles bei Tageslicht sehen zu können, dann muss man auch keine Angst haben, barfuß aus Versehen in den giftigen Skorpion im Badezimmer zu treten.