Weingut, Fahrrad schlecht

Punkt 9 wollten wir uns treffen, um mit unserer Radtour zu starten, doch daraus wurde nichts. Stattdessen traf Felix erst um 10 ein und hatte auch noch nicht, wie ausgemacht, gefrühstückt. Also machte ich ihm noch schnell Frühstück und halb 11 konnte es endlich losgehen. 24 km lagen vor uns bis wir die erste Bodega/Winzerei erreichten, welche auch nur bis um 12 geöffnet hatte. Natürlich musste sich Felix auf dem Weg noch einen Dorn einfahren und bekam einen Platten. Ich fragte mich durch, machte den nächsten Fahrradladen zum flicken aus, der aber geschlossen war. Ein Telefonat und 5 Minuten später stand der Besitzer auf der Matte und reparierte uns den Reifen. Währenddessen hatte ich auch schon mit der Winzerei telefoniert und klar gemacht, dass sie bis 12:30 Leute in Empfang nehmen. Also hatten wir doch noch eine Chance unseren bereits erstandenen Winepass dort einzulösen. 10 Minuten vor Schluss kamen wir völlig ausgepowert bei unserem ersten Halt an, weil wir natürlich ordentlich in die Pedalen getreten haben, um es zu schaffen. Beim Casa Vigil angekommen, kamen wir uns erstmal völlig underdressed vor. Alle waren schick gekleidet und wir liefen völlig k.o. in unseren Fahrradklamotten über das Gelände. Aber auch wir bekamen unseren Wein, suchten uns ein bequemes Plätzchen und ruhten uns erstmal etwas aus, bevor wir das Gelände etwas unter die Lupe nahmen, zwischen Oliven-, Quitten- und Orangenbäumen langliefen und vom Aussichtspunkte die Sicht auf die Weinreben genossen. Ich schoss das heutige Foto des Tages und wir machen uns weiter. 14 km lagen diesmal vor uns. Weil Felix sein Hintern weh tat, tauschten wir Fahrräder. Nachdem wir bei einem Minimarkt anhielten unseren Mittagssnack zu uns genommen hatten und weiter führen, keuchte er irgendwann hinter mir her, er bräuchte eine Pause. Ich blieb also im Schatten stehen, er kam nach, hielt neben mir und ich hörte nur ein: “Oh, nein!”. Bevor ich ausgesprochen hatte, dass er den Dorn nicht heraus ziehen sollte, hatte er ihn schon in der Hand und die Luft aus dem Vorderrad zischte uns um die Ohren. Felix, das war nicht deine schlauste Idee. Wir sahen zu, wir der Reifen platt wurde. Jetzt hatte er seine Pause. Da wir ordentlich weit weg vom Schuss waren hieß es nun ein weiteres Mal, wer sein Fahrrad liebt der schiebt. Um den Mantel und Schlauch nicht zu verlieren, mussten wir das Rad mit Vorderrad in der Luft schieben. Irgendwann sah ich Felix an, dass er nicht mehr konnte, also übernahm ich wieder und wir erreichten 15:30 Uhr, 2,5 Stunden nach Ladenschluss die nächste Viñera, Familia Cassone. Hier war absolut nichts mehr los. Ich fragte mich durch, fing beim Bauern an, der die Reben bearbeitete, ging einmal durch die Produktionshalle und kam im Labor an, wo der Wein final verkosten wurde, um nach einem Gläschen Wein zu fragen, wie wir es gebucht haben. Konnte ja keiner wissen, das Felix heute das Pech mit Löffeln gefressen hatte. Üblich für ein Familienunternehmen, waren alle ganz aufgeschlossen unserer viel zu späte. Ankunft gegenüber. Anders als normal üblich bekamen wir jeder ein leeres Weinglas in die Hand gedrückt und gingen dann durch die Halle mit den 250 hl Fässern und probierten von jedem einmal, mussten die Weine beschreiben, bekamen eine richtige Verköstigung mit Erklärung und allem. Ohne auch nur unser Ticket kontrolliert zu haben, nahmen sie uns auf und boten uns mehr, als wir je erwartet haben. Wir durften uns noch anschauen, wie die Fässer gereinigt werden, wie der Wein in die Flaschen abgefüllt wird und wo er gelagert wird. Zu guter Letzt würden wir noch dem Hausmeister des Hauses vorgestellt. Wir führen einmal durch die Weinhalle mit unserem kaputten Rad und direkt dort, wurde uns geholfen und der Reifen repariert. Man hört es vielleicht schon raus, aber die Familia Cassone ist mein absolutes Highlight am heutigen Tage gewesen. Nicht wissend mit welchen Worten und Gesten wir uns bedanken sollen, verabschieden wir uns von allen und sind wieder fahrend unterwegs. Die nächste Winzerei ist direkt daneben und da sie bis 17 Uhr geöffnet hat, haben wir diesmal auch kein Zeitproblem. Wir bekommen unser Gläschen und chillen uns aufs Sofa in den Schatten und verquatschen uns. Wir sind wirklich ziemlich k.o.. Nachdem wir genug Energie gesammelt haben, rappeln wir uns nochmal auf. Winzerei Nummer 4 am heutigen Tage ist Alta Vista, wo ich damals schon mit UV vor etwa einem Jahr gewesen bin, aber auch diese hat seit bereits 2,5 Stunden geschlossen. Nach unserer Erklärung, bekommen wir die Option, morgen wieder zu kommen und unser Glas Wein dann zu genießen. Da wir keine andere Wahl haben, gehen wir den Deal ein und sind wieder weg. Ab jetzt geht es nur noch zurück, etwa 18 km. Mendoza hat extrem viele Radwege und so können wir den Rückweg richtig genießen mit Blick auf die Anden im Hintergrund. Das Wetter hat heute auch super mitgespielt. Was für ein verrückter Tag. Wir geben Felix sein Fahrrad ab, ich habe ja das von Gero bekommen. Jetzt holen wir nur noch den Schlüssel im Mercado Central bei Gero ab und schleichen dann nach Hause. Irgendwann denken wir uns, dass wir den Schlüssel gar nicht hätten holen brauchen, so langsam sind wir unterwegs. Am Ende kommen wir 10 Minuten vor Gero zu Hause an, was schon sehr krass ist, da wir sonst nicht mal die Hälfte der Zeit für diesen Weg brauchten. Zum Abendessen habe ich mir Asado ruso gewünscht. Gero bringt es mir also bei und wir füllen unsere Energiereserven mit gutem Essen wieder auf. Das Rezept werde ich euch, sobald verfügbar, unten verlinken. Mit vollen Mägen fielen wir dann nach einem völlig verrückten Tag in die Betten.

Rezept Asado ruso: https://lets-world.de/wordpress/2025/03/11/asado-ruso/

Posts created 684

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

Begin typing your search term above and press enter to search. Press ESC to cancel.

Back To Top