
Endlich wieder in Argentinien. Endlich wieder wärmere Temperaturen. Felix ist trotzdem krank. Um unsere Unterkunft bezahlen zu können, müssen wir heute erstmal wieder Geld bei Western Union holen, da das Geld, welches ich noch hatte, exakt für unsere Reise von der Grenze bis ins Hostel gereicht hat und wir vom Bankautomaten in Argentinien ja nichts bekommen. Um keine Schulden zu machen, üben wir uns heute also wieder im Schlange stehen, um Bares zu erlangen. Wir brauchen 2 Anläufe und gehen mit einer halben Million auf die Straße, Inflation lässt grüßen. Zurück im Hostel können wir direkt Mittag essen, so ist die Zeit vergangen und Felix beschließt von nun an, an Ort und Stelle zu bleiben, da es ihm gar nicht gut geht. Unser Plan ist es, ein Busticket für heute Abend nach Mendoza zu kaufen, damit er sich dann dort ordentlich auskurieren kann. Also liegt es an mir, diese zu besorgen. Ich laufe erstmal zum alten Busbahnhof, in der Hoffnung, hier gibt es auch schon Verkaufsstellen, denn der neue Busbahnhof ist deutlich weiter weg. Vor Ort laufe ich einmal um das Gelände und halte dauerhaft Ausschau, doch statt Fahrkarten kann ich hier nur alles andere kaufen. Von Eis, über Haargummis, bis hin zu Mate-Tassen. Kurz gesagt, der alte Bahnhof wurde zum Marktplatz umfunktioniert. Ich Frage trotzdem noch das ein oder andere Mal nach und werde enttäuscht. Fahrkarten können nur am neuen Terminal gekauft werden. Aber wie komme ich da nun hin? Zum laufen ist es deutlich zu weit. Und ein Taxi ist mir zu teuer. An der Hauptstraße gibt es etwa 1000 Bushaltestelle, welche ist aber die richtige. Die Menschen bilden jeweils Schlangen schon bevor der Bus da ist. Ich frage einen Eisverkäufer an der Kreuzung, wie ich zum neuen Bahnhof komme. Ich glaube zu verstehen, es gibt Collectivos, die dort vorn abfahren oder einen kostenlosen Bus. Die Busse in der Farbe blau grün fahren dorthin und sind gratis. Ich denke mir nur, dass ich ihn sicher nicht richtig verstanden habe und schaue erstmal, wie viel ein Uber-Taxi dorthin kostet, da ich von der Masse an Bussen völlig erschlagen werde. Als ich in mein Handy vertieft bin, fährt ein blaugrüner Bus vor und hält auf meiner Höhe auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Schnell rüber und fragen denke ich mir. Der Busfahrer meint: Ja, ich fahre zum neuen Terminal, steig ein. Auf meine Frage, was es kostet, antwortet er nur wieder steig ein. Also steige ich ein. Naja vielleicht muss ich ja am Ende beim Aussteigen zahlen, aber auch dazu kommt es nie. Am Bahnhof angekommen, checke ich jedes Unternehmen, ob es nach Mendoza fährt, ob es noch freie Plätze heute hat, was es kostet und wie lange sie fahren. Es stellt sich heraus, dass es für heute keinen Bus mehr gibt, also sage ich Felix Bescheid, dass er sich direkt wieder ins Hostelbett legen kann. Am Ende kaufe ich Bustickets für morgen Abend. Unsere Fahrt wird 22 Stunden dauern und die Hälfte unseres Bargeldes ist direkt wieder weg. Jetzt nehme ich mir ein Motorrad-Taxi zurück in die Stadt und genieße den frischen Wind um meine Nase. Die Sonne knallt ordentlich, es sind 30 Grad. Mein Körper muss diese Temperaturunterschiede erstmal verarbeiten. Gestern noch bei 10 Grad und Regen gefroren, bin ich heute klitschnass geschwitzt. Ich lasse mich am Plaza Belgrano absetzen und beginne meine eigens geführte Stadttour. Direkt zu anfangs schieße ich mein Foto des Tages mit dem Regierungsgebäude im Hintergrund und dem Stadtnamen im Vordergrund. Jujuy, ausgesprochen Chuchui, macht einfach schon beim aussprechen Spaß. Jetzt muss ich nur noch schauen, ob es auch gerechtfertigt ist. Ich schaue mir die Kathedrale an, gehe weiter zur Kirche San Francisco, leider sind beide geschlossen und auch sonst ist nichts los auf der Straße. Ach ja, ich bin ja wieder in Argentinien. Es ist Siesta-Zeit. Während sich also alle zu Hause ausruhen, vertreibe ich mir im Park Xibi-Xibi direkt am Flusslauf Rio Xibi die Zeit. Wie die Einheimischen, die im Gras sitzen, auf den Bänken liegen, am Fluss lernen und mich an Jena erinnern, entspanne ich hier ein wenig und Ruhe die bereits etwas müden Füße aus. Danach geht es wie vorher verabredet halb 5 ins regional historische Museum Juan G. Lavalle, zu dessen Ehren das Museum benannt ist, da er sein Haus als Museum der Stadt als General zur Verfügung stellte. Der Eintritt ist gratis und nur mit spanischer Tour möglich. Das Museum ist genau wie die gesamte Tour extrem gut. Ich lerne alles über die Region Jujuy, die Befreiung, die Unabhängigkeit, Schlachten, die gewonnen wurden, obwohl man in extremer Unterzahl war, weil man das schwere Terrain kannte, für das die Gegend heute so beliebt bei Touristen ist, bekomme den ältesten Wagenheber zu Gesicht, den ich je gesehen habe und so arbeiten wir uns Stück für Stück durch die extrem interessante Sammlung im Hause Lavalle. Als wir einmal durch sind, geht es wieder nach draußen und nun sind auch wieder Leute auf den Straßen. Ich schaue mir noch das Theater und den Park San Martín an, bevor ich zurück ins Hostel gehe, wo Felix schläft und aufmerksam von der Hostelkatze Mala bewacht wird.