Die Ruhe nach dem Sturm

Das erste, was ich heute von Felix zu hören bekam, als ich gerade aufwachte, war ein verkratzt es: “Hast du Wasser?” Also war das erste was ich heute machte erstmal Wasser filtern, um dem lieben Kater Einheit zu gewähren. Danach gab es Frühstück und die Taschen müssten schon wieder gepackt werden. Gottseidank dürfen wir uns nach unserem Checkout noch im Hostel Colour House aufhalten und in den Gemeinschaftsräumen beziehungsweise im Innenhof entspannen, die Zeit vertrödeln, lesen und unsere Tagebücher von gestern schreiben. Pünktlich zur Mittagszeit geht es wie versprochen nochmal in den Mercado zu Mamita Sonita unser leckeres Choripan abholen. Sie freute sich redlich über unsere Gesichter. Nach einer weiteren Ration von der Safttheke war Felix gestärkt genug, dass wir ein wenig durch die Stadt schlendern konnten. Heute lag Rauch in der Luft. Der Grund dafür war, dass in fast jedem Hauseingang oder auch direkt vor den Marktständen kleine Feuer gelegt waren. Heute am letzten Tag des Karnevals stand Pachamama im Vordergrund. Die Weihfeuer waren da, um Mutter Erde zu ehren, um Verbundenheit und Würdigung zu beweisen. So hätte man die Luft in der Markthalle heute schneiden können, so verraucht war es. Man will es sich ja nicht verschmerzen. Einige Opfergaben wie Blumen, Geld oder Zigaretten fanden sich teilweise in den Feuern oder man streute Blütenblätter vor die Häuser. Im Allgemeinen traute man der Ruhe heute allerdings absolut nicht über den Weg. Die vielen kaputten Wasserbomben, die die Straßen bunt färben, erinnern ständig daran, was hier gestern los war. Die Stadt ist quasi ein Schlachtfeld von Spaß und Freude. Als einziges sauber geblieben ist der Plaza de Armas, der auf dem heutigen Foto des Tages zu sehen ist und welcher gestern strikt mit Polizeikontrollen und Straßensperren abgesperrt war. Unser Weg führt uns heute zum Friedhof von Sucre, welcher besonders schön sein soll. Kein Restaurant hat geöffnet, jedes Museum ist geschlossen und so kommt es auch, dass selbst der Friedhof verschlossen ist. Wir stehen vor einem riesigen Eisentor und müssen leider wieder umdrehen. Wir waren 2 Tage in Sucre und haben sicher ein völlig anderes Sucre kennengelernt, als das es sonst ist. Es gab einige Touristen, die sich in unserem Hostel beschwert haben, dass absolut nichts geöffnet ist oder stattfindet. Aber es ist nun mal Karneval. Wenn man reist, muss man sich anpassen und den Moment genießen und wenn gerade Karneval ist, dann sollte man den am Besten mitnehmen. Die Möglichkeiten beim Schopf nehmen, die einem geboten werden und genau das haben wir gemacht und deshalb ist Felix heute etwas wehleidig unterwegs. “Ich möchte Pizza”, 5 Minuten später “Ich möchte ein richtig schönes Steak” und wieder 5 Minuten später ist es ein Döner. Aber all das kann er heute nicht bekommen. Dass der Markt offen war, war schon Glück, da er nachdem wir gegangen war auch schloss. Bevor es zum Busbahnhof geht, könnte uns unser Hostelbetreiber doch noch das eine Fast-Food-Restaurant verraten, was heute geöffnet hatte, somit gab es doch noch Abendessen. Mit dem Taxi ging es dann zum Busbahnhof, wo wir etwas Schwierigkeiten hatten, den Bus zu finden, aber nach etwas nachfragen, waren wir dann doch richtig. Punkt acht nach Plan starteten wir unseren Weg nach Tupiza und hatten auf unserem Weg raus aus Sucre doch noch den ein oder anderen Karnevalsumzug mit den letzten Überlebenden vor uns. Unglaublich, wie manche 3 volle Tage durchfeiern und -tanzen können. Für uns reicht es erstmal mit dem Lärm und es geht 8 Stunden ruhig durch die Nacht über die Straßen von Bolivien.

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