
Heute muss ich zum Flughafen von La Paz, also nach El Alto. Nicht, weil ich fliegen möchte, sondern weil ich heute Besuch aus der Heimat bekomme. Da La Paz in einer Art Kessel liegt und El Alto ungefähr 500 hm höher liegt, gehören Seilbahnen zum öffentlichen Verkehrsmittel von La Paz. Heute komme ich also das erste Mal zu der Gelegenheit diese zu nutzen. Ich laufe also, da es in Strömen regnet geschwind zur Station San José der violetten Seilbahn. Kaufe mir da ein Ticket für eine Fahrt, die mir 3 Bolivianos kostet (keine 50 Cent) und bin schon in der Gondel. Es steigt noch ein weiterer Mann ein, mit dem ich ein Pläuschchen anfange. Er berichtet mir, wo ich am Besten aussteige und wie ich dann zum Flughafen weiter komme. Alles wird also genau so gemacht und als ich am Flughafen ankomme und ihn gerade betrete, kommt mir auch schon Felix entgegen. Super Timing. Wir wollen genauso wieder zurück aber die Flughafentaxis zur Seilbahn verlangen unglaublich teure Preise, also enden wir wieder in einem Collectivo ins Stadtzentrum. Wir steigen aus, ein Kind winkt mir, ich winke zurück und sie sagt, dass ich einer sehr hübsche Brasilianerin sei. Das gefällt mir. Wir gehen weiter zum Hostel, den Berg hinauf. Felix merkt die Höhe schon jetzt sehr. Also gaaaaaanz langsam machen! Im Hostel packe ich, wir spielen ein wenig Billiard, sprechen den ungefähren Plan unserer gemeinsamen Zeit, wir haben genau einen Monat, ganz grob mit ganz vielen Eventualitäten ab, denn wir wissen ja nicht, wann und ob ich Biesti wieder bekomme. Zum Mittag treffen wir uns mit den anderen Gipfelsiegern meiner Truppe Billy, Harm und Luca in einem ziemlich guten Restaurant, um unseren Erfolg zu feiern. Es gibt ein 3-Gänge-Menü, zur Vorspeise Lama-Tartar, also rohes Fleisch, was in Südamerika schon Vertrauen bedeutet, aber als das ganze noch mit einem rohen Ei serviert wird, müssen wir fast so tapfer sein, wie gestern an einigen Stellen auf dem Weg zum Gipfel. Als wir den ersten Bissen probieren, verschmelzen wir fast dahin, da es so lecker ist. Zum Hauptgang nehme ich Nudeln mit gegrillten Garnelen und zum Abschluss eine Variation des roten Samtkuchen im Glas. Alles unglaublich lecker und für 70 Bolivianos ein super Angebot. Satt gegessen verabschieden wir uns alle kräftig. Wir haben ein unglaublich prägendes Erlebnis miteinander geteilt und waren eine super Truppe, die einen starken Zusammenhalt hatte und sich gegenseitig bis zum Gipfel motiviert hat und auch danach noch füreinander da war. Danach ging es wieder ins Hostel, die Sachen schnappen und da ich noch immer einen Kartoffelsack mit Sachen, die nach Deutschland sollen, dabei habe und es Felix mittlerweile auch gar nicht mehr so gut höhentechnisch geht, nehmen wir uns ein Taxi in unser AirBnb, das Felix in weiser Voraussicht, dass er sich die ersten Tage gut ausruhen muss, gebucht hat. Wow, bin ich hier noch in Bolivien? Die Welt ist so unfähr. Wir haben eine ganze Wohnung nach europäischem Standard, während die Coca-kauende Omi in der Gosse um Nahrung bettelt. Auf dem Weg habe ich auch wieder etwas Coca für Felix gekauft und mache direkt erstmal einen Tee, während er sich schon hinlegt. Die Wohnung ist im 16. Stock, was eine schöne Aus- und Übersicht über La Paz verschafft, die ich mit dem heutigen Foto des Tages direkt aus unserem Fenster heraus, festgehalten habe. Den gesamten Nachmittag ruhen wir uns aus, da auch mir die Ruhe nach diesem immer noch völlig unglaublichen Ereignis gut tut. Zum Abendessen treibt es uns nochmal heraus und danach geht es auch direkt wieder ins Bett.