
Nach einem sehr kurzen Schlaf geht es um 4 aus den Federn. Schnell Sachen packen, Wasser auffüllen, Stirnlampe auf und 4:30 Uhr starten wir mit unserer heutigen Wanderung. Nicht lange und die ersten Kleidungsstücke fallen. Aus Aguas calientes heraus und schon gibt es die erste Ticketkontrolle. Ab 5 Uhr ist die Brücke, die über den Rio Urubamba führt, geöffnet. Direkt danach beginnt der Aufstieg. Eine Stunde lang geht es die Treppen hinauf. Fast oben angekommen, fährt uns der erste komplett überteuerte Bus fast über den Haufen. Was alle anderen währenddessen verpasst haben, ist der Sonnenaufgang hinter der Bergkette begleitet von Vogelgezwitscher. Als wir es völlig durchgeschwitzt geschafft haben, wird uns kurz applaudiert, wir müssen unsere Rücksäcke abgeben, denn mit dürfen wir nicht hinein, suchen uns noch einen Guide, verhandeln einen guten Preis mit ihm und kurz nach 6 Uhr können wir, wie auch auf unseren Tickets steht, mit Passkontrolle eintreten. Eine 3. Ticketkontrolle später, dass wir auch ja die richtige der 3 Routen nehmen, wie wir sie gekauft haben und wir sind drin, auf dem Gelände von Machu Picchu. Wir haben alle, Dank Nebensaison ohne langes Anstehen die beliebteste aller Routen bekommen, die 2b. Warum alles so strikt reguliert wird, lässt uns Felix, unser Tourguide, gern wissen. Vor Covid haben täglich bis zu 10.000 Touristen Machu Picchu besucht, wodurch das Gelände abgesunken ist. Heute dürfen täglich “nur” 5.600 Leute rein. Um 6 Uhr sind wir gottseidank die allerersten und können alles ganz in Ruhe und ohne Menschenmassen genießen. Dass wir Felix hatte, fand ich Klasse, denn ich habe ihn Löcher in den Bauch gefragt. Er hatte aber auch auf jede Frage ein Antwort. Machu Picchu, welches in den Jahren 1450-1540 von den Inka aus weißem Granit erbaut wurde, diente schlicht und ergreifend als Dorf. Wie bei den Inka üblich, wurden die Dörfer nach der Sonne ausgerichtet, was wir heute morgen, trotz Regenzeit, super schön beobachten konnten. Die Sonne musste nur hoch genug stehen und die paar Sonnenstrahlen die es zuerst über den Berg schafften, trafen mitten ins Herz, in den Templo del Sol, den Sonnentempel. Wie jedes Dorf hatte Machu Picchu einen König, den Inka. Dieser hatte mehrere Frauen und dementsprechend auch viele Kinder. Leider endete mit der Eroberung durch die Spanier das Inka-Dasein, da sie den letzten noch zu jungen Inka 1572 in Cusco töten ließen. In Machu Picchu, welches gar nicht fertig gestellt wurde, gab es 90 Häuser, in denen 600 Menschen lebten, welche vom Ackerbau auf ihren Terrassen, sowie von Meerschweinchen und Viscachas lebten. Viele Güter mussten über die 45.000 km Inka-Trail geliefert werden. Kommuniziert wurde hierbei mit metallenen Spiegeln über die Reflexion von Berg zu Berg. Die Kommunikation fand nicht nur zur Bestellung von Gütern statt, sondern wurde auch verwendet, um sich gemeinsam gegen Feinde zu wehren. Feinde hierbei waren gar nicht die Spanier, sondern viel mehr einheimische Dschungel-Stämme. Da Machu Picchu 1572 verlassen würde, eroberte sich die Natur nach und nach alles wieder zurück, was die Inka mit viel Präzision, Wissen und Geduld erschaffen hatten. 1911 kam dann ein amerikanischer Wissenschaftler auf seiner Reise am Fuße von Machu Picchu vorbei und sah einige Ruinen, was ihn dazu veranlasste, hinaufzusteigen. Was er hier vortraf, waren 2 Familie, die hier lebten. Neugierig fragte er ihnen wiederum Löcher in den Bauch? Wie heißt dieser Ort? Keiner wusste es, “Aber wir nennen diesen Berg hier Huayna Picchu – junger Berg, weil er jung und schön aussieht und diesen Berg Machu Picchu – alter Berg, weil er alt und weise wirkt.” Der junger Berg ist der typische Berg, den ihr auf dem heutigen Foto des Tages sehen könnt. Das Dorf Machu Picchu, was wir heute kennen, steht also auf dem anderen. Wir lernen noch viel über die Architektur und Lebensweise der Inka und zumindest ich bin positiv von allem überrascht. Dass ich hier gerade eines der Sieben Weltwunder sehen darf, ist ein Privileg und wieder einmal bekomme ich mehrfach Gänsehaut, so beeindruckt bin ich von allem. Im Einklang mit der Natur leben, von der Natur lernen und sie Wert schätzen. Ich spüre die Energie und bin froh keine Touristenmassen angetroffen zu haben. Machu Picchu hat sich gelohnt, ich weiß gar nicht, warum ich überlegt hatte, es nicht zu besuchen. Danach mussten wir uns die steilen Treppen wieder herunter quälen, da keiner von uns den Bus bezahlen wollte und hiernach ging es, diesmal aber im Hellen, entlang der Bahnschienen am Urubamba-River entlang. Diesmal müssten wir nicht, auf Tiere, die in der Dämmerung auf uns lauerten achten, sondern auf den Zug. Am Ende der Gleise wartete ein Collectivo auf uns, der uns in 5 Stunden wieder zurück nach Cusco brachte.