
Tag 2 auf dem Salcantay-Trek bedeutet gleichzeitig die Überquerung des Salcantay-Passes auf 4630 m. Dazu klingelte der Wecker um 5 Uhr, wobei der Hahn des Refugio Nacho auch schon fleißig am Krähen war. Nach einem reichhaltigen Frühstück, Rührei, Brot, Käse, Pancake und Marmelade machte ich mich direkt um 6 Uhr auf die Latschen. Einmal aus der Unterkunft heraus und um 90° gedreht, würde ich von der unglaublich schönen Aussicht fast erschlagen. Sowohl Humantay, als auch Salcantay waren beide bis zum Gipfel klar zu sehen. Diese Aussicht hatte sich uns gestern verwehrt. Von unten jagte mich auch schon wieder der Nebel, der nach und nach die ganze Landschaft verschlang. Da ich so früh unterwegs war, wurden auch gerade noch ein paar Pferde wieder nach oben getrieben, die für die müden Tagestouristen nachher herhalten müssen. Bei der ersten Weggabelung traf ich auf ein bekanntes Gesicht und wir gingen ein Stück zu zweit weiter. Der Salcantay verschwand langsam im Nebel. Gemächlich stiegen wir auf. Mit jedem Meter würde es erst wärmer und als man dann über 4000m war, dann doch wieder kälter. Der Weg führte über viele kleine Bäche, die Serpentinen hinauf, über Geröllfelder bis nach oben, wo ein ordentlicher Wind pfiff und ich zu Handschuhen und Mütze greifen musste. Nun war man dem Salcantay ganz nahe. So nahe, dass man ständig irgendwelche Felsstürze oder Gletscherabbrüche hörte und doch so fern, das man nichts davon abbekam. Das Geräusch muss man sich ungefähr wie ein extrem lauten und langen Donner vorstellen, der einen aus völliger Ruhe erschreckt. Jetzt war man oben. Und könnte den Abstieg in Angriff nehmen, denn nach etwa 800m, die man in die Höhe gestiegen war, folgte nun ein Abstieg von 1800m. Auch des Bild änderte sich zunehmend. Anfangs lief man noch über eine Felslandschaft mit viel Geröll später üner eine Ebene mit weiß-roten Steinen, die völlig unecht aussahen und umso weiter man nach unten kam, umso grüner würde es. Auch die Tierwelt veränderte sich. Während ich im Geröll mal wieder 2 Viscachas erspähte, kamen unten wieder viele bunte Schmetterlinge, Vögel und sogar eine Schlange zu Gesicht. Wo ein Gletscher ist, ist auch immer viel Schmelzwasser und deshalb bin ich heute richtig viel durch Flüsse gewatet, konnte alle 50 m einen weiteren Wasserfall an der gegenüberliegenden Felswände ausmachen und wurde immer von einem größerem Strom unten im Tal begleitet. In der letzten Stunde wurde es dann wieder so warm, dass ich selbst im T-Shirt davon gelaufen bin. Umso froher war ich, als ich nach 8 Stunden wandern, an meiner Unterkunft dem Samana Wasi in Chaullhuay ankam und direkt unter die kalte Dusche hüpfen konnte. Danach wurde sich nur noch ausgeruht. Auch heute ist die Unterkunft wieder sehr leer. Regenzeit heißt auf dem Salcantay-Trek, wenig Leute. Der Weg, der in der Hochsaison mit bis zu 1000 Wanderern pro Tag völlig überlaufen ist, hat heute, wenn es hoch kommt, 50 Leute gesehen. Heute habe ich auch erfahren, dass der Weg ab Februar gesperrt ist. Ich habe also mal wieder richtig Glück gehabt, ihn 2 Tage vorher angefangen zu haben, um ihn so in aller Ruhe genießen zu können.