Salcantay-Trek: Tag 1

Der Tag fing etwas schleppend an. Wie immer, ging es früh raus, um ein Collectivo, also einen Kleinbus nach Mollepata zu nehmen. Problem an der ganzen Sache: Ein Collectivo sammelt Leute ein. Wenn also genug Personen zusammen gekommen sind, fährt der Bus irgendwann mal los. Der Vorteil, es ist deutlich günstiger, als jede andere Möglichkeit. Nachteil, man muss Zeit mitbringen. Dass ich heute Morgen schon so viel Zeit vertrödel, hätte ich allerdings nicht gedacht. Ab um 6:00 war ich am Bus. Bis er dann endlich losfuhr, war es 8:45.  4 von den 10 Leuten im Collectivo waren offensichtlich Touristen und man wusste gleich, die machen auch den Salcantay-Trek. Nach 2 Stunden Fahrt wurden wir in Mollepata direkt an den nächsten Fahrer weiter verwiesen, der uns über eine halb weggespülte Buckelpiste zum Anfang unseres Wanderweges brachte. Auch hier konnten wir froh sein, dass wir genau 4 Leute waren, denn der Preis galt pro Auto. Umso mehr Leute, umso günstiger also. Nicht weit und wir machten uns erstmal eine Unterkunft für die nächste Nacht klar. Da es schon Mittagszeit war, setzten wir uns zusammen, packten unsere Snacks aus, bevor wir unsere Sachen in der Unterkunft, dem Refugio Nacho, ließen, um den heutigen Abstecher zur Laguna Humantay in Angriff zu nehmen. Ich hatte ehrlich gesagt etwas Angst vor dem Salcantay-Trek, nicht vor dem Weg an sich, sondern eher vor den Menschenmassen. Bei unserer Ankunft haben wir schon die etwa 20 Tourenbusse gesehen. Während unserer kleinen Mittagspause, sahen wir dann alle Touris zurück zum Bus pilgern. Als der Weg frei war, starteten wir zu viert unsere Wanderung. Bei der nächsten Unterkunft kamen noch 6 andere Wanderer hinzu. Jetzt war ich mit 9 Franzosen unterwegs, die alle, wie ich den Salcantay-Trek ohne eine geführte Tour machen wollen. Gemeinsam gingen wir bergauf, an den Pferden und Maultieren vorbei, die sich jetzt ausruhen, nachdem die Touristenmassen, die ihre starken Beine bräuchten, verschwunden waren. Über die weitreichende Weide ging es also nach oben, über ein paar Flussläufe drüber, bis der Weg sich verjüngte und in Serpentinen endete. Leute, die eine solche Wanderung selbstständig in Angriff nehmen, sind vermutlich sehr erfahrene und somit auch eher zügige Wanderer. Umso besser fand ich es dann, dass ich mich in der Mitte der Truppe wieder fand, also nicht die Schnellste und auch nicht die Langsamste war. Bald bin ich wieder vorn mit dabei, ich brauche nur noch etwas Geduld, bis mein Körper wieder komplett zu seiner alten Stärke zurück gefunden hat. Statt mit 500 anderen Leuten kamen wir irgendwann also zu Zehnt am Humantay-See an und konnten die Natur in seiner ganzen Schönheit genießen. Die strahlen blaue Lagune, die grünen Wiesen und Hügel, die sie umgeben, auf der gegenüberliegenden Seite fließt ein Wasserfall in den See und hinter den tanzenden Wolken zeichnete sich eine Felswand mit seinen Gletschern ab. Nachdem wir uns etwas ausgeruht und das Naturschauspiel genossen hatten, gingen wir noch ein wenig nach oben, um das ganze noch etwas mehr von der Vogelperspektive zu betrachten, wobei das heutige Foto des Tages entstanden ist. Als wir den zweiten Schwung Touristenmassen erwarteten stiegen wir wieder ab, doch die Massen blieben aus. Startet heute keine geführte Salcantay-Tour? Auch nachdem wir wieder in unserer Unterkunft zurück waren, haben wir vielleicht insgesamt noch 5 andere Leute gesehen. Wenn das alles war, dann haben wir extrem Glück. Dank, Regenzeit vermutlich. In den Unterkünften werden auch gerade überall Reperaturen und Renovierungsarbeiten geleistet, was unsere Preise pro Übernachtung inklusive Tee, 2-Gänge-Abendessen und Frühstück, noch zusätzlich nach unten treibt. Ob es wirklich so leer und entspannt bleibt, wird sich allerdings erst morgen zeigen. Bis dahin genießen wir noch die Ruhe, sitzen etwas zusammen, tauschen uns aus, schlagen uns die Bäuche voll und gehen dann auch recht früh mit unserer Wärmflasche unter gefühlt 10 kg Bettdecken schlafen.

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