
Die Nacht hat es wieder fleißig durchgeregnet. Als es dann endlich aufgehört hat, konnte ich mich endlich dazu motivieren, aufzustehen. Zum Frühstück hat mir die Gastgeberin ein wenig Quechua beibringen wollen. Das meiste habe ich direkt wieder vergessen, aber “ja” und “danke” konnte ich behalten, “arí” und ganz schwer “gracias”. Danach wurde ich noch gefragt, was das hier für eine Pflanze sei. Einen scharfen Blick drauf geworfen, naja, sieht aus wie Cannabis oder? Aber ich bin da nicht so der Experte dafür, also nehme ich ein Blatt mit, um es bestimmen zu lassen und falls es Cannabis ist, möchte der Gastgeber die Pflanze vernichten, weil er keine Schwierigkeiten bekommen möchte. Die Familie selbst hat noch nie etwas davon gehört. Jeden Tag Coca konsumieren, aber Cannabis ist fremd. Danach viel der Abschied irgendwie schwer. Auch auf dem Weg hat mein Gemüt es gespürt. Heute läuft es sich nicht so einfach. Vielleicht liegt es aber auch am 5. Wandertag in Folge. Um die Stimmung etwas aufzuhellen und mich anzufeuern, habe ich etwas getan, was ich sonst verspotte. Ich habe mir Musik angemacht und damit lief es sich tatsächlich besser. Durch den Regen war der lehmige Boden eine super Rutsche geworden. Blöd nur, dass ich nicht nach unten, sondern nach oben musste. Am Auto angekommen, war ich unglaublich glücklich. Zum einen, weil ich es geschafft hatte und zum anderen weil nichts am Auto passiert war. Oder doch? Ja! Auf meinen Scheiben sind ganz viele Herzchen und es steht ganz oft mein Name “Pati” in die Schmutzschicht geschrieben. Wie glücklich kann man jemanden machen, mit einer solchen Kleinigkeit. Danke an die 4 Männer, die ich am ersten Abend Kennenlernen durfte. Mit dem Auto ging es dann wieder zurück durch die peruanische Schweiz und schon auf dem Hinweg habe ich zwei abgemagerte Straßenhunde gesehen, von denen ich gehofft habe, dass ich sie wieder an der gleichen Stelle antreffen werde. Und so war es auch. Also bekamen sie erstmal den Thunfisch, den ich eh nicht esse und haben mir fast die Dosen mit weg gefressen. Aus dem Tal raus, rauf auf die größere Straße, die mich einmal quer durch die Berge führt. Was für ein komisches Gefühl. Ich fahre die Strecke nun zum dritten Mal, aber bekomme sie erst jetzt das erste Mal zu sehen. Beim ersten Mal lag ich im Rettungswagen, beim zweiten Mal saß ich im Bus und habe die Strecke in umgekehrter Richtung verschlafen. Heute also mal mit offenen Augen. Macht sich auch besser, wenn man selbst fährt. Nach 5 Stunden kam ich endlich schleppend in Cusco an und 300 m vor dem Ziel ging auf einmal gar nichts mehr. Nach 5 Minuten stieg ich aus dem Auto, um zu schauen, was passiert war. Wie erwartet, ein Unfall. Die Straße war komplett dicht. Ein LKW mit Ölfässern hatte einen kleineren LKW aufgesammelt und umgeworfen. Blöd nur, dass wir in einer Avenue waren also nicht einfach auf die andere Straßenseite wechseln konnten. Der Anfang müsste ganz hinten bei den Bussen und LKWs gemacht werden. Alles zurücksetzen hieß es. Dann quälte sich natürlich weiterhin der gesamte Verkehr von der großen Avenue durch die kleinen viel zu schmalen Gassen. Irgendwann war ich dann doch am Ziel. Also so halb. Im Büro von Arturo, den ich noch aus Lima kenne. Er macht mir 2 Touren für die nächsten 2 Tage bei seiner Agentur klar, selbstverständlich gratis im Austausch für gute Fotos und zum Feierabend geht’s dann in die WG.
Büro