Das muss man sich genauer anschauen

In den Kaffeeplantage wach zu werden hat schon etwas sehr ruhiges, dennoch bin ich direkt nach dem Aufstehen ein einziges Stück weiter gefahren, um ein Freilichtmuseum anzuschauen. Dort angekommen, wurde ich angequatscht: Chica, wo willst du hin? In den Park! Der macht erst um 8 auf, es ist erst um 7! Oh, 7 erst. Naja, dann hab ich mir noch etwas die Zeit vertrieben. Das Auto mal vom ganzen Staub befreit, der so die letzten Tage durchs offene Fenster geflogen ist, Müll entsorgt, Geschirr gewaschen und ein wenig hin und her geräumt. Irgendwann war dann endlich die Stunde vorbei und ich konnte eintreten. Der archäologische Park von San Agustín ist sehr bekannt. Schon seit Jahrhunderten kommen die Menschen hier her. Es war schlussendlich ein Deutscher (Konrad T. Preuß) der sich als Erster für die Konservierung der Reliquien hier einsetzte. Wie groß der Park ist, wusste ich zu anfangs gar nicht. Als ich nach 3 Stunden alles abgelaufen ist, habe ich die gesamte Tragweite erstmal verstanden. Vor über 2000 Jahren war diese Region schon besiedelt. Die Leute hatten Keramiken und jeglichen Schnickschnack, was aber speziell für sie war, ihre Mesitas – ihre Grabstätten. Aus Vulkangestein aus der Region fertigten sie mit viel Geduld Figuren, die bis zu 3 Meter hoch waren, keine wie die andere. Neben Tieren (Affen, Schlangen, Jaguare, Fröschen, Krokodilen und Fischen) bildeten sie natürlich auch Menschen im Stein ab. Groß, klein, dick, dünn, mit Hut oder ohne, mit Instrumenten, mit was auch immer. Diese Figuren erzählen Geschichten. Sie erzählen uns, was die Menschen damals schon gekannt und gekonnt haben. In einer Zeit vor Christus. Unvorstellbar für uns. Diese Figuren schmückten oder beschützten die Grabstätten, wurden dann aber mit Erde zugeschüttet, um wieder eins mit der Natur zu werden. Hier in San Agustín wurden unzählige Mesitas gefunden, die ich alle durch den Wald abwandern konnte. Oben angekommen, wartete eine schöne Aussicht auf mich. Interessant, dass das Besuch des heutigen Museums eine anstrengendere Wanderung war, als meine gestrige in der Tatacoa-Wüste. Nach dem ich alles besichtigt und in mich aufgesogen hatte, beschloss ich wieder einmal weiter zu fahren. So weit mich das Biest auch bringen mag. Ich habe wieder einmal gemerkt, dass ich, wie ich schon früher immer werden wollte, einen super Fernfahrer abgegeben hätte. Mit jedem Meter, den ich fuhr, wurde ich glücklicher und nicht müder. Nach 4 Stunden Baustelle war ich froh endlich wieder ununterbrochen durch die Berge zu heizen und 5 Minuten vor meinem Ziel dann der Rückschlag. Die Polizei hält mich an. Ich soll ihnen zurück zur Polizeistation folgen damit sie mein Auto inspizieren können. Gesagt, getan. Nachdem sie mitbekommen, dass ich scheinbar ganz nett bin, tauen sie auch etwas auf. Aber mein Biesti nehmen sie völlig auseinander, um sich am Ende meine Geschichte anzuhören, wie ich reise, wo ich dusche, ob ich mich sicher fühle und das aller Wichtigste, was ich über Kolumbien denke. Warum ich heute morgen aufgeräumt habe, weiß ich selbst nicht. Sie wünschen mir noch eine schöne Weiterreise und als ich 5 Minuten später bei meinem Schlafplatz ankomme, brauche ich eine halbe Stunde, um alles wieder an seinen Ort zu platzieren. Manchmal wäre ich mit etwas weniger Spektakel pro Tag auch zufrieden, aber die Welt scheint mir alles zeigen zu wollen, was sie so zu bieten hat.

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