Kreuz und quer, hin und her

Ich glaube ich bin der erste Mensch mit Tiefenkrankheit. Seit 2 Tagen habe ich extreme Kopfschmerzen, deshalb geht es heute mal wieder in etwas höhere Gefielde.Bevor ich losfahre, schenkt mir das Mädchen, Naomi, bei dessen Familie ich nebenan übernachtet habe noch ihren Sonnenhut und dann geht’s hinein ins Chaos. Maps funktioniert nicht in dieser Gegend. Es sind Straßen eingezeichnet, die es gar nicht gibt und ich fahre auf Straßen, die noch nicht im System sind. Ich fahre auf Schotterpiste Serpentinen rauf und runter. Bei jeder Abzweigung werfe ich gedanklich eine Münze. Und dann treffe ich endlich auf andere Menschen. “Nein, hier kommst du nicht dort hin, das ist eine Sackgasse!” Also wieder umdrehen und den grausigen weg wieder zurück finden. Die Frau hat zu mir gesagt, ich soll mich links halten, also biege ich genau einmal links ab und ab da flippe ich wieder herum. Irgendwann komme ich auf eine größere Straße aber in welche Richtung muss ich fahren. Ich weiß in welcher Richtung sich mein Ziel befindet aber in den Bergen kann man nie wissen, wo die Straßen hinführen. Den nächsten, den ich frage, in welche Stadt diese Straße führt, hat gute Nachrichten. In etwa genau dort will ich hin, also weiche ich jetzt nicht mehr von dieser Straße ab. Als ich so vor mich hinfahre, denke ich mir, dass ich schon ewig keinen Hitchhiker mehr mitgenommen habe. Seltsam. Ich fahre an einem Haus vorbei, wo gerade ein Mann heraus eilt und wild mit der Hand fuchtelt. Witzig! Gerade habe ich noch dran gedacht und schon gehe ich in die Eisen. Marco ist ein alter kleiner süßer Mann, der wie aus dem Nähkästchen plaudert, während das Biest uns die Straßen im Valle Verde hinaufträgt. Er erzählt mir auch von sich aus, ohne zu wissen, dass er eine deutsche Nachbarin hat, die eine Finca hier besitzt. Er nennt mich herzlich Patricia (kleine Patricia), obwohl er locker 2 Köpfe kleiner ist als ich, aber dafür auch locker 40 Jahre weiser. Ich habe ihn gerade verabschiedet und bin aus dem Dorf herausgefahren, da sehe ich Maria am Straßenrand mitten im Nirgendwo stehen. Ich nehme sie mit. Sie muss ins Collegio Reunion nach Quiroga. Sie ist dort Lehrerin. Sie trägt die gleichen Farben, wie die Schüler als Uniform. Die Schüler werden in Pickups als Schulbusse zur und von der Schule gebracht, wirklich cool anzusehen. Eigentlich muss ich nicht so weit fahren, aber ich bringe Maria bis dorthin, wo sie hin muss. Als wir uns verabschieden, darf ich ein Foto von ihr machen, was das heutige Foto des Tages ist. Danach drehe ich wieder um und fahre ein Stück zurück zum Nationalpark Cotacachi Cayapas. Der Eintritt ist wie immer in Ecuador frei und nachdem ich ein wenig auf der Ufermauer der Laguna Cuicocha gechillt, gegessen und meinen Tee getrunken habe, entscheide ich mich sehr kurzfristig dazu doch noch um den See zu wandern. Die Lagune ist wirklich super schick. In einem aktiven Krater befindlich, bildete sich der See zusammen aus Regen und Schmelzwasser vom ehemaligen Gletscher und bildete die heutige Caldera, Grünzone am Vulkankrater, durch die ich heute wandern kann. Es gibt nur ein Problem. Es ist schon 14 Uhr und die Wanderung ist für 5 Stunden angesetzt. Der Nationalpark schließt 18 Uhr, ich darf nicht hier drinnen schlafen, was ich vorher erfragt habe und auch die Sonne geht um 6 unter. Also heißt es, Beine in die Hand nehmen und los geht’s. Natürlich bin ich wieder nicht allein unterwegs, sondern habe wieder eine Wanderkumpanin. Die erste Hälfte geht es erstmal nur bergauf. Und wenn es mal bergab geht, dann nur um danach wieder steiler bergauf zu gehen. Das Gute, wenn man bergauf läuft, man bekommt unglaublich schöne Aussichten. Und die habe ich. Volvic lässt grüßen. Der wunderschon grüne Krater, darin der blaue See und in der Mitte haben sich drei kleinere saftig grüne Krater als Inseln hervorgehoben. Ich bin super dabei, mein Körper wieder fit, die Kopfschmerzen hier oben bei 3400hm tatsächlich wie weggeblasen. Nach exakt 2 Stunden komme ich in der Hälfte an. Super Timing. Noch viel besser, die 2 Hälfte geht fast nur plan geradeaus. Etwas Zeit, um mit meiner Wanderfreundin zu spielen. Als ein Mann vorbeikommt, hat sie schon so viel Sympathie für mich entwickelt, dass sie ihn anknurrt und in die Wade beißt. Gottseidank hatte er Gummistiefel an. Erschrocken war ich trotzdem sehr. Der Weg führt jetzt an einigen Weiden vorbei durch ein paar Kiefernwälder hindurch und endet schon bald exakt an meinem Auto. Jetzt bekommt meine Hündin noch meine Essensreste vom Mittag und ich fahre heraus aus dem Nationalpark. Direkt nach dem Ausgang parke ich das Auto und darf die Toilette im Park für die Nacht benutzen. Ranger sind immer super freundlich, wenn man mit ihnen redet. Ich habe also mal wieder einen super Schlafplätze gefunden.

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