
4:44 Uhr werde ich von meinem Wecker aus dem Schlaf gerissen. Nur aufstehen, in die Klamotten schlüpfen, Zähne putzen und es kann losgehen. Pato ist mittlerweile auch aus seinem Camper gestolpert. Noch gar nicht wach, aber unsere Beine funktionieren schon. Wir gehen eine halbe Stunde durch den dunklen Wald um wieder in einem privaten Reservat, heute Las Tangaras anzukommen. Wir werden schon erwartet. Die beiden Jungs, die das Reservat zur Zeit hüten sind aus New Jersey (USA) und uns gestern schon über den Weg gelaufen, deshalb kennt man sich schon. Angekommen, müssen wir noch weiter wandern. Es ist immer noch dunkel und ich schon klitschnass geschwitzt. Pünktlich zur Dämmerung kommen wir oben am Lek vom Cock-of-the-Rock an. Mit der Dämmerung setzen hier täglich die Paarungsrufe ein. Mit den Rivalen kommen natürlich auch gelegentlich kleinere Kämpfe hinzu. Wir dürfen das ganze durch Ferngläser beobachten. Die Rufe sind nicht zu überhören. Die Männchen sind gottseidank so kräftig rot, dass sie sich vom Rest des Waldes super abheben, was die Verhältnisse im Regenwald einfacher werden lässt. Nach etwa 2 Stunden haben wir genug gesehen, die beiden Jungs haben ihre Daten gesammelt (Uhrzeit, Anzahl der Sichtungen, Anzahl der Kämpfe, Gebiet, Wetter) und auch bei den Vögeln kehrt langsam wieder Ruhe ein. Wir steigen also wieder ab und machen gemeinsam frühstücken in dem wunderschönen Waldhaus, das zum Reservat gehört. Ich bekomme Bananen vom Gelände geschenkt und die beiden verabschieden sich von uns. Wir dürfen uns noch weiter hier ausruhen. Auf der Veranda sind Yogamatten ausgerollt, die natürlich direkt noch uns rufen. Eine kurze Einheit später schlafen wir fast darauf ein. Wir rappeln uns aber auf um wieder zurück zu unserem Camp zu wandern. Jetzt wollen mich selbst meine Beine nicht mehr so wirklich tragen. Ich bin so müde, dass selbst meine Muskeln müde sind. Auch Pato will und kann gottseidank nicht viel schneller laufen als ich. Also lassen wir uns gefühlt durch den Wald treiben, versuchen uns mit den Naturwundern hier und da abzulenken und kommen am Ende so geschafft an, dass wir direkt in die Autos fallen und erstmal einen Mittagsschlaf machen. Da ich keinen Ventilator habe, werde ich von der Hitze geweckt und gönne mir eine kalte Dusche zur Abkühlung und zum Wachwerden. Danach geht’s in die Hängematte und ich warte bis Pato wach wird, um ihm zu offenbaren, dass ich Pizza-Hunger habe. Ich brauche nicht viel Überzeugungsarbeit leisten und wir sind schon fast unterwegs ins Dorf. Wir unterhalten uns mit dem Pizzabäcker und geben ihm freie Hand bei der Wahl. Am Ende bekommen wir eine der leckersten Pizzen, die ich in Südamerika gegessen habe. Als ich nachfrage, ob das Basilikum auf der Pizza war, ende ich mit einem riesen Bündel Basilikum in meiner Hand. Pato bekommt stattdessen eine andere Pflanze aus dem Garten geschenkt, Tabak. Noch schnell im Pizzaofen getrocknet und ab ins Tütchen. Naja, jeder, was er mag. Ich werde später Pesto aus meinem Basilikum machen. Aber erstmal gehen wir wieder in die Schokolaterie Maya Mindo, wo wir das letzte Mal zu voll gefuttert waren, um Souvenirs zu kaufen und holen unsere Favoriten: 65% Schoki mit Zitronengras und Cacao-Schalen für Tee. Gerade erst den Tag versüßt, müssen wir ihn uns direkt wieder versalzen. Die Patos verabschieden sich von einander. Patricio bleibt noch etwas länger hier, was ich auch gern tun würde, aber ich habe leider nicht all zu viel Zeit. Also heißt es mal wieder Abschied nehmen und ich bin wieder allein unterwegs. Was waren die letzten Tage angenehm. Vielen lieben Dank für die tolle entspannte Zeit. Die Straße, die ich heute fahre, ist Recht unspektakulär. Ich fahre 2 Stunden Schotterpiste, ab und zu durch winzige Dörfer hindurch, aber immer entlang der grünen Hügel Ecuadors. Am Ende Frage ich bei einer Familie nach, ob ich für diese Nacht ihre Nachbarin sein darf, da ich direkt neben einem Felsen einen super Parkplatz für mich mit Blick ins angrenzende Tal, wo gerade die Sonne hinter dem Hügel verschwindet.
Auch das heutige Foto des Tages stammt wieder von Pato. Wer mehr von ihm sehen möchte, das hier ist seine Website: https://www.patodelaselva.com