
Noch vor dem Frühstück wurde ich heute Morgen geholt. Jemand hatte sich ganz in der Nähe, wo wir geschlafen haben festgefahren. Als ich sehe, wie steil der Berg ist und lose der Untergrund war, wusste ich nicht mal, ob ich da selbst wieder hoch komme. Aber erstmal musste ich ruckwärts den Berg runter und schon mal das Allrad einlegen. Als ich dann gesehen habe, dass es ein Pickup war, war ich noch viel skeptischer, dass die ganze Aktion Erfolg haben würde. Patricio hat gottseidank einen Gurt dabei, den wir zwischen die Autos spannen können. Alles ist bereit, ich bin super nervös. Die Handbremse bis zum Anschlag. Ein Versuch und ich fahre den Berg hoch. Ich bemerke nicht mal, dass ich den Pickup schon hinter mir her ziehe. Und dann sind wir oben. Ich kann es nicht fassen. Ich bin wieder einmal so stolz auf mein Biest, das hätte ich wirklich nicht erwartet. Dann kann es auch endlich erstmal Frühstück geben. Danach steigen wir zusammen in mein Auto und wir fahren zum Reservat Rio Bravo. In dieser Gegend sind fast alle Reservate private, was Recht gut ist wie ich finde, da so die Natur in den richtigen Händen ist. Als wir dort ankommen, stehen wir vor verschlossenen Türen. Ein kurzer Anruf später und uns wird geöffnet. Wir sind heute die einzigen. Nils aus den Niederlanden, der seit 5 Jahren hier wohnt, da seine Verlobte die Nichte der Besitzerin ist, begrüßt uns super freundlich und erklärt uns den Wanderweg. Danach gehen wir los. Es ist nicht mehr häufig, dass man wirklich noch primären Regenwald findet. Regenwald, der nie angerührt wurde. An dem nie etwas verändert wurde. Aber heute dürfen wir einen solche. Wald erleben. Wir sind begeistert. Patricio, der Biologe noch viel mehr als ich. Er entdeckt Pflanzen und Tiere, die er noch nie gesehen hat. Raupen, deren Haare man kämmen möchte so lang sind sie. Blätter, die einen Quadratmeter groß sind. Schmetterlinge, die teilweise transparente Flügel haben, wie auf dem heutigen Foto des Tages zu sehen ist. Die Natur ist schön sehr kreativ und einfallsreich. Am Ende des Weges kommen wir an einem 60 m hohem Wasserfall an, der mit so viel Kraft herunterstürzt, dass in 50 m Umgebung ein ziemlich starker Wind entsteht. Wir schlüpfen in unsere Badesachen und wagen uns in das Becken am Fuße des Wasserfalls. Ich halte es aber absolut nicht lange aus. Eine Snackpause später und wir sind wieder auf dem Rückweg. Als wir wieder bei Nils ankommen, hat er uns einen Saft aus Guyava & Naranjilla gemacht. Wir setzen uns zusammen hin und beobachten sie vielen Kolibris, die hier auch einige Nester haben. Wer außerdem hier niestet ist der Cock-of-the-Rock. Wir sind völlig überrascht. Ein super abgefahrener Vogel. Wir gehen noch kurz zu einem 90 m hohen Wasserfall und sind auf dem Rückweg, da es tatsächlich schon wieder dunkel wird. Nils hat uns empfohlen Ausschau nach Tucanen zu dieser Uhrzeit zu halten. Da wir ihre Rufe kennen. Halten wir jedes Mal, wenn wir einen hören, um zu schauen, ob wir sie in den Baumkronen sichten können, aber die Pflanzen sind hier einfach zu dicht und dann endlich sehe ich einen. Allerdings super weit weg. Dann fliegt ein anderer an uns vorbei. Und dann sehen wir sogar noch einen dritten, an genau der gleichen Stelle. Dann geht’s aber wirklich zurück zum Camp. Ich schmeiße schnell ein Lagerfeuer an und dann kommt das Fleisch übers Feuer. Einen gemeinsamen Abendtee später landen wir Recht früh im Bett, da es morgen super früh raus geht.