Am Mittelpunkt der Erde angekommen

Nach dem Frühstück heißt es mal wieder Abschied nehmen von Menschen, die ich gerade erst lieb gewonnen habe. Ich bekomme noch einige Tipps mit auf den Weg und dann bin ich auch schon auf dem Weg nach Quito, der höchstgelegenen Hauptstadt der Welt. Wir befinden uns auf 2800 m und ich habe mich heute morgen kurz entschlossen für eine Free-Walking-Tour angemeldet. Glücklicherweise finde ich nicht weit vom Treffpunkt einen Parkplatz, mache noch schnell ein paar Besorgungen: Radkreuz, Wärmflasche, Handy-Ladekabel, Obst & Gemüse und schon geht die Tour los. Wir treffen uns bei der Basilica del Voto Nacional. Wir sind heute eine sehr kleine Gruppe, was eher ungewöhnlich ist. Mit von der Partie sind: Lucia aus Mexiko nun in New York lebend, Valentina aus Italien nun in New York lebend und Marko, der Mann von Lucia aus der Nähe von Oldenburg (Deutschland) natürlich auch in New York lebend. Die drei sind gerade in Quito für eine Hochzeit zwischen einer Ecuadorianerin und einem Deutschen. Super cool, wie ich finde. Unsere kleine, aber super feine Truppe machte sich also auf den Weg und unsere Reiseleiterin machte uns zum Beispiel auf die vielen verschiedenen Tiere an der Basilica aufmerksam, alle samt aus Ecuador, vom Kondor über die Schildkröte bis hin zum Iguana. Da es eine Säge gibt, dass das Ende der Welt Naht, sowie die Kirche fertig ist, wird ununterbrochen daran renoviert. Verrückt. Unser Weg führte uns dann weiter zum Cacao-Tasting. 90% des Ecuadorianischen Cacaos werden nach Deutschland, Schweiz und Belgien exportiert. Wir dürfen 5 verschieden Schokoladen verkosten. Es ist immer die gleiche Cacao-Pflanze und die exakt gleiche Menge an anderen Zutaten. 70% Schoki vom Amazonas schmeckt im direkten Vergleich komplett anders als 70% Schoki aus Cacao von Esmeralda (den Bergen) oder Guayaquil (der Küste). Tatsächlich schmecken wir heraus, in welcher Gegend die Cacao-Pflanzen stehen. Die Schoki mit den Cacao-Bohnen von der Küste schmeckt tatsächlich salzig, obwohl nicht ein Gramm Salz enthalten ist. Was ich auch super spannend finde und heute gelernt habe: Cacao-Pflanzen sind über die Wurzeln miteinander verbunden und können so Mineralstoffe miteinander austauschen. Die einzigen Bäume die das sonst noch machen, sind Kaffee und Wein. Super erstaunlich, super intelligent. Weiter geht’s mit etwas Kultur, wir lernen ein wenig über die verschiedenen indigenen Bevölkerungsgruppen, setzen ihre Masken auf, und nachdem wir den typischen Guavenliquör getrunken haben heizen wir uns mit einem Tanz noch mehr ein. Danach kosten wir noch die verschiedenen Arten Mais (mit Karamell, Chilli, Zucker, Salz). In Ecuador wird dieser getrocknete Mais zum Snacks Hundekacke genannt, wieso auch immer. Danach geht es ein Stück weiter und wir bekommen direkt das nächste Getränk zum verkosten, das hier gern zur Vorweihnachtszeit getrunken wird. Und so schmeckt es auch. Ein Teegetränk aus Zimt, Khaki und eventuell noch Anis. Damit man noch wärmer wird, kommt ein Zuckerrohrschnaps namens Puntas hinzu. Nach den ganzen Verköstigungen ist jetzt aber Mal wieder etwas Sightseeing angesagt. Was ich erschreckend finde, dass den Indigenen, das Christentum von den spanischen Eroberern aufgezwungen wurde. Was noch viel schlimmer ist, dass sie dann nicht einmal in den Kirchen beten und ihre Gottesdienste abhalten durften, deshalb sieht man in Quito vor jeder Kirche ein Steinkreuz, wo sie dann beten durften. Strikt getrennt von den anderen. Und dabei sind bei den Indigenen alle Menschen gleichgestellt. Die Frauen haben genauso viel zu sagen, wie die Männer, das war damals ziemlich fortschrittlich. Später haben sie auch ihre eigenen einfacheren Kirchen erbaut. Die Franziskaner und Jesuiten haben weitaus prunkvollere Bauten in der Stadt errichtet, wie die Iglesia de la compañia de Jesús oder der Kathedrale oder dem Franziskanerkloster mit der ersten Hochschule und Brauerei von Ecuador, die immer noch als solche dienen. Was ich heute außerdem über Ecuador gelernt habe, ist ein wenig Vexillologie, Flaggenkunde: Ecuador hat die gleichen Farben wie Kolumbien und Venezuela, da alle einmal zur kolumbianischen Föderation gehörten. Das Gelb steht für das Erdreichtum des Landes, blau für den Pazifik und rot zum Gedenken an das Blut, das während der Eroberung vergossen wurde. Ganz viel Geschichte und ganz viele interessante Fakten, die ich hier gar nicht alle aufzählen kann. Nach 3,5 Stunden waren wir fertig und ich machte mich auf den Weg zum Mittelpunkt der Erde. Was ich nicht erwartet habe, dass man Eintritt zahlen muss, um die Koordinaten 0’0’0′ auf seinem GPS zu sehen. Das Gute, es gibt ein Museum zur Geschichte des Mittelpunkts der Erde, ein wenig Wissen und Tradition aus den 4 verschiedenen Regionen Ecuadors (Amazonas, Hochland, Küste, Galapagos), ein Planetarium und ein Cacao-Museum mit Schokolaterie mit erneuter Verkostung für mich gratis dinzu. Für die anderen Touristen gibt es noch haufenweise Souvenirläden zum Shoppen, da ich aber recht spät dran war, komme ich gerade dazu alles Wissen und all die kostenlosen Schokiproben in mich aufzunehmen. Auf dem heutigen Foto des Tages ist der Äquator zu sehen. Was ich witzig finde, ist, dass es auf der linken Hälfte (Südhalbkugel) dunkel/Winter zu sein scheint und rechts auf der Nordhalbkugel hell bzw. Sommer ist, was ja auch in gewisser Weise zutrifft. Super Schnappschuss, wie ich finde.

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