Freudentränen

Wetterumschwung, ich werde von der Sonne geweckt. Nach dem Frühstück geht es sofort nach Ambato, denn, was ich verschwiegen habe bisher: Ich habe schon wieder Probleme mit meinem Motor. Ich habe absolut keinen Bums. In Baños könnte mir keiner helfen. Ich quäle mich also mit 10-40 km/h den Berg herauf und bin überrascht, dass mit gar nicht so viel Zeitdifferenz ankomme. Ich frage den Parkwächter, wo der Mechaniker ist und er meint, der ist nicht da. Enttäuschung. Ich suche seine Nummer heraus und rufe ihn an. Sehr gut, er kommt in 20 Minuten wieder zur Werkstatt. Also warte ich kurz und schon ist er da. Das erste was er nach der Begrüßung sagt, ist, ich bin Mechaniker für Benziner und nicht für Diesel-Fahrzeuge, wie es mein Biest ist. Er schaut es sich aber trotzdem erstmal an. Noch einer Minute meint er, wenn es das war, haben wir Glück. Steig ein, wir machen eine Probefahrt. Die Motorkontrolleleuchte bleibt aus und wir flitzen den Berg hoch. Ich kann es nicht glauben, durch mein Offraod-Fahren ist einfach die Halterung eines Sensors kaputt gegangen. Kabelbündel drumrum und schon hält er wieder. Mir kommen die Tränen, ich kann’s nicht fassen. So schnell, so einfach, so billig. Ich musste nichts bezahlen. Ein ganz großes Dank, die Google-Bewertungen sind mal sowas von gerechtfertigt. Ich hatte mich darauf eingestellt, in Ambato bleiben zu müssen, aber wenn ich nicht in der Stadt sein muss, fahre ich direkt wieder heraus in die Berge nach Quilotoa. Die Straße dorthin ist für eine Bergstraße mal richtig gut. Was erstaunlich ist, ist die Dichte an Straßenhunden. Alle 100 Meter liegt einer am Straßenrand oder gar mitten auf der Straße. Den Vulkan Cotopaxi habe ich die ganze Zeit im Blick und je höher ich komme, desto besser wird die Aussicht. Das Wetter spielt mir in die Karten, die Fernsicht ist unglaublich gut. Zum Cotopaxi geht es aber erst in ein paar Tagen. Heute also nur ein kleiner Vorgeschmack. In Quilotoa angekommen, bin ich etwas überrascht. Normalerweise habe ich ja einen Draht völlig abgelegene Ziele zu erkunden. Abgelegen bin ich, aber definitiv nicht der einzige Tourist. Ich schlender erstmal ein wenig herum, mache mich schon mal schlau, was man alles für Wanderungen machen kann und gehe nach meinem späten Mittagessen auch gleich noch eine Runde wandern. Die Wanderung startet oben am Kraterrand, von hier hat man eine unglaublich schöne Aussicht über den gesamten Krater und so auch die Laguna Verde Quilotoa. Das heutige Foto des Tages entsteht genau hier. Der Weg führt mich jetzt 40 Minuten lang nach unten an den See, durch Sand oder Staub, ich kann es gar nicht definieren, aber am Ende sehe ich bis zum Knie aus wie ein Schw… Ich bin mal wieder nicht allein unterwegs. Eine Hündin begleitet mich die gesamte Zeit. Unten am See angekommen, ruhen wir uns kurz aus, sehen, wie die arbeitende Bevölkerung Feierabend macht, die Boote werden eingeholt und die Läden verriegelt und dann machen sie sich auf den schweißtreibenden Heimweg. Wir warten noch etwas und gehen dann zusammen nach oben. Es fühlt sich an, als würde man eine Sanddüne heraufwandern. Eine Fußlänge nach vorn und durch den Sand rutscht man die Hälfte wieder zurück, da die Sonne bereits untergeht, beginnen sich jetzt die Schatten der Berge auf dem See wiederzuspiegeln. Super schön. Ich bleibe wieder viel zu oft stehen um Fotos zu machen, was eine willkommene Pause für mich ist und auch meine Wanderkumpanin wartet jedes Mal geduldig auf mich. Oben im Dorf angekommen, verlieren wir uns aus den Augen, also gehe ich zum Auto zurück, da es langsam kalt wird. Nach einer halben Stunde, sehe ich sie im Spiegel, wie sie meiner Fährte nachschnüffelt, ich mache die Tür auf und sie freut sich riesig. Da sie ein Straßenhund ist, traut sie sich aber nicht ins Auto. Zur Erklärung: Sie ist der sauberste Straßenhund mit dem Weichstein Fell, den ich je gesehen habe. Sie legt sich windgeschützt neben mein Auto und schlummert. Da ich Essensreste übrig habe, teile ich sie gern mit ihr und sie verschlingt sie, aber will nicht ins Auto zum Kuscheln. Ich hoffe sie ist morgen noch da und wir können die morgige Wanderung auch zusammen machen. Wenn dem so ist, muss ich mir wirklich was überlegen. Sie bringt mein Herz zum Schmelzen und wieder einmal kullern die Tränen beim Gedanken daran, mit ihr zu reisen und ihr zu Fressen und zu Trinken zu geben.

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