Noch höher hinaus

Natürlich habe ich die Höhe in der Nacht gemerkt, Bauchgrummeln, erhöhte Atem- und Herzfrequenz. Meine Erythrozyten haben aber so gute Arbeit geleistet, dass ich heute doch noch etwas weiter am Chimborazo nach oben wandern konnte. Erstmal musste ich mich allerdings aus dem zueisten Auto trauen. So viel Mumm um ein Beweisfoto zu schießen hatte ich dann doch. Noch schnell anmelden und ich darf los wandern. Über das Refugio Carell zum Refugio Whymper. Auch das war alles wieder mal sehr spontan. Ich wusste nur, dass ich wandern will. Gestern habe ich gesehen, dass es hier einen See geben soll, zu dem ich eigentlich wollte, aber als ich einen der Guides am Parkeingang fragte, meinte dieser, der ist zur Zeit ausgetrocknet. Dann habe ich mich durchgefragt, was noch so alles möglich ist und bin schlussendlich bei meiner heutigen Tour gelandet. Der Wind pfeift heute richtig heftig. Ohne Sonnenbrille und Mundnaseschutz kann man nur schwer exestieren. Das spart Sonnencreme denke ich mir, aber zwischen den Zähnen knirscht es immer noch. Naja die Welt ist nun mal kein Ponyhof. Oder doch? Denn ich komme an 2 Pony/Pferden vorbei, die auf müde Wanderer warten. Ich gehöre leider nicht dazu, aber sie nun in meine Fotogalerie. Nur 10 Minuten später träume ich vor mir hin, als ich fast über Vicuñas stolpere, sie selbst waren auch sehr erschrocken und suchen erstmal etwas Sicherheitsabstand und wir beäugen uns eine Weile gegenseitig. Nun ist es nicht mehr weit zum Refugio Whymper auf 5000 hm. Hier lege ich meine erste Pause ein, bis jetzt war der Weg Recht einfach, aber ich sehe, was auf mich wartet. Von der Ferne kann ich auch nach noch so langem Hinsehen keinen Weg ausmachen. Also Schritt für Schritt und dann wieder nach 20 Schritten Pause, weil es super steil ist,ich aufgrund der Höhe um Luft ringe, mein Herz dauerhaft bei 200 schlägt und ich auch den Weg suchen muss. Wenn ich nicht wüsste, wo mein Ziel Aguja de Whymper (5300hm) ist, wäre ich schon längst umgedreht. Ich kämpfe mich aber ganz langsam und mehr oder weniger sicher nach oben. Ständig höre ich Steinschläge und tüftle schon eine Taktik aus, was ich mache, wenn es in meiner nähe passiert. Vor dem Rückweg graust es mich ehrlich gesagt. Aber erstmal muss ich weiter rauf, jetzt bin ich schon so weit oben, dass es Blödsinn wäre umzudrehen. Kurz vor meinem kleinen Gipfel nimmt der Wind nochmal ordentlich zu. Ich warte ab. Gottseidank lässt er wieder nach, sodass ich es bis nach oben schaffe. Schnell was essen, ein paar Fotos machen und dann bemerke ich, dass ich hier oben Empfang nach 2 Tagen ohne Empfang habe. Also schnell noch bei den Liebsten melden, dass alles in Ordnung ist und dann zwingt mich der Wind und die ständige Geräuschkulisse der aufschlagenden Steine doch nach unten. Zu meiner Überraschung macht der Abstieg richtig Spaß. Der Weg ist einfacher und eindeutiger von oben und der Schotter auf dem ich auf dem Hochwege ständig weg gerutscht bin, bildet jetzt Stufen oder ich surfe den Berg nach unten. Ich bin also viel schneller als gedacht wieder bei meinem Auto und beschließe deshalb doch noch weiter zu fahren, obwohl ich eigentlich noch eine Nacht hier schlafen wollte. Es geht nach Baños. Die Straße ist Recht unspektakulär. Da ich nach unten fahre, werden die Berge und Hügel wieder grüner und interessanterweise, werden hier selbst die steilsten Hänge mit Feldern bewirtschaftet. Ich kann meinen Augen kaum glauben. Ich biege ins Valle hermoso, das schöne Tal, ab und bin schon bald in Baños. Ich suche mir einen Campingplatz und quatsche währenddessen mit Luis, der mir eine Karte von Baños schenkt und darauf alles einzeichnen, was ich hier schönes machen kann. Es scheint so, als muss ich hier ein wenig bleiben. Als ich dann auf meinem Campingplatz ankomme, koche ich mir erstmal etwas. Direkt danach habe ich noch etwas Zeit um in das nahegelegene vulkanische Thermalbad Balneario El Salado zu gehen. Hier treffe ich auf Paula und ihre Familie, die jedes Wochenende aus der Stadt hier her kommen. Wir Unterhalten uns schön und wechseln gemeinsam in die verschiedenwarmen bzw kalten Becken. Von 7-43°C ist alles dabei. Das Wasser ist von den Mineralien gelb bis braun gefärbt. Die Ablagerungen an den Seiten in Tropfenform ist ebenfalls Geld. Im heißesten Becken steigen sogar Luftblasen vom Lavasteinboden auf. Super interessant für mich. Nach 3 Stunden Wechselbaden geht’s nur noch in die Dusche. Hier sind die Ablagerungen rostrot und auch das Wasser schmeckt stark nach Eisen. So viele Eindrücke schon wieder. Jetzt schlender ich nur noch gemütlich zum Campingplatz zurück, wo Biesti schon auf mich wartet.

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