Galapagos Tag 9 – Geologieunterricht

Ursprünglich wollte ich heute eine Motorradtour mit einem befreundeten Parkranger durch die Highlands von Isabela machen, als sein Motorrad gestern ausstieg und die Pläne umgeschmissen wurden, kam alles ganz anders. Um 7 sollte ich mich vor meiner Unterkunft bereit halten. Der Pickup-Safari-Truck hielt und ich sprang auf die Ladefläche in mein heutiges Abenteuer. In die Highlands geht es trotzdem. Auf dem Weg sammeln wir meinen Parkranger ein und er bespricht mit dem Guide, dass wir einfach mit ihnen mitlaufen dürfen. Kurz an der Parkkontrolle vorbei und schon fahren wir entlang des Kraters des Supervulkan Sierra Negra. Ursprünglich wollte ich die Tour auf eigene Faust machen, als ich aber mit dem Fahrradverleih darüber sprach, würde mir erklärt, dass man ab dem Kontrollposten nur mit Guide weiter darf. Eine geführte Tour ist mir aber deutlich zu teuer, ich bin Jaime also unglaublich dankbar, dass er uns in die heutige Tour einschleusen konnte. Für heute bin ich deshalb Freiwilligenarbeiterin einer ganz anderen Insel. Alles seine Idee. Die anderen Touristen haben davon keine Ahnung. Dabei belassen wir es auch. Mit der Gruppe und dem Guide haben wir aber richtig Glück, alle super cool und sympathisch, passioniert über die Natur und ihre Kraft. Auch Jaime war seit 20 Jahren nicht mehr hier oben, deshalb ist auch für ihn alles neu. Heute bin ich dabei, alles zu übersetzen so gut ich kann, da die Tour auf Englisch ist und er nur Spanisch spricht. Als wir bei 900 Meter Meeresspiegel über den Wolken sind, steigen wir ab in den Krater. Mit jedem Schritt wird es wärmer. Der Vulkan ist leicht aktiv und selbst über 3 km Erdkruste spürt man die Wärme noch. Der Wanderweg führt uns vorbei an einigen Farnen, die hier nach dem letzten Ausbruch vor etwa 3000 Jahren, sesshaft geworden sind und exakt einem Kaktus. Bricht der Vulkan wieder aus, wird alles Leben auf Isabela und den umliegenden Galapagos-Inseln ausgelöscht, so groß ist dieser Vulkan. Wir sprechen von “Recycling”. Leben recyceln. Eine tolle Sichtweise. Mir gefällt die Naturverbundenheit unseres Guides. Die Galapagos-Inseln selbst sind durch den letzten Ausbruch des us-amerikanischen Supervulkans Yellowstone entstanden.

Wir verlassen die Grünzone und kommen ins Gebiet des Teufels, wie man hier so schön sagt. Alles ohne Leben. Selbst der “Sand” hier ist nicht organischen Ursprungs, wie der am Strand sondern hoch giftig. Hier war mal ein See, nicht aus Wasser, sondern irgendeiner Säure. Aus diesem Grund ist das Vulkangestein hier weiß und spröde und zerfiel am Ende zu diesem Sand. Es fühlt sich an, als würden wir auf Pappschnee laufen, auch exakt das gleiche Geräusch entsteht bei jedem Schritt. Der Geruch nach faulem Ei, der anfängt in der Nase zu stechen, kommt von der entfernten Schwefelmine, zu der wir gehen. Immer mehr und immer größere Sulfatsteine schmücken den Weg. Von hellgelb bis tief orange. Umso dunkler, umso reiner. Umso weiter wir in den Krater hineingehen, umso mehr müssen wir wieder heraufsteigen, da die Erdkruste im Krater, wie eine Art Korken vom Magma darunter mit Druck von Zeit zu Zeit nach oben gepresst wir. Nachdem wir also in den Krater abgestiegen sind, müssen wir jetzt wieder heraufgehen, obwohl wir noch lange nicht in der Mitte sind. Als wir an unserem Ziel angekommen sind, setzen wir uns alle auf einen riesigen wackelnden Fels und sind einfach nur still. Mit Blick aber aus sicherer Entfernung auf die Schwefelminen lauschen wir dem zischen und heulen des hochgiftigen Dampfes, der vor unseren Augen entweicht. Wir sind gut 100 m entfernt. Wären wir dort, würden wir in 5 Minuten Tod sein. Das will dann doch keiner von uns. Jaime hat anscheinend schon lang genug gelebt und ist etwas sehr wagemutig und geht näher an die giftigen Dämpfe heran. Unser Guide hat allerdings sehr Angst, dass der Wind dreht und wer weiß was passiert. Als er umdreht, schieße ich das heutige Foto des Tages. Heutzutage ist die Mine aus ethischen Gründen geschlossen, da die Arbeiter hier nie das 50. Lebensjahr erreichten. Auf dem Rückweg halten wir noch an einem Aussichtspunkt “El mango” an und haben von dort einen spektakulären Weitblick auf alle im Osten und Westen umliegenden Inseln. Das Wetter hat aufgeklärt. Wieder zurück im Dorf, kann ich es nicht erwarten, den Staub von mir zu duschen, meine Haut ist extrem ausgetrocknet dadurch. Aber was für ein mal wieder völlig unerwartetes Erlebnis.

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