
Der Wecker holt mich aus dem Schlaf und ich gehe an die einzige befestigte Straße, die Hauptstraße der Insel Santa Cruz, um dort eingesammelt zu werden. Im Auto sitzen außerdem schon 2 andere Touristen. Am Itabaca Kanal angekommen, steigen wir auf das Boot, wo 2 weitere Nicht-Latinos warten, wir verladen noch schnell ein paar Dinge vom Auto ins Boot und dann düsen wir los Richtung Gordon Rocks, ein Tauchgebiete in das nur erfahrene Taucher dürfen. Da ich weiß, dass ich ein sehr guter Taucher bin für die wenigen Tauchgänge, die ich bisher hatte, habe ich etwas bei der Anzahl meiner Tauchgänge flunkern müssen. Dementsprechend aufgeregt bin ich aber auch, da ich hoffe, dass bei der starken Strömung wirklich alles gut geht. Da wir nigelnagelneue Tauchanzüge bekommen haben, die zudem auch noch extra dick sind (7mm) müssen wir erst etwas in seichterem Gewässer mit dem Blei herum probieren. Der Anzug verleiht mir so viel Auftrieb, dass ich selbst mit Sauerstoffflasche und 14 Extrakilo Blei noch oben treibe und nicht untergehen. Nach 16 kg geht’s dann endlich abwärts. Nachdem das ausgetestet ist, geht’s aber wirklich zum Tauchspot. Da wir “alle” erfahrene Taucher sind, geht es nach einem kurzen Briefing über die Gegebenheiten unter Wasser auf “1, 2, 3, Go!” gemeinsam ins Wasser und wir sind durch die Strömung direkt mal 20 m hinterm Boot, als ich wieder auftauche. Alle beisammen und schon geht’s runter. Ich komme mir vor wie auf einer Mission. Der Rauchguide voran und alle anderen 5 hinterher. Jeder muss sich um seine Probleme allein kümmern. Ich komme super gut klar, sogar besser als diejenigen, die 5 mal mehr Tauchgänge absolviert haben, als ich. Ich habs doch gewusst. Das erste große Meereswesen, das ich entdecke, scheint mir absolut nicht von dieser Welt, ein Ding, das ich noch nie gesehen habe und nicht wusste, dass es existiert. Spanisch Mola mola, English Sunfish, also Sonnenfisch. Als ich dann WLAN hatte, habe ich den deutschen Namen nachgeschaut und musste herzlichst lachen, schwimmender Kopf. Und das trifft es ziemlich auf den Punkt. Aber ein riesiger Kopf. Der, den wir gesehen haben, war locker 2x3m groß. Und 10 Minuten später direkt nochmal. Eine große Flosse oben und eine unten am Kopf. Eine Schwanzflosse ist Teil des Kopfes und die Seitenflossen sind Miniatur im Gegensatz zum Rest. Völlig abgefahren. Ansonsten hatte das Wasser heute leider nicht die erwarteten Hammerhaie zu bieten. Das Wasser war ihnen schlicht und ergreifend zu kalt. 15°C waren selbst in unseren dicken Taucheranzügen extrem kalt. Die Fauna unter Wasser war trotzdem sehr artenreich und reichhaltig. Schildkröten, Stachelrochen und riesige Fischschwärme. Nach einer kurzen Snackpause kam dann beim zweiten Tauchgang sogar ein Seelöwe vorbeigeschwommen. Einen Seelöwen an Land oder von Land aus zu sehen, ist das eine, ihn unter Wasser zu beobachten , ist eine ganz andere Welt. Irgendwie schien er mich zu mögen, da er sich genau mich herausgesucht hat. Ein Stück mit mir geschwommen ist, dann kurz schneller geworden ist, umgedreht hat und wieder zu mir kam. Er hat sich kaum bewegt aber war schnell wie ein Torpedo. Das Beste daran war, als ich mal kurz aufgehört habe zu atmen, ja ich weiß, das soll man nicht machen, wenn man taucht, aber ich musste mal kurz meiner Umgebung und nicht die ganze Zeit meinem Atem lauschen, habe ich den Seelöwen gehört, wie er, ja wie nennt man es, wenn ein Seelöwe spricht, geseelöwt hat? Es war eher ein Klicken und Pfeifen, aber nach dem Schwimmenden Kopf heute, das beste Erlebnis überhaupt. Als auch der 2. Sauerstofftank alle ist, tauchen wir auf und frösteln uns alle in eine Ecke mit Sonne auf dem Boot. Wir düsen zurück, wir haben Gegenverkehr von einer Riesenschildkröte auf der Straße und ich muss sehr darüber lachen. Ich hatte erst Angst, mal eine über den Haufen zu fahren, aber das Gute ist ja, dass sie nicht wie anderes Wild mal schnell auf die Straße hüpfen. Nein, wenn eine Schildi sich entscheidet, die Straße zu überqueren, kann das schon mal eine halbe Stunde dauern. Ich bin durch das Frieren extrem geschafft. Heute mache ich nicht mehr viel, außer ein Abendessen in meiner Unterkunft zu genießen, mich aufzuwärmen und zu entspannen.