Mal wieder ‘ne Planänderung

Raus aus den Federn und direkt auf den Fahrersitz. Das ist ja immer meine erste Amtshandlung am Tag, nur dass ich sonst von hier aus das Auto verlasse. Heute bin ich sofort los gedüst, da ich wusste, mein erstes Ziel ist nicht weit. Die Straßen hier oben in den Bergen lassen es aber weit erscheinen. Ein paar Schüler laufen mit mitten auf der Straße entgegen. Natürlich, es gibt auch keinen anderen Weg und schnell fahren die Autos ja eh nicht. Nach 1 Stunde komme ich an. Ich packe schnell Badesachen, Wechselkleidung, Kulturbeutel und Frühstück ein, um mein morgendliches Prozedere hier zu vollziehen. Ein Trampelpfad führt mich zu den heißen Quellen “Baños Termales de Aticara”. Jackpot, ich bin allein hier. Es gibt 4 verschiedene Becken. Ich teste von jedem die Wassertemperatur und suche mir selbstverständlich das wärmste heraus. Es ist das größte mit Wasserfall. Von Gletscherwasser habe ich erstmal genug. Jetzt darf es auch mal wärmer sein. Also rein in den Bikini und erstmal unter den warmen Wasserfall, eine Wohltat. Ich bekomme eine gratis Massage, eine warme Dusche und das bei einem wundervollen Ausblick in die umliegenden Berge. Ich habe mich schon gewöhnt, wieso das Dorf hier so grün ist, aber auch die Pflanzen scheinen das Wasser hier genauso wie ich zu mögen. Es ist eine kleine Oase hier, da nur 1 km weiter wieder nur ein Stein über dem anderen liegt ohne jegliches Anzeichen von Leben. Während ich hier also mein Leben genieße und mein Frühstück im Wasser zu mir nehme, vergeht die Zeit mal wieder viel zu schnell. Eigentlich wollte ich ja nach Cajamarca durch die Berge fahren, jedoch komme ich viel zu schleppend voran und ich habe noch nicht eine Tankstelle hier oben gesehen und Empfang habe ich auch nicht, dass ich nachschauen könnte, wo die nächste ist, also entscheide ich mich dazu, nachdem ich mein Bad mit Schwimmhäuten zwischen den Fingern verlassen habe, umzudrehen. Das heißt, ich muss wieder die gefährliche Straße nach unten. Vorher Frage ich allerdings in jedem Dorf, manches besteht nur aus drei Häusern, ob sie Diesel haben. Benzin verkauft jeder, aber Diesel hat keiner bis ich in La Pampa die letzten drei 5-Liter-Kanister von einer Frau kaufen kann. Mit denen sollte ich es bis zur nächsten Tankstelle schaffen. Ich fahre also wieder nach unten in den Cañon del Pato. Heute traue ich es mir sogar ein paar Beweisfotos von der Straße zu machen. Auch heute geht alles wieder glimpflich aus. Jetzt also noch die restlichen Tunnel, die ich gestern nicht gefahren und durchhupt habe, mitnehmen und dann bin ich auch wieder auf sicheren Straßen. Auf meinem Weg wurde ich von ein paar Arbeitern angehalten. Ich bin immer verwirrt, wenn die Leute irgendwelche Handzeichen machen und ich keine Ahnung habe, was das bedeutet. Heute haben sie mit den Fingern ein 2 gezeigt und hin und her gewackelt. Jetzt weiß ich, dass es Trinken heißen soll, da ich danach nach Wasser gefragt wurde. Ich fülle also ihre Flaschen aus meinem Kanister auf und sie wünschen mir eine gute Weiterreise. Es sind wirklich die kleinen Dinge, die mich auf meiner Reise am meisten erfreuen. Solche Momente sind wertvoll für mich, auch wenn sie von außerhalb unbedeutend erscheinen mögen. Wenn man aber alleine reist, freut man sich über jedes noch so kleine Lächeln, das man jemandem ins Gesicht zaubern kann. Die Steine hier sind im Gegensatz zu gestern nicht beige sonder schwarz. Die Männer arbeiten beim Kohleabbau. Mein Auto ist mit geöffneten Fenstern dementsprechend dreckig, weil es ordentlich staubt. Auf sicheren Straßen angekommen, gönne ich mir eine “Caldo de Gallina”, um noch mehr für meine Genesung zu tun. Wenn es jetzt nichts wird, weiß ich auch nicht. Ein heißes Bad und eine kräftige Hühnersuppe, sollten doch Wunder wirken. Ich bin jetzt in einem extrem weiten Tal Richtung Meer unterwegs. Der Flussslauf ist sehr breit und neben der Straße wird sogar Reis angebaut. Laut Navi soll ich auf die andere Uferseite über eine Brücke ohne genügend Querstreben. Ich gehe in die Eisen, steige aus, begehe die Brücke zu Fuß und kann es einfach nicht fassen. Maximalgewicht 25 Tonnen, kann das wahr sein? Wird diese Brücke tatsächlich noch benutzt? Ich entscheide mich heute ausnahmsweise mal für einen niedrigen Adrenalinspiegel und bleiben auf dieser Seite. In Santa bei Chimbote angekommen, ist die Straße Richtung Trujillo, wo ich hinmöchte, mit hohen Steinhindernissen versperrt. Als nächstes kommt nur noch das Meer, irgendwie muss ich doch in die Richtung kommen. Ich sehe eine Verkehrspolizistin und frage sie wo ich langfahren kann. Sie zeigt mir eine kleine Lücke zwischen den Hindernissen. Ich bin jetzt auf einer niegel nagel neuen Autobahn mutterseelen allein, nur auf der verkehrten Seite, ich fühle mich extrem unwohl, auch wenn ich keinen Gegenverkehr sehe, also fahre ich durch den Graben auf die andere Seite und mein Herzschlag beruhigt sich wieder. Ich finde das war genug Abenteuer für heute. Jetzt geht es wirklich nur noch nach Trujillo, wo es die schlechtesten Autofahrer Perus geben soll. Ich treffe mich spontan mit Livia, die ich vom Huayhuash-Trek kenne. Wir gehen in den Mercado Central, machen auf dem Weg ein wenig Sightseeing und landen dort, wo die meisten Leute sind. Wir fangen damit an, eine Chicha morada zu bestellen. Gefolgt con einem Stück Kuchen. Alles super lecker. Wir sitzen an einer Art Bar mitten im beschäftigten Markt und beobachten, was die anderen so bestellen, also bestellen wir das gleiche Getränk. Irgendeinen Punsch, mit rohem Ei. Hoffentlich gute Eier, aber bei den Massen die hier über die Theke gehen, muss es gut sein. Im Anschluss gibt es noch das Sandwich, das jeder bestellt und wir verabschieden uns wieder. Mittlerweile ist es dunkel geworden, also fahre ich nur noch aus Trujillo heraus an den Strand, denn im Dunkeln macht die Campsuche nur wenig Spaß. Der Strand ist aber ein super Platz über den ich mich keineswegs beschweren möchte. Heute schlafe ich also mit Meeresrauschen ein.

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