
Ich habe mit Livia aus Deutschland in einem Zelt geschlafen und wir werden Punkt 5:30 Uhr, wie gestern angekündigt, mit einer Tasse heißem Coca-Tee, der direkt ins Zelt gebracht wird, geweckt. Wir können also in Ruhe wach werden, bevor wir uns in die noch dunkle Kälte wagen. Pünktlich zum Sonnenaufgang treffe ich mich mit den anderen beim Zähneputzen und danach gibt es auch schon Frühstück in unserem Esszelt. Danach werden wieder die Esel beladen und wir starten um 7 mit unserer heutigen Wanderung. Diese führt uns zunächst nur sachte dann aber ordentlich steil bergauf. Während die anderen sich im Coca-Kauen üben, möchte ich es aus ganz eigener Kraft schaffen. Ich bin doch etwas überrascht, wie fit ich bin. Radio Patricia läuft wieder auf Hochtouren, während für die anderen gilt: “Don’t talk, just walk!” – “Rede nicht, gehe nur!”. Entlang der Tres Lagunas, den berühmten 3 Seen, den Blick die ganze Zeit auf die Gletscher gerichtet, kämpfen wir uns nach oben. Wenn man ehrlich ist, ist natürlich die meiste Zeit der Weg im Blick und nicht der Gletscher. Oben am Aussichtspunkt angekommen, machen wir eine Pause, schießen Fotos, meine Drohne stürzt bald ab und haben einfach endlich mal Zeit durchzuatmen. Leider geht es immer noch weiter bergauf, aber ich bin super drauf. Nach bereits 4 anstatt 5 Stunden komme ich oben bei 4800 Höhenmeter am Paso Siuala an. Unser Mittagessen wurde schon vorgekocht und deshalb genießen wir zeitgleich mit der Aussicht auch ein gutes Mahl. Es gibt Gemüsenudeln, für mich mit Avocado, da ich keinen Thunfisch esse. Wir beobachten die Kondore und brezeln uns in die Sonne. Ich lege mich kurz hin und mache die Augen zu, während die anderen von den Kondoren begeistert sind, die ich ja nun schon zu Hauf gesehen habe. Dann geht es nur noch bergab. Mit meinen Wanderstöcken bin ich fix wie eine kleine Bergziege und darf sogar vor den Guides wandern. Die anderen haben gemeint, ich sei herunter gejoggt. Ich fühle mich einfach super wohl. Ich hatte sogar Zeit die Natur zu genießen und viel schöne Bilder zu machen. Als ich an einen Flusslauf komme, der extrem klar ist und ein paar natürlich Pools hat, entscheide ich mich schnell meine Sachen auszuziehen und mich einmal zu erfrischen. Die drei Schnellsten haben mich eingeholt und von hier aus gehen wir gemeinsam zum Camp. Statt 3 Stunden bergab haben wir 1 Stunde gebraucht. Unsere Zelte sind schon aufgebaut, da die Esel heute eine andere Route genommen haben. Bevor ich ins Zelt falle, um mich kurz auszuruhen, wasche ich noch meine Kleidung im Flusslauf, der sich durch das Camp schlängelt, lege sie auf den warmen Stein zum Trocknen und ruhe mich dann wohlverdient etwas aus. Als die Anderen nach der normalen Zeit eintrudeln, bin ich wieder fit. Sie richten sich in ihren Zelten ein und ich kümmere ich mich um Brian aus Holland, dem es nicht so gut geht. Ein bisschen Schatten, da die Sonne heute ununterbrochen geknallt hat, Wasser, ein kalter Lappen, Traubenzucker, einen Coca-Tee und Ruhe im Esszelt. Wir brauchen uns wirklich keine Sorgen machen. Von 8 Leuten sind wir 6 Ärzte, fast unglaublich. Als sich alles wieder eingepegelt hat, sitzen wir schon wieder zusammen, trinken unsere 4-5 Tasse Tee und sind nur noch am Lachen. Ich habe Muskelkater im Bauch, weil wir so viel Quatsch labern und das sogar auf Englisch. Um 6 wird uns unser Abendessen kredenzt. Diesmal gibt es Lomo Saltado mit ein bisschen mehr Gemüse wie traditionell. Wir haben eingeführt, unserem Koch zu applaudieren, wenn wir gesättigt und zufrieden sind, was bisher jedes Mal der Fall war. Danach gab es wieder das Briefing für morgen und übermorgen. Ich hatte eine Bitte und ich bin gespannt, ob sie in den nächsten Tagen beherzigt wird. Dazu müssen die Anderen aber fit genug sein, da dies längere Wanderungen für jedermann bedeutet. Der harte Kern blieb danach noch etwas im Gemeinschaftszelt sitzen, während ich Tränen lache. Lange halten wir es aber auch nicht mehr aus, bevor wir in unseren Zelten verschwinden.