
Mein Eis zum Abendessen und ein kompletter Tag Ruhe gestern haben Wunder bewirkt. Heute fühle ich mich tausend Mal besser, sodass ich wieder etwas unternehmen kann. Da ich ja gestern faul herumlag und nichts von Salvador gesehen habe, muss ich das heute im Schnelldurchlauf nachholen, denn ich möchte raus aus der großen Stadt, muss aber doch mal etwas gesehen haben, bevor ich weiterreise. Also leihe ich mir morgens ein Fahrrad von einer Station am Straßenrand aus, die es hier zu Hauf gibt und radel los. Direkt erstmal in eine Sackgasse gefahren. Klassiker mittlerweile bei mir. Dann nehme ich also die nächste Straße und dann geht es immer bergauf zusammen mit dem Stadtverkehr zum Hafen, wo später meine Fähre ablegen wird, um mir Infos zu holen, die ich online nicht bekommen habe. Als das geschafft ist, geht es ins historische Zentrum der Stadt, welches leider noch weiter oben liegt. Ein paar Mechaniker helfen mir, eine nicht all zu stark befahrene Straße zu finden. Auch Treppen nehme ich ungern. Auf dem Weg nach oben kassiere ich Applaus von einigen Anwohnern, was uns gegenseitig ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Ich bin dann doch kein gewöhnlicher Tourist, denn oben angekommen, sehe ich nach und nach Touristen aus Taxis aussteigen, die sich hier hoch haben fahren lassen. Der Weg hier her war aber schon sehr schön mit tollen Aussichten zwischendurch. Ich finde, ich habe also alles richtig gemacht. Tatsächlich aber, bin ich die Einzige hier oben mit Fahrrad. Die kopfsteingepflasterten Gassen sind vielleicht ein weiteres Indiz dafür, weshalb ich die Ausnahme bin, aber ich habe Spaß. Ich schaue mir ganz kurz die alten Bauten und Kirchen an, alles sieht sehr kolonial aus mit bunten Fließen und als ich vor der Basilikabin, werde ich angequatscht und angemalt. Ein Kurzes: “Okay?” “Okay!” Und mein gesamter rechter Arm wird zum Anlass des Festival Cultural mit Sonnen und Wellen verziert. 10 Meter weiter schieße ich das heutige Foto des Tages und drehe noch eine kurze Runde bevor ich zurück fahre. Ab nun geht es bergab. Zusammen mit den Motorrädern, die sich zwischen den Autos durchschlängeln, rase ich durch den Stadtverkehr und bin viel zu schnell wieder bei meiner Station, wo ich das Fahrrad wieder einhänge. Der Rückweg hätte ruhig etwas länger sein können. Ich glaube das Rad ist noch nie so schnell gefahren und es hatte sicher noch nie so viel Spaß in seinem tristen Stadtleben. Da das mit dem Eis gestern so gut geklappt hat, gibt es direkt noch eines in Selbstbedienung. Super Konzept. So kann ich extrem viele Geschmackssorten testen. Mein Mototaxi ist auch schon da und bringt mich zum Hafen. Ganze 1,50€ kostet die einstündige Überfahrt nach Bom Despacho. Am “Gate” kann ich schon das Bus-Ticket für drüben kaufen und natürlich gibt es wieder allerlei Leute, die jegliche Ware Feil bieten. Ich entscheide mich für ein Wasser. Das Popcorn mit Orangensaft und Sahne überzeugt mich dann doch nicht so sehr. Die meisten trinken Amstel-Bier und vertreiben sich die Zeit mit etwas Musik. Und dann werden die Tore geöffnet und alle stürmen aufs Boot. Ich bekomme einen super Platz auf dem Deck an der Seite. Mit einem ordentlichen Drake-Shake tuckern wir übers Wasser und kommen überpünktlich an. Die Busse warten auch schon. Als ich sehe, dass es keine Toilette im Bus gibt (und ich werde 5,5 Stunden im Bus sitzen), frage ich schnell eine Gruppe von Frauen, wo die Toilette ist. Natürlich verstehen sie mich nicht, also drücke ich es nun ganz international aus: “Pipi?” und gestikuliert währenddessen, dass ich mich hinsetze. Dann kommt der sichtbare Geistesblitz und es heißt nur: “Ah, para Schischi!”. Ich muss schmunzeln und kann es mir nicht verkneifen, es für immer festzuhalten. Pipi in portugiesisch ist also Schischi. Wieder was gelernt. Die Frau bringt mich schnell zur Toilette, während die anderen auf mein Gepäck aufpassen und dann kann es auch in den Bus gehen, der mich sanft nach Itacaré bringt.