
Ungewohnt dunkel ist es heute, als ich das erste Mal die Hütte verlasse. Von der Ferne sehe ich schon die Gewitterwolken rasend schnell auf uns zukommen und bald darauf setzt auch der Regen ein. Innerhalb von Sekunden schüttet es einige Eimer voll vom Himmel. Unsere Abfahrt verzögert sich, aber wir haben alle Freude daran, dem wilden Treiben vom Trockenen aus zuzuschauen. Als es sich ausgeregnet hat, geht es auch für uns aufs Wasser. Wir fahren zu einem alten Hotel, indem die Queen, Bill Gates und andere hohe Tiere residiert haben. Hier wurde viel Dschungel zerstört, um möglichst viele Brücken, unter anderem auch zum eigenen Flughafen, zu bauen. Schneller als alles repariert werden konnte, eroberte sich der Dschungel sein Habitat zurück und dementsprechend liegt hier nun ein Haufen Schrott sinnlos herum. Als wir wieder umkehren wollten, ich aber irgendwie gar nicht zufrieden war und gefragt habe, ob wir nicht noch ein wenig ins dichtere Grün können, um vielleicht noch ein paar Tiere zu sichten, sprachen sich Josef und Jefferson kurz ab und ohne mit der Wimper zu zucken, ging es mitten rein ins Gestrüpp. Und siehe da, direkt am Anfang treffen wir auf ein paar neugierige Äffchen, die sich allerdings mit all unseren Lockversuchen nur wenig beeindruckt zeigten. Wir haben zwar eine bunte Pappe und ein Stück Holz, aber ein paar Früchtchen und eine leckere Banane wäre ihnen dann vermutlich doch lieber. Wir suchen noch ein bisschen hin und her nach einem Weg durch das Pflanzenwirrwarr, aber es gab beim besten Willen kein Durchkommen hier. Also geht es wieder im Vollgas zurück. In voller Fahrt wird dann plötzlich das Gas weggenommen, eine 180° Kehrtwende gemacht und der Motor abgestellt. Jefferson hat einfach die besten Augen. Irgendwo hier soll irgendwas sein. Er balanciert vom Steuerposten hinten am Boot nach vorn, verschwindet auf dem Bug in den Büschen, zieht einen Ast zu sich heran und greift einmal beherzt zu. Und da ist es, ein kleines Faultierchen. So süß und noch ganz nass vom Platzregen heute Morgen. Vielleicht ist es deshalb sogar noch putziger. Ich nehme es auf den Arm und bin direkt in seinen Bann gezogen. Im Zeitlupentempo streichel ich es, als sei ich Mama Faultier. Als ich an den Händchen ankomme, greift es mit seinen Krallen so fest zu, dass ich nicht mehr entkommen kann. Aber wieso sollte ich auch? Bitte halte mich für immer so fest. Das ist einfach so herzig. Aber ich muss es doch irgendwann frei lassen und zurück in seine natürliche Umgebung setzen. Dann heißt es auch für mich Abschied nehmen. Der Abschied fällt keinem leicht, auch nicht den Guides. Jefferson vergießt sogar eine Träne, aber ich muss weiter. Die Welt ruft. Es gibt noch viel zu entdecken.