Schweißtreibende Angelegenheit

Ich brauche mal wieder Freilauf. Deswegen haben mir meine Eltern 2 Tage das Auto überlassen, damit ich wandern gehen kann. Ich fahre in die Reserva Ecológica Estadual da Juatinga. Das Auto bleibt stehen und ich bin mit den ersten Metern im Dschungel. Der Boden ist lehmig rot, die Pflanzen saftig grün und wenn ich mal durch den dichten Wald schauen kann, sehe ich einen strahlend blauen Himmel und das türkisfarbene Meer. Ich brauche nicht lange und bin klitschnass geschwitzt. Die Luftfeuchtigkeit ist so hoch, aber auch der Weg ist ziemlich anstrengend. Ich bin recht langsam unterwegs. Es geht erst rauf und direkt wieder runter, um gleich wieder rauf zu gehen. Der Wald ist nicht eine Sekunde ruhig. Das viele Schwitzen macht mich durstig und wie gerufen kommen einige Quellen, die durch Bambusstämme zum Wanderweg geleitet werden. Nach einiger Zeit komme ich zu einem kleinen Wasserfall und mache hier meine Mittagspause. Weiter geht’s und direkt um die Ecke strahlen meine Augen. Eine Brücke, aber meine Güte ist die kaputt. Ich überlege tatsächlich ein paar Mal hin und her, aber dann ist doch der Nervenkitzel zu groß. Ich taste mich erst vorsichtig voran und laufe dann auf der rechten Kante zum anderen Ufer. Als ich drüben bin, bin ich schon etwas froh, dass es glatt gelaufen ist. Nun wird der Weg etwas unübersichtlich, ein paar Trampelpfade kreuzen und da wir in Südamerika sind, ist der Wanderweg ja eh nicht markiert. Ich komme in einem kleinen Hippie-Fischerdorf an. Ich staune nicht schlecht, als ich sogar eine Schule sehe und tatsächlich haben sie gerade Schulschluss und so laufen mir ein Haufen Kinder über den Weg. Autos gibt es hier keine, das einzige Transportmittel sind Boote. Am langen Strand Praia do Sono entlang, einmal über den Berg und ich lande direkt beim nächsten Strand. Herausfordernd ist immer, den Ausgang wieder zu finden, da selbst der gut belaufen Wanderweg vom Strand aus, im Dschungel komplett untergeht. Ich laufe ein paar Mal vorbei, aber finde ihn schließlich. Noch ein Strand und dann komme ich irgendwann nach viel zu langer Zeit in Punta Negra an. Ebenfalls ein Fischerdorf, aber anders als das vorherige ist es nicht in den Sand gebaut, sondern in den Berg beziehungsweise den Dschungel. Auch hier gibt es wieder nur die Boote zum Transport. Alles ist sehr entspannt. Ich habe für die 8 km hier her 4 Stunden gebraucht. Mein eigentliches Ziel liegt weitere 2 Stunden entfernt, mit Rückweg macht das 4 Stunden. Da es allerdings schon 15 Uhr ist und 18 Uhr dunkel wird, muss ich hier nun leider umdrehen. Aber wie immer, es gibt keine schlechten Nachrichten, sondern nur Änderungen im Plan. Also nehme ich jetzt etwas die Beine in die Hand, kann aber nicht widerstehen wenigstens einmal ins Meer zu hüpfen und ein Açai-Eis in Sono zu essen. So viel Zeit muss sein. Als ich auf dem Rückweg bei der Brücke vorbeikomme, beschließe ich mich unten lang zu gehen. Ich möchte mein Glück nicht auf die Probe stellen. Da es schon dämmert, wird der sowieso schon laute Dschungel noch aktiver. Mir hüpfen ein paar Frösche über den Weg und die Vögel werden immer lauter. Mit dem letzten Dämmerlicht komme ich am Auto an. Perfektes Timing! Jetzt geht es nur noch ins Hostel in Paraty die Beine hochlegen. Das war doch anstrengender als erwartet.

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