Von der Ruhe in den Sturm

Aufgewacht, völlige Ruhe. Nebel bedeckt mein Auto am Strand. Ich hoffe, dass die Sonne ihn etwas verflüchtigen lässt, also bleibe ich noch ein wenig liegen, aber dem ist leider nicht so. Also geht es los, es liegt noch eine Halbinsel vor mir zu entdecken. Ich fahre zur äußersten Spitze und schlage dort mein Frühstückslager auf. Die Nebelstimmung gefällt mir hier besonders gut. Mystisch legt es sich über die Küste. Außerdem sehe unzählige Seelöwen, die dort wie auf einem Haufen fast schon übereinander gestapelt liegen und kuscheln. Auch diesmal suche ich die Pinguine vergebens. Als ich zurück zu den Rangern fahre, bestätigen sie mir, dass es zur Zeit keine Pinguine gibt, was mich etwas beruhigt, dann war ich immerhin nicht blind. Der Weg zurück fühlt sich heute deutlich unspektakulärer an, da ich weiß, dass ich es definitiv schaffe, gleicht aber immer noch einem einstündigen Kamelritt. Auch die Mine durchquere ich diesmal wieder, aber heute läuft sie auf Hochtouren. Ich werde freilich wieder herausgelassen und diesmal ist es der Portier, der mich fragt “Bayern München oder Borussia Dortmund?”, als er herausfindet, dass ich aus Deutschland bin. Ich beschließe nach Nasca zu fahren. Es liegt eh auf dem Weg nach Lima, wo ich morgen oder übermorgen ankommen möchte. In Nasca angekommen, gehe ich zum Aussichtspunkt und schaue mir 3 Linien von den Inkas an. Sie nennen sich “Hände, Baum und Eidechse”. Die Menschen haben die Panamericana-Route aber leider direkt durch den Schwanz der Eidechse gebaut. Die Inka haben sich so viel Mühe für Wasser und Fruchtbarkeit mit diesen übergroßen Zeichnungen gegeben, die man nur aus der Vogelperspektive sieht und wir zerstören es. So ist der Mensch nun einmal. Ein kurzer Schriftwechsel mit meinen Kumpel aus Lima klärt auf, dass es ihm heute Abend am Besten passt, dass ich nach Lima komme. Da sonst nur eine ewig lange Straße auf mich wartet mit ganz viel Strand, beschließe ich, durchzuballern und noch heute bis nach Lima zu fahren. Die Straße ist der Hammer dafür. Sie lassen es sich aber auch mit sehr teueren Mautgebühren gut bezahlen. Als es dunkel wird, wird die Fahrt zum Graus. Ich glaube einige Peruaner bräuchten mal eine Anleitung, wie man eine dreispurige Autobahn benutzt. Jeder fährt, wie er will. Im Slalom fahre ich zwischen den Autos durch. Der Smog legt sich auf meiner Frontscheibe nieder und verschlechtert die Sicht zunehmend. Die einen Rücklichter blinken aufgeregt in allen Farben, die anderen fehlen komplett. Auf meiner verschmierten Scheibe wird das zur Tortur. Der Verkehr wird immer dichter. Der Gegenverkehr blendet mich extrem, aber irgendwie schaffe ich es in der Rushhour heile nach 9 Stunden Autofahrt am heutigen Tage in Lima anzukommen. Biesti wird sicher in der Tiefgarage in Miraflores verstaut, ich hüpfe schnell unter die dringend erforderliche Dusche und wir gehen zusammen mit Freunden in einem Club feiern. Die Musik ist super und die Stimmung auch. Dass ich mich heute Abend mit so vielen feiernden Latinos umgebe, hätte ich heute Morgen, als ich in aller Ruhe wach geworden bin, nicht einmal erträumt.

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