
Ganz aufgeregt wartet mein Biesti heute darauf, gestartet zu werden. Ich habe den Schlüssel nicht einmal komplett umgedreht und der Motor schnurrt wie ein Kätzchen. Bevor es aber auf die Straße geht, mache ich in aller Ruhe Frühstück am Meer. Mit jeder Minute wird es wärmer und ich würde am liebsten ins Wasser hüpfen, bei dem Wellengang und Felsen ist mir das allerdings zu gefährlich. Was mache ich also, als ich losfahre? Richtig, Ausschau nach einem Strand halten. Gar nicht so einfach hier, aber irgendwann bin ich fündig geworden. Ich schnappe mir direkt erstmal das Shampoo, springe ins Wasser und wasche mich das aller erste Mal im Meer. Das ist wirklich anspruchsvoll, wenn der Wellengang so stark ist, nicht seine Seife zu verlieren, sich auf den Beinen zu halten und dann noch das Atmen nicht zu vergessen. Diesmal musste ich ordentlich über mich schmunzeln. Hätte ich mich selbst beobachtet, eyeyey. Immer diese seltsamen Touristen. Mir egal, danach war ich sauber und konnte das Meer, den Strand und die Sonne genießen. Was ich schon vorher auf dem Weg beobachtet habe, ein paar Leute scheinen sich mit Blasentang Geld zu verdienen. Sie stehen am Wasser und schwingen einen kleinen Anker an einer Leine hin und her, bis der Tang in guter Position ist, werfen den Anker und holen ihn samt Grünzeug wieder ein. Die einen sind da erfolgreicher, die anderen weniger. Aber ziemlich interessant, womit man sich alles sein täglich Brot verdienen kann. Der weitere Weg ist heute sehr verlassen, ich fahre durch eine riesige Wüste. Und dann komme ich in ein Dorf, die hier meistens nur auf ein paar Hütten bestehen und überall wird das Gleiche verkauft, irgendwelche bunten Dosen. Bei genauerem Hinschauen fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Das sind Oliven! Würde ich sie gern essen, wäre ich hier im Paradies. Ein Stand nach dem nächsten und alle verkaufen sie Oliven. Nach dem Dorf folgen dann die entsprechenden Olivenbäume und schon bin ich wieder in der Wüste. Noch immer bin ich mit recht vielen LKW auf der Straße, bis ich auf einen unbefestigten Weg ausweiche in Richtung Marcona. Ein paar Meter und ich brauche mein Allrad schon. Der Wind hat hier so viel Sand auf die Straße geweht, dass ich mich direkt festfahre, wenn nur der Vorderradantrieb arbeitet. Ich bin völlig allein hier. Schon etwas unheimlich, aber auch irgendwie abenteuerlich. Ich hole meine Drohne heraus und schieße das heutige Foto des Tages. Weiter geht’s nach Marcona. Als es wie aus dem Nichts auftaucht und doch eine relativ große Stadt ist, komme ich mir vor, als wäre ich gerade in einem guten Science-Fiction-Film. Die Stadt scheint die Farbe der Wüste angenommen zu haben, scheint aber auch sehr viel Industrie zu haben. Schon aus der Ferne sehe ich riesige Silos und Maschinen. Als ich dort Richtung “Naturreservat San Fernando” abbiegen möchte, ist die Straße durch eine Schranke versperrt. Der Pförtner fragt mich, wo ich hin möchte. Ins Reservat! Er wieder: “Dazu brauchst du eine Zutrittsbescheinigung für die Mine, die du durchqueren musst.” Gottseidank erklärt er mir außerdem, wo ich diese bekomme und meint, dass es für mich kein großer Aufwand wäre. Ich fahre also diesmal nach Marcona herein, am Hafen vorbei, ist wirklich süß hier, und zum Officina Shougang. Sicherheit wird hier groß geschrieben. Die Türen sind schwere Eisentore und ich muss klingeln, um hereingelassen zu werden. Ich erkläre kurz, was ich möchte und die 2 Herren sind super freundlich. Der eine ist begeistert von meinem Biesti und der andere fragt mich: “Borussia Dortmund oder Bayern München?”, als er meinen deutschen Pass entziffert. Die, die mich gut genug kennen, wissen die Antwort, ansonsten möchte ich hier eher liberal bleiben. Er meinte auch, dass ich mich sehr glücklich schätzen kann, dass ich heute hier bin, da morgen Feiertag in Peru ist und somit niemand im Büro arbeiten wird. Wow, was für ein Glück, ich hatte grob damit geplant, eigentlich Samstag im Reservat zu sein. Da ich die letzten Tage aber so gut vorangekommen bin, ist es zu Freitag geworden und ich hatte heute außerdem beschlossen, schon mal die Nacht dort zu verbringen. Nach 10 Minuten hatte ich meine schriftliche Erlaubnis in den Händen, für 2 Wochen die Mine mit Biesti betreten zu dürfen. Erst jetzt bekomme ich mit, was für ein riesiges Ding das ist und erst jetzt wird mir klar, dass Shougang irgendetwas asiatisches zu sein scheint. Ich werde noch 3 Mal kontrolliert, muss jedes Mal meinen Reisepass und die Einfuhrerlaubnis vorzeigen und während ich hereinfahre, werden die Minenarbeiter mit Bussen in den Feierabend gebracht. Interessant, dass Google Maps auf diesem Privatgelände jeden noch so kleinen Feldweg kennt. Da die Sonne schon den Horizont berührt, fahre ich nur noch in eine nicht so beschäftigte Gegend der Mine, aber heute nicht mehr ins Reservat. Jetzt muss alles flink gehen. Campingkocher raus, Gemüse schnibbeln und schnell für die nächsten Tage mit vorkochen. Der Hunger wird mit super leckeren vegetarischen Spagetti Bolognese gestillt. Das letzte Sonnenlicht reicht gerade so aus, um alles wieder im Auto zu verstauen und auch ich husche schnell hinterher. Heute schlafe ich also in einer hochsicheren vermutlich chinesischen Mine. Die Containerschiffe ankern auch schon vor dem Hafen und warten darauf beladen zu werden.